Auch Petkovic in Runde drei Görges landet Überraschungssieg über Wozniacki

Paris · Andrea Petkovic und Julia Görges haben bei den French Open in Paris für das kollektiv beste deutsche Abschneiden seit mehr als 20 Jahren gesorgt. Petkovic quälte sich und ihren angeschlagenen Körper gegen die Spanierin Lourdes Dominguez Lino zum 4:6, 6:4, 6:4. Görges gelang beim 6:4, 7:6 (7:5) gegen die Dänin Caroline Wozniacki eine große Überraschung.

French Open: Julia Görges überrascht gegen Caroline Wozniacki
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Görges ganz stark gegen Wozniacki

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Foto: afp, ql

"Diesen Sieg auf dem Centre Court werde ich wohl nicht so schnell vergessen", sagte Görges, die Wozniacki schon bei ihrem bislang größten Titelgewinn in Stuttgart 2011 im Finale geschlagen hatte: "Jeder Ballwechsel gegen sie ist hart. Man muss sich alles verdienen." Und das tat sie.

Fünf deutsche Spielerinnen, so viele wie seit 1994 nicht mehr, stehen damit in der dritten Runde von Roland Garros. Schon am Mittwoch hatten Angelique Kerber (Kiel/Nr. 11), Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 20) und Annika Beck (Bonn) den Sprung unter die besten 32 Spielerinnen geschafft. Görges (Bad Oldesloe) hat gute Aussichten auf das Achtelfinale, sie trifft am Samstag auf Irina Falconi aus den USA.

Becker und Kohlschreiber sind raus

Mal wieder war es an den männlichen deutschen Tennisprofis, für die Wermutstropfen in Paris zu sorgen: Erst sagte Routinier Benjamin Becker sein Drittrundenmatch gegen den Japaner Kei Nishikori verletzt ab, dann verspielte Philipp Kohlschreiber bei der Fortsetzung seiner Zweitrundenpartie den 4:2-Vorsprung im entscheidenden fünften Satz.

Bei diesem Stand war das Match gegen den Spanier Pablo Andujar am Mittwochabend wegen Dunkelheit abgebrochen worden. Kohlschreiber stand zu diesem Zeitpunkt mit einem Bein in der dritten Runde, gab jedoch vier Spiele nacheinander ab und verlor nach insgesamt 3:31 Stunden Spielzeit 1:6, 6:7 (5:7), 6:3, 6:3, und 4:6. "Ich bin heute ein bisschen an mir selbst gescheitert", sagte Kohlschreiber.

Rekordchampion Rafael Nadal nahm auch die zweite Hürde souverän. Der neunmalige Titelträger aus Spanien gewann gegen seinen Landsmann Nicolas Almagro ohne Probleme 6:4, 6:3, 6:1 und trifft nun auf Jürgen Melzer (Österreich) oder Andrej Kusnezow (Russland).

"Ich habe ein paar Dinge ziemlich gut gemacht", sagte Nadal nach seinem 68. Sieg im 69. Match beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres: "Das Ergebnis fällt aber klarer aus als es der Spielverlauf war."

Schrecksekunde für Djokovic

Nadal ist nach seiner Formkrise in den vergangenen Monaten in Roland Garros nur an Position sechs gesetzt und könnte bereits im Viertelfinale auf Top-Favorit und Branchenführer Novak Djokovic (Serbien) treffen. Der Schützling der deutschen Tennis-Ikone Boris Becker gewann gegen Gilles Muller aus Luxemburg 6:1, 6:4, 6:4. Djokovics nächster Gegner am Samstag ist der 19 Jahre junge Australier Thanasi Kokkinakis.

Eine Schrecksekunde hatte der 28-Jährige zum Ende des zweiten Satzes zu überstehen. Plötzlich griff sich Djokovic an die Leiste und ließ sich auf dem Platz behandeln. Nach 1:46 Stunden verwandelte er allerdings seinen ersten Matchball zum 24. Sieg in Serie. Seit dem 28. Februar hat Djokovic nun schon nicht mehr verloren.

"Durch das Rutschen hatte ich ein paar Schmerzen, aber es ist nichts, worum man sich Sorgen machen müsste", sagte Djokovic.

Friedsam verpasst Sensation gegen Williams

Tennis-Nobody Anna-Lena Friedsam verpasste die Sensation gegen Superstar Serena Williams nur knapp. Die 21-Jährige aus Neuwied unterlag der 19-maligen Grand-Slam-Siegerin aus den USA nach 1:57 Stunden 7:5, 3:6, 3:6. Bis Mitte des zweiten Satzes lag Friedsam auf Kurs, erst dann steigerte sich Williams und zog in die dritte Runde ein.

Friedsam hatte erst am Dienstag ihr erstes Match bei einem der vier Grand-Slam-Turniere gewonnen und die Begegnung mit Williams anschließend als "Traum" bezeichnet. Gegen die Weltranglistenerste begann sie auf dem Court Suzanne Lenglen, dem zweitgrößten Platz der Anlage, keineswegs nervös und setzte die fehlerhaft agierende Williams unter Druck.

"Sie hat sich unheimlich teuer verkauft", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, "diese Erfahrung ist unbezahlbar für ihre weitere Entwicklung". Friedsam hatte nach dem Satzgewinn auch in den Durchgängen zwei und drei ihre Chancen. Im zweiten Satz vergab sie Spielbälle zum 4:4, im entscheidenden Satz ließ sie sich lange nicht abschütteln. Ganz zum Ärger der Top-Favoritin, die ihren Frust immer wieder hinausschrie.

Witthöft scheitert an Errani

Ebenfalls ausgeschieden ist Jungstar Carina Witthöft, die Hamburgerin unterlag Sara Errani aus Italien 3:6, 6:4, 2:6. Die French-Open-Finalistin von 2012 ist die nächste Gegnerin der deutschen Nummer eins, Andrea Petkovic. Wenn der Oberschenkel der Darmstädterin die Belastung ihrer Energieleistung gegen Dominguez Lino ausgehalten hat.

Zu Beginn des zweiten Satzes ließ sich Petkovic einen Druckverband anlegen, immer wieder hatte sie sich bis dahin mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Oberschenkel abgestützt. Der Verband oder auch der Wutausbruch beim Rückstand von 4:6 und 1:3 halfen. "Das ist einfach schlecht", fluchte Petkovic und schrie sich selbst an: "Halt jetzt endlich die Fresse. Meine Güte." Das sei der Wendepunkt gewesen, meinte sie später.

Mit der Unterstützung des Publikums und unbändigem Willen drehte die Halbfinalistin des Vorjahres die Begegnung und schaute zuversichtlich nach vorne: "Ich bin froh, dass der scharfe Schmerz nicht mehr da ist, sondern nur noch ein Muskelzucken", sagte Petkovic. Die Sprints nach vorne bereiten ihr noch Sorgen, da fühle sie sich wie ein Elefant.

(sid/dpa)
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