Fed-Cup-Relegation Mit der Nummer eins gegen die Zweitklassigkeit

Stuttgart · Das deutsche Fed-Cup-Team will am Wochenende den Abstieg in die Zweitklassigkeit verhindern. Gegen die Ukraine wird es vor allen Dingen auf Angelique Kerber ankommen.

Fed Cup: Mit Angelique Kerber gegen die Zweitklassigkeit
Foto: dpa, hpl

Angelique Kerber war bestens gelaunt und ließ sich auch nicht vom Lärm der Bohrmaschinen und dem etwas zu stumpfen Sandplatz in der Stuttgarter Arena die Stimmung verderben. "Es ist immer etwas Besonderes für mich, im Fed Cup zu spielen", sagte die Branchenführerin nach der anderthalbstündigen Übungseinheit am Dienstagvormittag mit Hittingpartner Sebastian Sachs.

So gelöst und zielstrebig wie am zweiten Trainingstag wünscht sich Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner ihre Nummer eins auch am Wochenende im Play-off um den Klassenerhalt gegen die Ukraine (live bei DAZN). "Angie liebt es, in diesem Wettbewerb anzutreten. Ich hoffe, sie wird sich in dieser Halle hier freispielen, in der sie schon so viele tolle Momente erlebt hat", sagte Rittner dem SID und beschwor den Mannschaftsgeist: "Ich denke, dass wir Angie auch mit der Hilfe des ganzen Teams wieder so einstellen können, dass sie eine richtig gute Leistung zeigt."

Die zweimalige Stuttgart-Siegerin Kerber sucht in dieser Saison noch nach ihrer grandiosen Form vom letzten Jahr, in dem sie die Grand Slams in Melbourne und New York gewann und an die Spitze der Weltrangliste vorpreschte. Doch der Sprung ins gleißende Scheinwerferlicht scheint die introvertierte 29-Jährige 2017 eher zu hemmen als zu beflügeln.

"Ich hatte das Gefühl, Angie ist nicht mit Freude dabei, und der Druck erschlägt sie richtig. Sie wirkte einfach oft in sich gekehrt", berichtete Rittner, die einen intensiven Kontakt zu ihrer Frontfrau pflegt. Zuletzt hatte die Bundestrainerin - wie beim Turnier in Miami - eine eher nachdenkliche Kerber angetroffen: "Es war einfach nicht die unbeschwerte und glückliche Angie, die sich freut, Weltranglistenerste zu sein. Sondern eher die, die den ganzen Druck weg haben will."

Kerber ist gegen das ukrainische Team um die Weltranglisten-13. Jelina Switolina als Einzelspielerin gesetzt. Um den zweiten Startplatz gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Laura Siegemund (Metzingen/WTA-Nr. 37) und Julia Görges (WTA-Nr. 46). Letztere stieg nach einer dreitägigen Pause am Dienstagnachmittag wieder ins Schlagtraining ein, nachdem sie die Fitnesseinheiten unter Spezialist Mike Diehl allesamt mitgemacht hatte — und letztendlich entschied sich Rittner für sie.

In der vergangenen Woche hatte Görges im Viertelfinale von Biel wegen einer Handgelenkverletzung aufgeben müssen. "Es sind aber jetzt alle wieder fit", sagte Rittner, nachdem sich zuletzt auch Siegemund mit einer Ellbogenblessur geplagt hatte. Zum Team gehört außerdem Carina Witthöft (Hamburg/WTA-69). Die formschwache Andrea Petkovic (WTA-Nr. 75) fehlt erstmals seit vier Jahren. Am Sonntagabend hatten sich Mannschaft und Betreuer im Waldhotel getroffen und am Ostermontag neben dem Training auch ein Fotoshooting absolviert.

Der erste Absturz in die Zweitklassigkeit seit fünf Jahren soll unbedingt verhindert werden. Doch selbst bei einer Niederlage am Wochenende darf sich die DTB-Equipe noch Hoffnung machen. Es spricht vieles dafür, dass der Weltverband ITF im August analog zum Davis Cup die Aufstockung der Weltgruppe von derzeit acht auf 16 Teams beschließt.

Rittner jedenfalls strebt weiter nach dem großen Wurf. "Mein Anspruch ist immer extrem hoch. Der Titel war stets mein Traum", meinte die 43-Jährige und fügte an: "Das Ziel, das uns alle als Team verbindet, ist noch nicht erreicht." 2014 hatte die DTB-Auswahl das Finale erreicht, in Prag aber 1:3 gegen Gastgeber Tschechien verloren.

(sid)
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