Tennis Geliebt und gehasst — Scharapowa ist zurück

Stuttgart · Maria Scharapowa hat eine 15-monatige Dopingsperre abgesessen. Morgen feiert sie ihr Comeback auf der WTA-Tour – auf Einladung des Veranstalters in Stuttgart. Viele Kolleginnen sind verstimmt.

Maria Scharapowa im Porträt
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Das ist Maria Scharapowa

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Foto: AP/Alessandra Tarantino

Maria Scharapowa hat eine 15-monatige Dopingsperre abgesessen. Morgen feiert sie ihr Comeback auf der WTA-Tour — auf Einladung des Veranstalters in Stuttgart. Viele Kolleginnen sind verstimmt.

Die Vereinigung der professionellen Tennisspielerinnen sorgte für reichlich Verwunderung. Die WTA schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter über die baldige Rückkehr der Russin Maria Scharapowa: "Tennis braucht Maria." Eine Aussage, die in der Szene für viel Empörung sorgte. Etliche Stars der Branche verwehrten sich gegen diese Meinung und protestierten lautstark, dass eine überführte Dopingsünderin nicht derart hofiert werden dürfe. Der WTA war das Ganze unangenehm - kurze Zeit später wurde der Eintrag gelöscht.

Morgen in Stuttgart steht Scharapowa wieder auf dem Platz. Ihre Gegnerin: Roberta Vinci (34/Italien). Möglich macht das eine Wildcard von Turnierdirektor Markus Günthardt. Der Automobilbauer Porsche ist Titelsponsor der WTA-Veranstaltung und hat auch Scharapowa als Markenbotschafterin unter Vertrag. Es gab nie ernsthafte Bestrebungen, sich von der 28-Jährigen zu trennen. Scharapowa war für zwei Jahre gesperrt, der Internationale Sportgerichtshof (CAS) verkürzte die Strafe auf 15 Monate.

Scharapowa ist durch die Sperre aus der Weltrangliste geflogen. Sie hätte keine Teilnahme bei einem der größeren Turniere sicher, sondern müsste sich durch die Qualifikation kämpfen. Es sei denn, sie erhält wie in Stuttgart, Madrid, Rom und wohl auch beim Grand-Slam-Turnier in Paris eine Einladung.

Drei solcher Wildcards stehen bei jedem Turnier zur Verfügung. In der Regel werden sie vor allem für heimische Akteurinnen genutzt, die auf diese Weise gefördert werden sollen. In Stuttgart hat neben Scharapowa und der Britin Johanna Konta, Nummer sieben der Weltrangliste, auch Vorjahresfinalistin Laura Siegemund einen Startplatz erhalten. Julia Görges, die das deutsche Fed-Cup-Team mit zwei Siegen neben Angelique Kerber zum Klassenerhalt führte, ging dadurch leer aus. Ein Umstand, der die Weltranglisten-45. wurmt: "Ich möchte mich dazu nicht äußern. Ich glaube, meine zwei Siege am Wochenende haben genug gesagt." Turnierdirektor Günthardt versteht die Aufregung nicht. "Natürlich ist es schade, dass Julia Görges nicht dabei ist. Sie hat aber schon Wildcards bekommen und kann sich nicht beklagen", befindet er. "Maria ist ein Weltstar. Sie hat die Halle in der Vergangenheit zum Brodeln gebracht." Scharapowa siegte in Stuttgart in den Jahren 2012, 2013 und 2014.

Tatsächlich braucht das Tennis sehr wohl Scharapowa. Nachdem sich Serena Williams in die Babypause verabschiedet hat, fehlt es an einem globalen Star. Angelique Kerber taugt jedenfalls nur sehr bedingt für diese Rolle. Sie ist in aller erster Linie Sportlerin und nicht Entertainerin abseits der Arenen. Ganz anders als Williams und auch Scharapowa, deren Karrieren geradezu darauf aufgebaut wurden, eine weltweite Marke zu sein.

Scharapowa ist eine durch und durch perfektionierte Ich-AG. Von Parfüm bis Süßigkeiten ("Sugarpova") vertreibt sie zahlreiche Produkte und verdient damit Millionen. Ihre Sperre war einerseits der größte anzunehmende Betriebsunfall. Doch ihre erzwungene Abstinenz vom Spitzensport hat auch gezeigt, wie abhängig man von ihr ist. Aus Kreisen der WTA heißt es: Ohne Scharapowa weniger Umsatz.

Die Russin hat sich stets als Opfer inszeniert. Doping? Was für Doping? Die Regeln hätten sich mit der Zeit verändert. Tatsächlich steht das Medikament Mildronat, das sie nach eigenem Bekunden bereits seit zehn Jahren einnahm, erst seit Januar 2016 auf dem Index. Im Präparat ist die für Sportler verbotene Substanz Meldonium enthalten. Die positiven Effekte des Wirkstoffs sind eine höhere physische und mentale Belastbarkeit sowie eine schnellere Regeneration.

Scharapowa sieht sich ausreichend bestraft und will nun nicht weiter von ihren Konkurrentinnen geächtet werden. Die haben sich reihenweise gegen die wegen ihrer Unnahbarkeit nicht beliebte Kollegin gestellt. Die Spanierin Garbine Muguruza, Siegerin der French Open 2016, pestete: "Ich kann mich nicht einmal an Scharapowa erinnern." Viele Turnierveranstalter und -vermarkter können sich aber noch sehr gut an Scharapowa erinnern - und freuen sich auf ihre Rückkehr. Das Geschäft muss schließlich weitergehen.

(gic)
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