"Ungewohnte" Aussichten Nadal nur Außenseiter in Roland Garros

Paris · Neun Titel in zehn Jahren: Rafael Nadal ist der unangefochtene Sandplatzkönig von Roland Garros. "La Decima", der zehnte, liegt jedoch weit entfernt. Erstmals seit einer Dekade startet Nadal nicht als Topfavorit in die French Open - und könnte schon im Viertelfinale auf Branchenführer Novak Djokovic treffen.

Rafael Nadal scheitert in Rom an Stanislas Wawrinka
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Nadal scheitert in Rom an Wawrinka

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Die Quittung für die Formkrise im Vorfeld der French Open bekam Rafael Nadal im Tennis-Museum von Roland Garros. Bereits im Viertelfinale des zweiten Grand-Slam-Turniers 2015 kann es zum Duell mit Branchenführer Novak Djokovic kommen. Ein Szenario, das beide unbedingt vermeiden wollten, immerhin standen sich der Spanier und der Serbe bereits zweimal im Endspiel von Roland Garros gegenüber. Doch in dieser Saison ist einiges anders auf der Anlage am Bois de Boulogne. "Ungewohnt", wie Nadal nach der Auslosung zugab.

Erstmals seit seinem Debüt vor zehn Jahren ist der Mallorquiner nicht als Top-Favorit nach Paris gekommen, diesen Rang musste er dem Dominator Djokovic überlassen. Während Nadal in diesem Jahr bereits fünfmal auf seinem liebsten Belag Sand verlor, in Europa keinen Titel holte und in der Weltrangliste abrutschte, flog Djokovic von Erfolg zu Erfolg. In Monte Carlo und Rom triumphierte der Becker-Schützling, der mittlerweile seit 22 Matches ungeschlagen ist.

"Vielleicht ist Rafa nicht ganz so gut wie im Vorjahr - vielleicht ist Novak etwas besser", sagte Trainer Becker jüngst der Sport Bild. Es klang Respekt mit in den Worten des Leimeners. Rafael Nadal auf Sand abschreiben? Das fällt im Tennis-Zirkus niemandem ein. Trotz der ungewohnten Serie von Niederlagen. Auch TV-Experte John McEnroe, in diesem Jahr für Eurosport nah am Geschehen, ist sich sicher: "Selbst wenn inzwischen Novak Djokovic der Topfavorit ist, kann Rafa das schaffen."

Nadal selbst glaubt noch immer an "La Decima", seinen zehnten Titel im Stade Roland Garros. Wie er vor zehn Jahren als heißblütiger Teenager an seine Chance glaubte. Damals eroberte er Paris im Sturm und prägte eine einzigartige Ära im Profitennis - nur einmal unterbrochen, 2009 mit dem Achtelfinal-Aus gegen den Schweden Robin Söderling. Nicht einmal Grand-Slam-Rekord-Champion Roger Federer erreichte eine ähnliche Dominanz.

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Foto: AP/Jason DeCrow

Im Vorfeld der 114. French Open bekam Nadal dafür die höchste Auszeichnung verliehen, die im Pariser Rathaus zu finden ist - die Goldmedaille "Grand Vermeil". Eigentlich sind solche Ehrungen nicht Nadals Sache, der Mann aus Manacor fühlt sich wohl in kurzer Hose und T-Shirt, nicht im Anzug. Diesmal jedoch strahlte Nadal in die Kameras. "Diese Ehrung geht weit über meine Erfolge auf dem Center Court hinaus. Sie erfüllt mich persönlich", sagte er.

Hier, im Westen der französischen Hauptstadt, fühle er sich heimisch, "hier bin ich erwachsen geworden", sagte Nadal. Diese Stadt sei die wichtigste seiner gesamten Laufbahn. Die spanisch-stämmige Bürgermeisterin Anne Hidalgo lobte: "Die Geschichte von Roland Garros kann nicht ohne Rafael Nadal geschrieben werden."

Das nächste Kapitel beginnt am Sonntag, Nadal trifft zum Auftakt auf den französischen Wildcard-Starter Halys Quentin. Am Mittwoch der zweiten Woche feiert er seinen 29. Geburtstag - läuft alles nach Plan, ist es der Tag des Viertelfinales gegen Djokovic. Ein guter Tag, um der Krise ein Ende zu setzen und den entscheidenden Schritt zum zehnten Titel zu gehen.

(sid)
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