Tennis Fed-Cup-Heldinnen feiern Pyjama-Party im Flieger

Brisbane/Frankfurt · Das deutsche Fed-Cup-Team mit seiner Erfolgstrainerin Barbara Rittner hat am anderen Ende der Welt Geschichte geschrieben. Nach dem 3:1 in Australien steht Deutschland erstmals seit 1992 wieder im Finale.

Fed-Cup-Heldinnen fliegen im Pyjama zurück
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Zur Einstimmung auf die große Pyjama-Party in 10.000 Meter Höhe stießen die Fed-Cup-Heldinnen nach dem ersten deutschen Finaleinzug seit 22 Jahren mit dänischem Dosenbier an. Zu den Klängen des Tote-Hosen-Hits "Tage wie diese" feierte die Mannschaft von Teamchefin Barbara Rittner ganz unkonventionell ihren 3:1-Halbfinalsieg gegen Gastgeber Australien in der Umkleidekabine der Pat-Rafter-Arena von Brisbane.

Es war der Auftakt einer langen fröhlichen Nacht im Riesen-Airbus 380, die erst mit der Ankunft am Montagmittag um 13.15 Uhr MESZ in Frankfurt enden sollte. "Wir werden in Schlafanzügen fliegen, das war die Abmachung", sagte eine glückselige Andrea Petkovic, die wie all die anderen in dieser Mannschaft den Teamgeist lebt und liebt.

Erfolgsgarantin Angelique Kerber, die am Sonntag beim 4:6, 6:0, 6:4 im Spitzenduell gegen Samantha Stosur vorzeitig den Punkt zum entscheidenden 3:0 holte, träumte inmitten der improvisierten Fete bereits von Höherem. "Es wäre das Allergrößte, mit diesem tollen Team den Titel zu gewinnen. Ich bin stolz auf die ganze Mannschaft, dieser Sieg ist etwas ganz Spezielles", sagte die Weltranglistensiebte. Im Finale am 8./9. November 2014 muss die deutsche Mannschaft in Tschechien antreten.

Auch Rittner, die in den Tagen von Brisbane wie immer einen Anruf von Steffi Graf ("Keiner hat das Finale so verdient wie ihr") erhalten hatte, war bewegt vom größten Erfolg seit 1992. "Ich bin unglaublich glücklich und unglaublich stolz auf die Mädels. Das ist ein bisschen Geschichte, die sie schreiben", meinte die 40-Jährige mit Blick auf die widrigen Umstände rund um das Halbfinale in Australien. Die lange Anreise, der Jetlag, der Hexenkessel - alles gemeistert.

Ein Grund mehr für Rittner, bereits in Richtung Endspiel zu schielen: "Ich weiß, dass in den Spielerinen auch im Finale ein Sieg steckt. Aber jetzt genießen wir erst einmal den Moment."

Schon eine Stunde nach dem abschließenden Doppel saß das Team im Shuttle-Bus Richtung Flughafen. Rittner hatte vor dem 24-Stunden-Trip via Dubai bereits ihren Pyjama angezogen und sagte dem SID: "Dieser Erfolg gibt mir eine unheimliche innere Ruhe und Zufriedenheit. Die Geduld über all die Jahre ist belohnt worden." Zuletzt hatte die DTB-Equipe 1992 im Endspiel gestanden - damals war Rittner noch Spielerin - wie alle anderen in jener Zeit im Schatten der großen Steffi Graf.

Deutschland erreicht das Fed-Cup-Finale
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Deutschland erreicht das Fed-Cup-Finale

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In Brisbane übernahm Kerber in perfekter Manier die Rolle als Nummer eins. Die Kielerin gewann wie bereits im Viertelfinale in der Slowakei im Februar (3:1) beide Einzel. "Angie weiß gar nicht, wie gut sie eigentlich ist", lobte Rittner die nervenstarke Linkshänderin. Kerber bezwang einen Tag nach dem 6:1, 6:0 im Eiltempo gegen Casey Dellacqua auch die frühere US-Open-Siegerin Stosur nach hartem Kampf und sorgte für den vorzeitigen Finaleinzug des zweimaligen Titelträgers (1987 und 1992).

Bezeichnend, wie Kerber die Momente vor dem Matchball erlebte. "Ich habe rausgeguckt in die Box und das ganze Team gesehen. Da habe ich gedacht: Du spielst für Deutschland und für jeden Einzelnen da draußen", beschrieb die 26-Jährige den großen Zusammenhalt im Team. Was folgte war ein Ass der alles andere als aufschlagstarken Kerber. Nach der Entscheidung tanzte die DTB-Mannschaft samt Betreuern auf dem schnellen Hartplatz Ringelreihen und sang: "Finale, oho - Finale, ohohoho."

Allen voran Petkovic. Die frischgebackene Charleston-Siegerin hatte den Grundstein für den Sieg in Down Under mit einem Erfolg im ersten Einzel gegen Stosur (6:1, 7:6) gelegt. "Wenn du draußen 15 Leute aus deinem Team in der Box siehst, die zu tausend Prozent hinter dir stehen und einfach nur gemeinsam das gleiche Ziel verfolgen, wird mir immer etwas anders im Magen", sagte Petkovic dem SID. Die wegen Formschwäche nicht berücksichtigte Sabine Lisicki twitterte: "YYYEEEESSSS!!!!"

Auch DTB-Präsident Karl Altenburg war stolz auf den "großen" Erfolg: "Das war nur möglich mit einem starken Teamgeist, wie ihn diese Mannschaft verkörpert."

(sid)
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