Eines der größten Talente seit Becker Zverev beeindruckt alle

Hamburg · Bei den meisten Tennisprofis sitzt die Freundin in der Spielerbox, bei Alexander Zverev fiebert die Oma mit. Das deutsche Talent hatte in seiner Heimatstadt Hamburg seine gesamte Familie dabei und fühlte sich sichtlich wohl. Die Vergleiche mit Boris Becker, der mit 17 Jahren Wimbledon gewann, kommentiert der Teenie nicht.

Alexander Zverev erreicht Halbfinale von Hamburg
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Der Sohn eines russischen Tennislehrer-Ehepaars hat einen Riesenrespekt vor der Leistung der ganz Großen. Schon zu den Top 100 der Welt blickt er auf: "Das ist noch ein ganz anderer Level, eine riesengroße Stufe für mich."

Gegen den topgesetzten Spanier David Ferrer wurden seine Schwächen im Halbfinale am Samstag offensichtlich. Beim 0:6, 1:6 fehlte ihm nach einer anstrengenden Woche die Kraft, lange Ballwechsel zu gehen. Der Argentinier Leonardo Mayer fand dagegen am Sonntag im Endspiel beim hart erkämpften 6:7 (3:7), 6:1, 7:6 (7:4) ein Rezept gegen die Nummer sechs der Welt. Für Mayer war es der erste Titel auf der ATP-Tour.

Mit dem Einzug in sein erstes Halbfinale bei einem ATP-Turnier und dem Gewinn des Preisgeldes von 57.840 Euro machte der 17-Jährige in dieser Woche einen mächtigen Sprung um etwa 100 Plätze in der Weltrangliste. In der neuen Woche wird er um die 160 herum geführt. Damit kann er Ende August die Qualifikation bei den US Open spielen.

"Ein überragendes, außergewöhnliches Talent, er verbessert sich alle zwei Monate signifikant. Er ist mit den ganz Großen zu vergleichen, die in seinem Alter auch nicht weiter waren", sagt Bundestrainer Carsten Arriens. So einen deutschen Junior habe er noch nicht gesehen. Auch Philipp Kohlschreiber, der ebenfalls im Halbfinale am Rothenbaum ausschied, lobt den Youngster: "Er ist schon ein viel kompletterer Spieler, als ich es mit 17 war. Wenn er weiter so tennisverliebt ist, wird er eine steile Karriere vor sich haben."

Leben dreht sich nur um Tennis

Solche Lobeshymnen sind dem Jungen mit der blonden Mähne und den vielen Sommersprossen fast peinlich, der Australian-Open-Sieger bei den Junioren lächelt einfach. "Tennisverliebt? Mein ganzes Leben ist um Tennis gewickelt, ich kann mir kein anderes vorstellen." Die meisten Gegner, die er nach seiner glänzenden Juniorenkarriere auf der ATP-Tour trifft, kennt er schon lange. Nicht, weil er schon einmal gegen sie gespielt hätte. Sondern weil er als Zuschauer seines neun Jahre älteren Bruders Mischa - einst Mitglied im deutschen Davis-Cup-Team - bereits alle Informationen aufsaugte.

Michael Stich hatte schon früh einen guten Riecher. Er stattete den Nachwuchsspieler mit einer fünfjährigen Wildcard für den Rothenbaum aus. Schon bei Zverevs Turniersieg beim Challenger vor zwei Wochen in Braunschweig, wo Stich auch als Turnierdirektor fungiert, fühlte sich der ehemalige Wimbledonsieger bestätigt. "Mir gefällt seine Einstellung zu dem Sport, und er hat eine gewisse Leichtigkeit. Eine Garantie gibt es nie", sagt Stich. Er selbst war auch so ein langer Kerl mit einem unglaublichen Ballgefühl.

Viel Muskelmasse hat Zverev noch nicht. Er macht viel über seine pfeilschnellen Aufschläge und seine klasse Vorhand. Als er in den vergangenen drei Jahren 30 Zentimeter wuchs, zwackte es überall im Körper. An Krafttraining war nicht zu denken. Nun fängt er ganz langsam damit an. Gegen den topgesetzten Spanier David Ferrer wurden am Samstag seine Schwächen offensichtlich. Beim 0:6, 1:6 fehlte ihm nach einer anstrengenden Woche die Kraft, lange Ballwechsel zu gehen. Und Ferrer gehört schließlich zu den Topleuten der Tennisszene.

(dpa)
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