Endspiel in New York begeistert die Fans Serena Williams — der wahre Champion

New York · Sämtliche Beobachter und Kommentatoren sprachen von einem der besten Damen-Endspiele der jüngeren Tennis-Geschichte. Zwei Punkte trennten Victoria Asarenka von ihrem ersten US-Open-Titel. Doch Serena Williams schlug zurück – und konnte ihr Glück kaum fassen.

US Open 2012: Asarenka weint nach Final-Niederlage
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US Open 2012: Asarenka weint nach Final-Niederlage

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Sämtliche Beobachter und Kommentatoren sprachen von einem der besten Damen-Endspiele der jüngeren Tennis-Geschichte. Zwei Punkte trennten Victoria Asarenka von ihrem ersten US-Open-Titel. Doch Serena Williams schlug zurück — und konnte ihr Glück kaum fassen.

Serena Williams hüpfte in ihrem schwarzen Kleid wie wildgeworden auf dem blauen Betonboden auf und ab und schrie immer wieder "Oh my God, oh my God, oh my God". Auf der anderen Seite des Netzes brach Victoria Asarenka in Tränen aus. In einem der mitreißendsten, ausgeglichensten und spannendsten Damen-Endspiele der jüngeren Tennis-Geschichte hatten der Weltranglistenersten aus Weißrussland zwei Punkte zu ihrem ersten US-Open-Triumph gefehlt.

Doch nach den hochklassigen zwei Stunden und 18 Minuten vor den tobenden Fans im Arthur Ashe Stadium leuchtete der Name Serena Williams neben der Ziffernfolge 6:2, 2:6, 7:5 auf der Anzeigetafel. 13 Jahre nach ihrem ersten Titel 1999 siegte die jüngere der beiden Williams-Schwestern wieder im Flushing Meadows Corona Park. Nach Wimbledon und Olympia in diesem Jahr feierte die furchteinflößende Athletin mit den wohldefinierten Oberarmen den 15. Grand-Slam-Titel ihrer Karriere. Mit 30 Jahren und elf Monaten ist Serena Williams nun die zweitälteste US-Open-Siegerin nach Margaret Court im Jahr 1973.

"Es ist fantastisch"

"Es ist fantastisch. In drei Jahrzehnten hier gewonnen zu haben, ist einfach cool", sagte Williams, als sie um kurz vor 21 Uhr Ortszeit in schwarzer Lederjacke, schwarzem T-Shirt und offener schwarzer Löwenmähne vor die Presse trat.

Wäre das Endspiel gegen die sieben Jahre jüngere Asarenka so verlaufen wie sämtliche Williams-Demütigungen im vorherigen Turnierverlauf, wäre die unvermeidliche Diskussion über die wahre Nummer eins im Damen-Tennis zwangsläufig wieder entbrannt. Hier Victoria Asarenka, die erst eines der vier wichtigsten Turniere gewonnen hat und erst zum zweiten Mal nach ihrem Sieg bei den Australian Open in diesem Jahr in einem Grand-Slam-Finale stand, die Führung in der Branchenwertung aber weiter innehat.

Dort die dominante Serena Williams, viermalige US-Open- und 15-malige Grand-Slam-Turniersiegerin, die immer und überall über den anderen zu stehen und zu schweben scheint. Im Ranking wird sie nach einigen Formschwankungen und Verletzungen auf Position vier geführt und doch von Vielen als beste Tennisspielerin der Geschichte gepriesen. "Ich weiß es nicht, ich werde über mein Vermächtnis nachdenken, wenn es soweit ist. Ich möchte noch viel mehr erreichen, um Geschichte zu schreiben", sagte die fast 31-Jährige.

"Rede für die Verliererin schon im Kopf"

Doch Asarenka erwies sich an diesem sonnigen Sonntagnachmittag vor den 23.000 Zuschauern im größten Tennisstadion der Welt als ebenbürtige Gegnerin und würdige Nummer eins. Nach dem verkorksten ersten Satz kämpfte sie sich in das Match zurück und stand bei 5:4-Führung und eigenem Aufschlag im dritten Satz zwei Punkte vor dem Matchgewinn. "Ich hatte die Rede für die Verliererin schon im Kopf", sagte Williams später. Zum ersten Mal seit 17 Jahren und dem Endspiel zwischen der späteren Siegerin Steffi Graf und Monica Seles fiel die Entscheidung im US-Open-Damen-Finale im dritten Satz.

Und viel hätte nicht gefehlt zum zweiten Grand-Slam-Titel für Asarenka, die in ihrem neongelben Tennis-Shirt und dem schwarzen Rock nicht nur optisch das Kontrastprogramm zu Williams lieferte. Immer wieder versuchte sie, mit ihrem variablen Spiel das kraftvolle Power-Tennis der Amerikanerin zu zerstören. Und dann musste sie am Ende doch mit ihrem Handtuch die Tränen trocknen und in ihrem bewundernswerten Schlusswort einräumen: "Ich habe alles gegeben, aber Serena hat heute gezeigt, dass sie ein wahrer Champion ist."

(dpa)
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