Deutsche Nummer eins nur Ersatzspielerin Kerber vor WTA-Finale im Gefühlschaos

Singapur · Angelique Kerber ist beim am Montag in Singapur beginnenden WTA-Finale diesmal nur Ersatzspielerin. Die deutsche Nummer eins spekuliert nach einer durchwachsenen Saison trotzdem mit einem Einsatz.

 Angelique Kerber ist beim WTA-Finale in Singapur nur Ersatzspielerin.

Angelique Kerber ist beim WTA-Finale in Singapur nur Ersatzspielerin.

Foto: afp, kn/AMO

Mittendrin, aber irgendwie doch nicht dabei. Als Angelique Kerber am Freitag in den Flieger Richtung WTA-Finale in Singapur stieg, steckte sie im Gefühlschaos. "Ich freue mich. Aber ich weiß, dass manches für mich ein bisschen bitter werden wird", sagte die deutsche Nummer eins.

Manches, das bedeutet zum Beispiel die stets pompös aufgezogene Auslosung beim Turnier der besten acht Spielerinnen der Saison 2014. Als Nummer neun des Jahresrankings und erste Ersatzspielerin darf Kerber nicht an der prestigeträchtigen Zeremonie am Samstagabend Ortszeit teilnehmen, bei der die Spielerinnen in glamourösen Abendkleidern erscheinen und sich als Höhepunkt zum Gruppenfoto treffen. "Ich bin schon noch enttäuscht, dass ich in diesem Jahr die direkte Qualifikation nicht geschafft habe", meinte die Linkshänderin: "Aber es ist auch eine gute Motivation um zu sagen: Nächstes Jahr will ich wieder richtig dabei sein."

Völlig im Abseits steht die Kielerin nach zwei Teilnahmen beim WTA-Finale 2012 und 2013 aber auch diesmal nicht. Zusammen mit ihrer Mutter Beata und Trainer Benny Ebrahimzadeh wird Kerber ebenso wie Titelverteidigerin Serena Williams und Co. im Luxus-Hotel Marina Bay Sands wohnen - mit Poollandschaft im 57. Stock und einem atemberaubenden Panoramablick über den pulsierenden Stadtstaat.

Die 26-Jährige muss allzeit bereit sein, steht ab Montag ständig auf Abruf. Und ein Einsatz beim mit 6,5 Millionen Dollar dotierten Event der Besten, bei dem sich die jeweils ersten Beiden der zwei Vierergruppen für das Halbfinale qualifizieren, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Kerber spekuliert auf einen Einsatz

Spielerinnen wie die viermalige Gewinnerin und Topfavoritin Serena Williams, Eugenie Bouchard (Kanada) oder Ana Ivanovic (Serbien) plagten sich zuletzt mit Verletzungen. "Ich glaube, die Chance auf einen Einsatz ist für mich relativ hoch", meinte Wimbledon-Viertelfinalistin Kerber, die von ihren bisherigen sechs WTA-Final-Matches eines gewann - 2013 gegen die Polin Agnieszka Radwanska.

Die Zeit in Singapur will "Angie" auch nutzen, um sich für das Fed-Cup-Finale gegen Gastgeber Tschechien am 8./9. November in Prag in Form zu bringen. Nach der knapp vierwöchigen Asien-Tour, insgesamt 69 Einzelmatches 2014 und der Hatz über die Kontinente waren bei Kerber zuletzt die Akkus einigermaßen leer. Dazu kam eine Magen-Darm-Grippe.

Die US-Open-Halbfinalistin von 2011 zog die Reißleine und gönnte sich eine kleine Auszeit. "Ich brauche immer mal wieder dieses komplette Abschalten vom Alltag", sagte Kerber dazu. Zusammen mit Freunden verbrachte sie ein paar Tage in den polnischen Bergen und ließ sich von der Natur faszinieren: "Einmal bin ich morgens um fünf aufgestanden und mit Taschenlampe auf den Gipfel gewandert, um den Sonnenaufgang zu sehen."

Als Top-Ten-Spielerin in die neue Saison

Blickt die stets selbstkritische Kerber auf die Saison 2014 zurück, so ist sie einigermaßen zufrieden. Zum dritten Mal in Folge geht sie als Top-Ten-Spielerin in die neue Saison. Was die Kämpfernatur allerdings immer noch wurmt, sind die vier Finalniederlagen in dieser Saison - drei davon gegen schlechter platzierte Konkurrentinnen. Besonders ihr Aufschlag bleibt ein Schwachpunkt. "Ich glaube trotzdem, dass die beste Phase noch vor mir liegt", meinte Kerber.

Der Fed-Cup-Titel hätte für sie höchste Priorität. "Das wäre der Wahnsinn, ein Highlight meiner Karriere", sagte die Weltranglistenzehnte, die jetzt erstmal in Singapur auf einen Einsatz hofft - einen durch die Hintertür.

(sid)
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