Spanien gegen Deutschland Eine Liebeserklärung an den Davis Cup

Valencia · Das packende Duell zwischen Deutschland und Spanien lieferte beste Davis-Cup-Unterhaltung und eine Liebeserklärung an das alte Format. Trotzdem steht der traditionsreiche Nationenwettbewerb vor Veränderungen.

 David Ferrer lässt sich nach seinem Sieg gegen Philipp Kohlschreiber zu Boden fallen.

David Ferrer lässt sich nach seinem Sieg gegen Philipp Kohlschreiber zu Boden fallen.

Foto: rtr, saw

Alexander Zverev wollte einfach nur noch schlafen. Nach dem bitteren Ende im Davis-Cup-Krimi gegen Spanien freute sich die deutsche Nummer eins zumindest auf "fünf Tage Pause" ganz ohne Tennis. "Ich liege nur im Bett und spiele ein bisschen Golf vielleicht", kündigte er an. Die dreitägige Viertelfinal-Schlacht in der Stierkampfarena von Valencia hatte ihre Protagonisten sichtlich erschöpft - und gleichzeitig für neues Feuer in der Diskussion um das Format gesorgt.

Denn in Zverevs müden Augen war das gesamte Pro und Contra der Debatte über die Zukunft des traditionsreichen Nationenwettkampfs abzulesen. Auf der einen Seite war da die fast kindliche Euphorie über den gemeinsamen Kampf mit den Teamkollegen. Ein Gut, das die Spieler in der Individualsportart Tennis zu schätzen wissen. Auf der anderen Seite waren da aber auch die Strapazen eines vollgepackten Turnier-Kalenders, der besonders die Topstars bis an die Schmerzgrenze belastet.

Zverev war direkt aus Miami, wo er in der Nacht auf Montag das Finale bestritten hatte, nach Spanien gereist. Ein neuer Belag, drei Wochen ohne freien Tag, dazu ein kräftiger Jetlag waren letztlich zu viel für den 20-Jährigen, der im Duell mit Spaniens Superstar Rafael Nadal am Sonntag chancenlos war. "Es war heute überhaupt nicht möglich, dass ich in Bestform spiele", verteidigte sich der Weltranglistenvierte anschließend, ohne dass ihn jemand wirklich angegriffen hätte: "Ich bin kein Roboter, sondern ein Mensch."

Dass in Valencia stattdessen andere Akteure ins Rampenlicht rückten, gehört im Davis Cup zur schönen Tradition. Jan-Lennard Struff und Tim Pütz beispielsweise, ihres Zeichens die Nummern 50 und 120 der Welt, die am Samstag ihren großen Auftritt gegen Spaniens favorisiertes Spitzendoppel Marc Lopez/Feliciano Lopez hatten. Oder Routinier Philipp Kohlschreiber, der am Sonntag erst um ein Haar zum Matchwinner mutiert wäre, nach seiner dramatischen Fünf-Satz-Pleite gegen David Ferrer aber letztlich doch nur als tragischer Held mit den Tränen kämpfte.

Das Duell zwischen Spanien und Deutschland (3:2) war am Ende auch eine flammende Liebeserklärung an das etablierte Format des Davis Cup: Es bot eine spektakuläre Atmosphäre in der imposanten "Plaza de Toros", packende Fünf-Satz-Krimis, große Stars und neue Helden. Der Plan des Weltverbands ITF und seines Präsidenten David Haggerty, den Teamwettbewerb durch ein einwöchiges Nationenturnier an einem festen Ort im November zu ersetzen, stößt in der Tennis-Welt deshalb fast überall auf Ablehnung.

Unterm Strich bleiben die Tage von Valencia allerdings auch eine Ausnahme. Absagen von Spitzenspielern wie Zverev wird es auch weiter geben, Reformen mit Augenmaß etwa bei den Terminen, den zu spielenden Belägen oder der Dauer der Partien, scheinen unausweichlich zu sein. Argumente gegen einen Radikalumsturz haben Deutschland und Spanien aber geliefert. Oder wie es der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann nach dem Spiel formulierte: "Einen Gruß an David Haggerty. Das ist Davis Cup."

(sid)
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