Wettbetrug im Tennis 16 Top-Spieler unter Manipulationsverdacht

Melbourne · Ein Manipulations-Verdacht im Profitennis hat den Auftakt der Australian Open am Montag in Melbourne überschattet: Nach Informationen der BBC und BuzzFeed News sollen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 16 Spieler aus den Top 50 - darunter auch Grand-Slam-Sieger - in Match-Manipulationen involviert gewesen sein.

 ATP-Boss Chris Kermode (r.) und sein Vize Mark Young bei der eigens einberufenen Pressekonferenz.

ATP-Boss Chris Kermode (r.) und sein Vize Mark Young bei der eigens einberufenen Pressekonferenz.

Foto: ap, MDB KAJ

Namen nannten die beiden Quellen allerdings nicht. Schiebung sei im Tennis "weitverbreitet", berichtete die BBC, die nach eigenen Angaben im Besitz belastender und bislang geheimer Berichte ist.

Zudem wurden die Spielervereinigung ATP und die "Manipulations-Polizei", eine 2008 gegründete Task Force mit Namen "Tennis Integrity Unit (TIU)", indirekt beschuldigt, Verdachtsfälle nicht zielstrebig genug zu untersuchen.

ATP-Präsident Chris Kermode sah sich deshalb veranlasst, am Montag eine spontane Pressekonferenz abzuhalten. "Ich weise die Beschuldigungen zurück, dass wir irgendwelche Dinge zurückhalten. Wir brauchen aber Beweise", sagte der Brite.

Kermode wollte allerdings nicht abstreiten, dass es wohl auch im Tennis zu Manipulationen komme: "Wir sind uns bewusst, dass es wie in anderen Sportarten auch im Tennis diesbezügliche Risiken gibt. Aber die Verschiebungen bewegen sich auf einem unglaublich niedrigen Niveau", sagte der 51-jährige Kermode.

Die deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber (Augsburg) meinte: "Wettbetrug gibt es leider Gottes in jeder Sportart. Man darf aber jetzt nicht alle Spieler und die Tour schlecht machen", sagte der 32-Jährige, der die Vorgehensweise der TIU lobte: "Man arbeitet positiv dagegen, es gibt für uns Spieler viele neue Regeln." Unter anderem müssen es die Profis der "Tennis Integrity Unit" sofort melden, wenn sie von verdächtigen Personen angesprochen und mit zwielichtigen Angeboten konfrontiert werden.

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"Es gibt keine richtige Bestätigung oder einen Beweis dafür, dass ein aktiver Spieler verwickelt ist", sagte Novak Djokovic. "So lange das so ist, sind es nur Spekulationen", sagte Djokovic. "Dabei sollten wir es dann auch belassen."

Djokovic bestätigte aber Berichte aus dem Jahr 2007, dass er damals über Leute in seinem Umfeld angesprochen worden sei, ein Spiel bei einem Turnier in St. Petersburg zu verlieren. "Es ist gar nicht direkt an mich herangebracht worden, sondern direkt zurückgewiesen worden", erinnerte sich Djokovic. "Für mich ist das ein Akt von Unsportlichkeit, ein Verbrechen im Sport", sagte der Schützling von Boris Becker. "Ich denke, für so etwas ist kein Platz im Sport, vor allem nicht im Tennis."

Auch drei Partien in Wimbledon stehen offenbar unter dem Verdacht, verschoben worden zu sein. Acht der beschuldigten Spieler sollen bei den Australian Open 2016 am Start sein.

Wett-Syndikate aus Russland und Italien sollen im Laufe der letzten Jahre mit manipulierten Spielen Gewinne von mehreren Hundertausend Dollars gemacht haben.

Nach jahrelangen Untersuchungen war 2011 Profi Daniel Köllerer wegen Match-Manipulationen in drei Fällen lebenslang gesperrt worden. Dem Österreicher wurde vorgeworfen, eine Partie mit eigener Beteiligung sowie zwei weitere Spiele manipuliert zu haben. Auf Basis der Beweislage hatte auch der Internationale Sportgerichtshof CAS Köllerer schuldig gesprochen.

Auch der ehemalige ATP-Weltmeister Nikolai Dawidenko (Russland) war in seiner Karriere immer wieder beschuldigt worden, absichtlich aufgegeben zu haben. Beweise gab es allerdings nie.

(sid/dpa)
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