Tennis-Legende Court schießt sich mit homophoben Aussagen ins Abseits

Melbourne · Die australische Tennis-Ikone Margaret Court hat in der Diskussion über ihre abfälligen Kommentare über gleichgeschlechtliche Beziehungen nachgelegt. Die Kritik an ihr wird lauter.

Margaret Court.

Margaret Court.

Foto: afp

"Der Tennissport ist voll von Lesben", sagte die 74-Jährige in einer christlichen Radiosendung und meinte: "Wir sind hier, um ihnen zu helfen. Wir sind nicht gegen diese Leute." Transgender-Kinder bezeichnete Court als "Werk des Teufels".

Die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur kritisierte ihre Landsfrau am Rande der French Open harsch. "Was sie da sagt, ist wirklich verrücktes Zeug. Und die ganze Tennis-Familie hier hat dieselbe Meinung", sagte Stosur am Mittwoch nach ihrem Drittrundeneinzug in Roland Garros. Zwei Tage zuvor hatte sich die 33-Jährige für die Einführung der Homo-Ehe auf dem fünften Kontinent ausgesprochen.

Die australische Doppelspezialistin Casey Dellacqua, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt und mit ihrer Partnerin zwei Kinder hat, fühlte sich von den Court-Kommentaren "verletzt". "Jeder kann sein Meinung haben, aber meine Familie hat so etwas nicht verdient", meinte Dellacqua in Paris.

Die 24-malige Grand-Slam-Siegerin Court hatte in der vergangenen Woche ihren Boykott gegen die heimische Fluglinie angekündigt. Der Grund: Der Geschäftsführer der Airline Qantas, Alan Joyce, hatte sich öffentlich für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Australien stark gemacht.

"Ich glaube an die Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau, wie in der Bibel festgeschrieben", hatte Court in einem Brief an Joyce geschrieben. Sie ist bereits seit Jahren als christliche Laienpredigerin in Down Under unterwegs und für ihre konservative Haltung bekannt.

Mittlerweile haben Spielerinnen wie Martina Navratilova (60), eine bekennende Lesbe, mit Nachdruck gefordert, den Namen der "Margret-Court-Arena" zu ändern und sogar einen Boykott des zweitgrößten Platzes im Melbourne Park gefordert. Dieser Court wird jedes Jahr im Januar bei den Australian Open genutzt.

"Wenn die Profis zu dem Entschluss kommen, dass der Name geändert werden soll, dann muss das aber vor dem Turnier nächstes Jahr geschehen", sagte der britische Weltranglistenerste Andy Murray (30) am Rande der French Open in Paris und meinte: "Ich kann nicht verstehen, warum jemand damit Probleme hat, wenn sich zwei Menschen lieben und heiraten. Egal, ob es zwei Männer, zwei Frauen oder Mann und Frau sind."

Der australische Tennis-Verband hat sich bereits ebenso wie der Betreiber der Anlage im Melbourne Park von den Court-Aussagen distanziert.

(sid)
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