Zunächst hatten sich die Boulevard-Blätter optimistisch gezeigt über die Beziehung und Antworten auf freilich brennende Fragen geliefert: "Darum hat das Liebes-Doppel eine große Chance." Mittlerweile ist die Skepsis gestiegen und gipfelt in der Feststellung der "Berliner Morgenpost": "Sportliche Krise - Sabine Lisicki in der Liebesfalle." Und auch das Fachblatt "Bunte" sorgt sich intensiv um das Privatleben der gebürtigen Troisdorferin und enthüllt: "Aus dem diskreten Umfeld von Sabine Lisicki erfuhr 'Bunte', dass Pocher im Tenniszirkus nur 'die Spielerfrau' genannt wird, sobald das Paar nicht dabei ist. Taucht er bei ihren Trainingseinheiten auf, wartet er in der Ecke auf eine Gelegenheit, auch ein paar Bälle mit der Blondine schlagen zu dürfen."

Tatsächlich ist das vorherrschende Wort im Umgang mit Lisicki derzeit "Sorge". Ziemlich viele Leute machen sich ziemlich viele Gedanken um die aktuelle Nummer 16 der Weltrangliste. Nach dem Einzug der deutschen Mannschaft ins Finale des Fed Cups in Australien verschickten die Mitglieder der Auswahl gegenseitig munter Mitteilungen über den Kurznachrichtendienst "Twitter". Andrea Petkovic lobte Lisicki als wichtigen Bestandteil des Teams, und auch Bundestrainerin Barbara Rittner sagte artig: "Danke für deine Anteilnahme." Das änderte aber nichts daran, dass Rittner sich gegen Lisicki entschieden hat - offiziell, damit sie eine Verletzung auskurieren konnte, inoffiziell, weil sie keine Verstärkung gewesen wäre.

Hinter den Kulissen, heißt es, sind viele zusehends ratlos über die Entwicklung von Lisicki. Die Rede ist davon, dass sie nicht hart genug trainiere, sie würde sich zu sehr ablenken lassen - von ihrem Partner und den dadurch entstandenen medialen Rummel. "Sie muss jetzt Woche für Woche hart arbeiten und dranbleiben, um wieder Selbstvertrauen zu bekommen und zu ihrer alten Form zurückzufinden", hat Rittner unlängst bekundet.

Es dauerte nicht lange, bis Lisicki, die von der früheren Weltklassespielerin Martina Hingis betreut wird, darauf reagierte und ihrerseits in einem Interview mit der "Morgenpost" verkündete: "Natürlich beschäftigt mich das. Aber was kann ich gegen die Schicksalsschläge machen? Darum handelt es sich doch. Ich weiß, dass manche sogenannten Experten das auf falsches Training oder zu wenig Training zurückführen, aber das ist Unsinn. Ich arbeite hart genug, in diese Ecke lasse ich mich nicht stellen." Nach Studie der sportlichen Bilanz kommt man zur Erkenntnis, dass Lisicki vor allem jemand fehlt, der ihr die Realität vor Augen führt. Drei Siege nacheinander gelangen ihr seit Wimbledon nur im Oktober 2013 beim Halbfinaleinzug in Luxemburg.

Das böse Erwachen könnte nach einem frühen Aus in Wimbledon folgen. Lisicki hat 1400 Punkte zu verteidigen. Gelingt das nicht, droht der Absturz in der Rangliste. Möglicherweise in ihrem Fall eine gute Gelegenheit, vieles auf den Prüfstand zu stellen.