Davis-Cup-Finale Federer-Verletzung und "Mirka-Gate" machen Schweiz Sorgen

Köln/Lille · Die Schweiz gegen Frankreich - oder Roger Federer gegen Stan Wawrinka? Vor dem Davis-Cup-Finale soll die Stimmung im Schweizer Team nicht die beste sein. Zudem steht hinter der körperlichen Verfassung von Superstar Federer nach wie vor ein dickes Fragezeichen.

 Zwischen Roger Federer und Stan Wawrinka soll es nach dem Halbfinale in London gekracht haben.

Zwischen Roger Federer und Stan Wawrinka soll es nach dem Halbfinale in London gekracht haben.

Foto: ap

Das aktuelle Foto vom Schweizer Davis-Cup-Team in Lille widerlegt eigentlich so ziemlich alle Schlagzeilen der letzten beiden Tage. Da grinsen die vier Spieler und ihr Teamchef Severin Lüthi Arm in Arm in die Kamera, und Stan Wawrinka macht dem in der Mitte platzierten Roger Federer mit zwei Fingern hinter dem Kopf ein paar Hasenohren. Der erste Tag in Lille, so heißt es auf der Homepage des Schweizer Verbandes Swiss Tennis, sei mit "einem entspannten Teamessen" ausgeklungen.

Dabei soll es zuletzt zwischen Wawrinka und Federer ordentlich gerappelt haben. Im Halbfinale der ATP World Tour Finals am vergangenen Samstag in London fühlte sich Wawrinka angeblich durch Zwischenrufe von Federers Ehefrau Mirka ("Cry, baby, cry") derart gestört, dass er Federer nach dem Match in der Kabine zur Rede gestellt haben soll. Das bericht Ex-Spieler und TV-Experte John McEnroe. Der französische Stuhlschiedsrichter Cedric Mourier bestätigte dem Schweizer Portal 20minuten.ch, dass sich Wawrinkas Unmut in der Tat gegen Mirka Federer gerichtet habe. "Er sagte mir: 'Sie redet mit mir'", erklärte Mourier. Unter Fans bekam die Geschichte schon den Beinamen "Mirka-Gate".

Die Tatsache, dass die beiden Kontrahenten auf unterschiedlichen Wegen nach Lille gereist sind, hat die Gerüchteküche zusätzlich angeheizt. "Federer kommt mit dem Privatjet, Wawrinka mit dem Eurostar", titelte das Onlineportal Tennismagazine.fr, und die L'Equipe setzte noch einen drauf: "Federer - Wawrinka: 'Je t'aime moi non plus'" ('Ich liebe dich, ich dich auch nicht') in Anlehnung an den weltberühmten Chanson von Serge Gainsbourg und Jane Birkin.

Zwischenrufe hin, Streitgespräch her - Tatsache ist, dass hinter dem Leistungsvermögen des Schweizer Teams zumindest ein großes Fragezeichen steht. Roger Federer ließ das erste Training in Lille aus, um mehr Zeit zum Auskurieren seiner Rückenprobleme zu gewinnen, die ihn zum Verzicht auf das Londoner Finale gegen Novak Djokovic gezwungen hatten. Stan Wawrinka schlug ein paar Bälle mit Severin Lüthi, während die für das Doppel vorgesehenen Marco Chiudinelli und Michael Lammer mit Ivo Werner und David Macpherson, dem Coach der Bryan-Brüder, drei Stunden lang knallhart trainierten.

Ob Federers körperliche Verfassung seinen Einsatz im ersten Einzel am Freitag gegen Gael Monfils zulässt, wird sich vermutlich erst bei der Auslosung am Donnerstag erweisen. Der 33-Jährige selbst zeigte sich am Dienstag verhalten optimistisch. "Mir geht es noch nicht gut genug um zu trainieren, und ich wünschte, es würde schneller gehen. Aber es ist ein bisschen besser als Samstag, Sonntag und Montag. Daher bin ich zuversichtlich", sagte Federer.

Sein früherer Trainer Paul Annacone glaubt fest daran, er sprach nach Federers Final-Verzicht in London von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme". Derselben Meinung ist Thierry Champion, der ehemalige Tourprofi äußerte im französischen Fernsehen die Überzeugung, "dass Federer am Freitag auf dem Platz stehen wird". Frankreichs Teamchef Arnaud Clement sprach daraufhin erst mal ein Machtwort: "Ich will diese Spekulationen nicht mehr hören. Wir beschäftigen uns mit der Schweiz, nicht mit Roger Federer." Wobei das in diesem speziellen Fall eigentlich dasselbe ist.

It's great being with the boys again .. And #captain #lüthi pic.twitter.com/iMWJUVKd0T

(sid)
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