Turniersieg in Halle Mayers beeindruckendes Comeback

Halle/Westfalen · Nach einer langen Leidenszeit gewinnt der 32 Jahre alte Tennisprofi das Turnier in Halle/Westfalen.

Tennis in Halle: Florian Mayer ringt Alexander Zverev im Finale nieder
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Mayer ringt Zverev im Finale nieder

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Foto: afp, crj

Überwältigt von seinen Emotionen sank Florian Mayer auf die Knie, fassungslos schlug er die Hände vors Gesicht. Noch vor wenigen Wochen hatte der Tennisprofi aus Bayreuth laut über sein Karriereende nachgedacht, nun feierte er beim Rasenturnier in Halle/Westfalen den größten Erfolg in 15 Profijahren, für den er 386.925 Euro kassierte. Im Endspiel entzauberte er Jungstar Alexander Zverev, der 181.720 Euro mitnahm, mit 6:2, 5:7, 6:3.

"Ich habe es zwei Jahre nicht gehabt, vor einem vollen Haus zu spielen, weil ich so viel verletzt war. Ich war nicht sicher, ob ich überhaupt weiterspiele, jetzt stehe ich hier als Sieger. Das kann ich noch nicht fassen", sagte Mayer. In der Weltrangliste verbessert sich der 32-Jährige, dessen zuvor einziger Turniersieg bei den Profis aus dem Jahr 2011 (Bukarest) datierte, von Platz 192 auf Rang 80.

Auch Zverev verbessert sich im Ranking und gehört in Wimbledon (ab 27. Juni) erstmals zu den gesetzten Spielern bei einem Grand Slam. Trost fand der 19-Jährige aus Hamburg jedoch nicht sofort, tief saß der Stachel seiner zweiten Finalniederlage auf der Profi-Tour (ATP). Nach dem grandiosen Sieg im Halbfinale gegen Roger Federer (Schweiz) hatte sich der Hamburger große Hoffnungen auf seinen ersten Profititel gemacht.

Dennoch zeigte Zverev Größe in der Niederlage und gratulierte Mayer: "Du hast fantastisch gespielt und verdient gewonnen." Mayer sprach seinem jungen Kontrahenten Mut zu: "Ich habe meinen ersten Titel erst im fünften Anlauf geholt. Mach dir keine Sorgen. Dir gehört die Zukunft."

In der Gegenwart war Mayer der bessere Spieler. Obwohl er erst im April nach einem Sehnenanriss an den Adduktoren und sieben Monaten Auszeit zurückgekehrt war. Das Jahr 2014 hatte er wegen einer Schambeinentzündung beinahe komplett verpasst und sich zum Fitnesstrainer ausbilden lassen.

Favorit Zverev knüpfte im zweiten deutschen Finale der Turniergeschichte nicht an die berauschende Vorstellung gegen Federer an. Vor den Augen seiner Familie - Vater Alexander senior, Mutter Irina, Bruder Mischa und Oma Natalia - tat er sich schwer. Mayer, 2004 und 2012 im Wimbledon-Viertelfinale, zwang den 1,98 m langen Schlaks mit seinem Rückhand-Slice tief in die Knie und bewies, dass seine unorthodoxe Spielweise besonders auf Rasen noch immer mit dem hohen Tempo der nächsten Generation mithalten kann. Die fehlende Härte in seinen Schlägen kompensierte er wie schon beim unerwarteten Erfolg im Halbfinale gegen den Österreicher Dominic Thiem, Aufsteiger der Saison, indem er Zverev über den gesamten Platz schickte.

(sid)
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