Trainer von Novak Djokovic Becker: "Arbeit trägt Früchte"

Paris · Boris Becker möchte seinen Teil dazu beitragen, dass sein Schützling Novak Djokovic am Wochenende seinen ersten French-Open-Titel gewinnt. Der dreimalige Wimbledonsieger sieht dafür gute Chancen.

Boris Becker sieht Djokovic-Sieg mit cooler Sonnenbrille
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In den Tagen von Paris fühlt sich Boris Becker so richtig wohl. Bis auf die Heiserkeit vielleicht, die ihn derzeit ein bisschen plagt. Die Dinge auf und abseits des Courts aber laufen ganz nach dem Geschmack des dreimaligen Wimbledonsiegers, der seinen Schützling Novak Djokovic am Wochenende zum ersten Titel bei den French Open führen möchte.

Was für den Weltranglistenzweiten aus Serbien verbunden wäre mit der ersehnten Rückkehr auf den Tennis-Thron, den derzeit noch Sandplatzkönig Rafael Nadal (Spanien) besetzt. Becker jedenfalls sieht für den Djokovic-Doppelschlag von Roland Garros gute Chancen. Nicht zuletzt aufgrund seines Inputs. "Die Art zu trainieren, zu denken, sich auf dem Platz zu positionieren, die trägt langsam Früchte", meinte der 46-Jährige vor dem Halbfinale von Djokovic am Freitag gegen den geläuterten Rebell Ernests Gulbis (Lettland/Nr. 18): "Novak ist in guter Form, hat nicht so viele Stunden auf dem Platz verbracht."

Letzteres schreibt sich Becker nach sechsmonatiger Zusammenarbeit ein bisschen selbst auf die Fahne. Obwohl er ansonsten "keine Details" zu seinem genauen Aufgabengebiet im "Team Djokovic" verraten möchte. Geheime Mission sozusagen — mit einem stets cool klatschenden Becker als Blickfang in der Box des "Djokers". "Entscheidend ist, dass der Spieler das umsetzt, dass er dann eben dementsprechend schneller gewinnt, als er das früher getan hat", beschreibt Becker die Fortschritte während seiner Amtszeit: "Und somit hat er danach vielleicht ein bisschen mehr Kraft."

Zum Beispiel für den ersten Coup im Stade Roland Garros, der dem 27-jährigen Djokovic noch in seinem Grand-Slam-Portfolio (6 Titel) fehlt. Die Tatsache, dass auch Becker nie am Bois de Boulogne gewinnen konnte, ist aus Sicht von Djokovic kein Totschlagargument. Im Gegenteil. "Boris ist eine Legende und weiß aus eigener Erfahrung, wie sich diese Art von Druck bei großen Turnieren anfühlt. Das kann helfen", sagte der Serbe, der 2012 im Finale des bedeutendsten Sandplatz-Events der Welt stand.

Becker lässt Djokovic-Vertrauten einfliegen

Für den Erfolg an der Seine ließ Djokovic nichts unversucht. Oder besser gesagt: Becker. Überraschenderweise erklärte die frühere Nummer eins am Mittwoch, dass er es gewesen sei, der Djokovics Vertrauensperson, Becker-Vorgänger Marian Vajda, nach Paris holte. "Eine große Hilfe ist natürlich auch Vajda, den ich gebeten habe, hier vorbeizukommen, weil es keinen anderen Mann gibt, der Novak so gut kennt wie Marjan", sagte Becker, der kürzlich in Rom den ersten "gemeinsamen" Turniersieg live erlebte.

Anders als bei den Triumphen des Serben im Frühjahr in Indian Wells und Miami, als Becker wegen einer Hüft-Operation in der Heimat weilte. Was für ihn bei der Bewertung seiner Arbeit allerdings keine Rolle spielte. "Seit ich mit im Team bin, hat er drei Titel gewonnen. Das Verhältnis und meine Aufgaben sind so, dass ich nicht immer vor Ort sein muss, und dass ich trotzdem meine Leistung als Trainer abliefern kann", betonte Becker, der sich auch ein bisschen als Psychologe sieht: "Ich hoffe, dass ich Novak ein bisschen Druck nehmen kann."

Er selbst hat sich längst integriert ins Team des werdenden Vaters Djokovic und ist es gewöhnt, dass es "keine geregelten Arbeitszeiten" gibt. "Tag und Nacht ist man Standby, man erwartet dann einen Anruf oder eine SMS", berichtete Becker. Doch wenn der Schützling gewinnt, verspürt der Coach eine besondere Befriedigung.
Becker: "Dann ist auch wirklich ein Glücksgefühl bei mir da."

Das zweite Halbfinale bestreiten am Freitag auf dem 15.000 Zuschauer fassenden Court Philippe Chatrier der topgesetzte achtmalige French-Open-Gewinner Rafael Nadal und Wimbledonsieger Andy Murray (Großbritannien/Nr. 7).

(sid)
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