Tennis Federer taucht nach dem neuesten Triumph erstmal ab

Miami/Frankfurt · Alles Roger auch in Miami: Mit 19:1-Siegen und drei Titeln dominiert Federer 2017 bisher nach Belieben. Die Sandplatzsaison wird er aber fast komplett auslassen.

 Roger Federer vor der Skyline von Miami.

Roger Federer vor der Skyline von Miami.

Foto: rtr, gb

Roger Federer stand Stunden nach seinem Sunshine Double an der Uferpromenade von Key Biscayne: Vor der Wolkenkratzerkulisse von Miami breitete der Maestro seine Arme aus und schloss kurz die Augen. Manch einer hätte sich wahrscheinlich nicht gewundert, wenn der auf so wundersame Weise wiedererstarkte Schweizer im Stil von Superman durch die dichte Wolkendecke einfach so davon geflogen wäre.

Doch von übernatürlichen Kräften wollte Federer (35) nach seinem dritten Titel 2017, einer Bilanz von 19:1-Siegen und dem besten Start in eine Saison seit elf Jahren nichts wissen. Im Gegenteil: "Ich muss auf meine Gesundheit achten. Nur wenn ich wirklich körperlich und mental fit bin, kann ich so Tennis spielen wie zuletzt. Ich bin schließlich keine 24 mehr", sagte der Grand-Slam-Rekordchampion und kündigte eine wochenlange Pause an: "Ich mache lieber einen Schritt zurück, erhole mich gut - und komme dann glücklich, mit viel Energie und Angriffshunger zurück."

Federer spielt nur die French Open

Die anstehende Sandplatz-Saison will Federer, der seinen Dauerrivalen Rafael Nadal (Spanien) im Finale des Masters von Miami mit 6:3, 6:4 entzauberte, fast komplett auslassen. "Ich werde nur die French Open spielen. Mein Fokus liegt auf der anschließenden Rasensaison", sagte der Vierfach-Vater, der im Juli in Wimbledon seinen achten Coup auf dem heiligen Rasen landen will. Selbst die Rückkehr auf den Tennis-Thron, auf dem er zuletzt im Oktober 2012 saß, ist wieder realistisch.

Auf der roten Asche wird der "FedExpress" also ein Sparprogramm fahren - die Masters-Turniere von Monte Carlo, Madrid und Rom finden ohne den Dominator des ersten Saison-Viertels statt. Im Stade Roland Garros (ab 28. Mai) will er aber aufschlagen.

Doch gerade mit Auszeiten hat Federer, der sich nach den Triumphen von Indian Wells und Miami ("Sunshine Double") auf Rang vier der Weltrangliste verbesserte, ja gute Erfahrungen gemacht. Für viele ist seine sechsmonatige Zwangspause in der zweiten Jahreshälfte 2016 wegen einer Knieverletzung der Hauptgrund seines aktuellen Höhenflugs. Nach gutem Zureden von Vater Robert setzt Sohnemann Roger seine einhändige Rückhand jetzt öfter ein.

Für ESPN-Kommentator Brad Gilbert ist Federer schon jetzt eine Legende: "Er spielt derzeit so gut wie noch nie zuvor in seiner Karriere", behauptete Gilbert. Auch Boris Becker ist begeistert vom Schweizer: "Wir sollten beginnen, ihn mit den Größten der Sportwelt zu vergleichen...#Ali #Jordan #Pele #Bolt #Schumacher", twitterte Becker. Für Fußball-Weltmeister Toni Kroos steht schon jetzt fest: "Es ist erst Anfang April, aber wir haben schon den Sportler des Jahres gefunden. Roger Federer."

Nadal jedenfalls sprach mit Blick auf seinen Dauerrivalen von einem "der besten Comebacks" im Tennissport überhaupt. Federers neue Stärke bekam der Linkshänder am eigenen Leib zu spüren - sämtliche drei Duelle verlor "Rafa".

Auch Ikone Chris Evert lobte den "neuen, verbesserten" Überflieger. "Gerade mental hat Roger zugelegt. Das sieht man daran, wie er die Breakpunkte abwehrt", meinte Evert. Nadal beispielsweise konnte im Endspiel keine von vier Breakchancen nutzen.

Der Maestro selbst lehnt es immer wieder ab, "Federer 2.0" mit "dem Roger" früherer Tage zu vergleichen. Aus den Schwierigkeiten der betagteren Tennisprofis macht er aber keinen Hehl. "Das ist wie wenn man durch die Clubs zieht. Da fühlt man sich dann auch nicht mehr so gut, wenn man älter ist", meinte er schmunzelnd. Kein Wunder also, dass selbst ein Superman wie Federer seine Ruhepausen braucht.

(sid)
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