Gegnerin von Steffi Graf Jana Novotna stirbt mit 49 Jahren an Krebs

Prag · Jana Novotna lieferte sich legendäre Duelle mit Steffi Graf, nun ist die frühere Wimbledon-Siegerin nach einem langen Kampf gegen den Krebs gestorben. Die Tschechin wurde nur 49 Jahre alt.

Jana Novotna - ihre Karriere in Bildern
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Das teilte die Spielerinnenorganisation WTA am Montag mit. Novotna sei am Sonntag in ihrer Heimat Tschechien im Beisein ihrer Familie friedlich eingeschlafen.

Novotna gewann in den 14 Jahren ihrer Profi-Karriere 24 Titel im Einzel und 76 im Doppel. Sie war die Nummer zwei im Einzel und die Nummer eins im Doppel. 1998 holte sie gegen die Französin Nathalie Tauziat den Titel in Wimbledon.

In Erinnerung geblieben sind vor allem auch die emotionalen Bilder vom Wimbledonfinale 1993. Im Endspiel gegen Steffi Graf hatte Novotna bei eigenem Aufschlag schon mit 6:7, 6:1 und 4:1 geführt - und verlor den entscheidenden Satz am Ende doch noch mit 4:6. Bei der anschließenden Siegerehrung erlitt die Tschechin nach ihrem unerwarteten Leistungseinbruch einen Weinkrampf und musste sogar von der Herzogin von Kent in den Arm genommen und getröstet werden.

Auch 1997 schaffte sie es in Wimbledon ins Endspiel, ein Jahr später holte sie dort ihren einzigen Grand-Slam-Sieg. Im vergangenen Jahr hatte der offizielle Twitter-Account von Wimbledon zu Novotnas 48. Geburtstag einen Zusammenschnitt der Szenen getwittert. Erst Novotna, die an der Schulter der Herzogin weint, dann Novotna, die von der Herzogin fünf Jahre später die Schale überreicht bekommt.

Die rührenden Bilder gingen damals um die Welt. "Ich war in den ersten Sekunden sehr glücklich. Dann sah ich sie...", sagte Steffi Graf einmal über diesen Moment. Nun erinnern sich die Tennis-Fans wieder an diese Szene, Novotna verstarb am Sonntag im Alter von nur 49 Jahren friedlich im Kreis ihrer Familie. Die Tschechin hat ihren langen Kampf gegen den Krebs verloren.

"Nach meiner Niederlage habe ich meine Gefühle rausgelassen und den Zuschauern die menschliche Seite des Tennis gezeigt. Damit habe ich mich trotz Niederlage genauso zu einer Gewinnerin gemacht", sagte Novotna einmal in einem Interview mit dem Tennis Magazin über das dramatische Finale. Novotna führte im dritten Satz schon 4:1, 40:30 stand es bei eigenen Aufschlag, sie hatte also Spielball zum 5:1. Doch plötzlich kippte die Partie. Doppelfehler Novotna, die Blondine mit dem Stirnband verschlug auf einmal einfachste Bälle, sie hatte ihre Nerven wie so oft nicht im Griff. Graf beendet das Match dann mit einem Schmetterball.

Immer wieder versagten die Nerven

Novotna bezeichnete sich als "sehr sensibel", sie sei "nie eine dieser Tennis-Maschinen" gewesen, "die auf den Ball einschlagen und keine Gefühle zeigen." 24 Titel gewann sie im Einzel, Novotna war zu ihren besten Zeiten die Nummer zwei der Welt. Viele Experten hatten der Rechtshänderin noch mehr Erfolge zugetraut, doch zu oft verlor sie im entscheidenden Moment die Nerven.

Tennis-Welt trauert um Jana Novotna
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"Manchmal trifft man während eines Matches halt nicht die besten Entscheidungen, und dann verliert man", sagte sie einmal: "Bei mir haben vielleicht auch meine starken Emotionen oft dazu beigetragen, dass ich gescheitert bin." Doch gerade weil sie Gefühle auf dem Tennisplatz zuließ, war Novotna bei den Fans auch so beliebt.

Und immer wieder wurde Novotna auf dieses eine Match im Sommer 1993 in Wimbledon angesprochen. "Steffi und ich hatten unsere Karrieren sozusagen zeitgleich. Wir haben mehr als 30 Mal gegeneinander gespielt, immer hat sie mich kurz vorm Ziel gestoppt", sagte Novotna: "Das war schon hart für mich. Aber wir sind trotzdem stets respektvoll miteinander umgegangen."

1999 beendete sie ihre Karriere, 2005 wurde sie in die Hall of Fame aufgenommen. "Jana war auf dem Platz und außerhalb des Platzes eine Inspiration für alle, die die Chance hatten, sie kennenzulernen. Unsere Gedanken sind bei Janas Familie", sagte WTA-Chef Steve Simon.

(areh/sid/dpa)
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