Kopfhörer, Griffbänder, Wasserflaschen Die Rituale und Ticks der Tennisstars

New York · Serena Willams zum Beispiel setzt beim Gang auf den Court auf dicke Kopfhörer. Der Hang der Profis zu Ritualen ist bei den US Open aber nicht nur bei der Weltranglistenersten zu beobachten.

 Ohne Kopfhörer geht nichts.

Ohne Kopfhörer geht nichts.

Foto: dpa, msc

Wenn Serena Williams die letzten Meter zu ihrem Arbeitsplatz läuft, dann hat sie mit ihrer Außenwelt nicht viel am Hut. Auf dem Kopf trägt der Tennis-Superstar auch bei den US Open seine stylischen XXL-Kopfhörer. Beim schrillsten Grand-Slam-Turnier des Jahres kommt das gut an: Im Big Apple ist Showtime.

Für Serena Williams, die am Donnerstagabend Ortszeit im Halbfinale auf Roberta Vinci (Italien) traf, ist es aber viel mehr. "Als ich damit anfing, gab es noch Kassettenrekorder. Ich habe die Kopfhörer mal vor einem Match getragen. Und dann ging es weiter damit - und immer weiter", sagte die Branchenführerin der New York Times über ihr Ritual.

Auch Wiktoria Asarenka (Weißrussland) und der wilde Australier Nick Kyrgios setzen auf die Beschallung als unmittelbare Matchvorbereitung. Was bei Ikone Martina Navratilova gar nicht gut ankommt. "Diese Sache mit den Kopfhörern reißt langsam ein, immer mehr Profis kommen so auf den Court. Das ist respektlos gegenüber dem Sport und den Zuschauern", schimpfte Navratilova über den neusten Tick im verrückte Circuit, das viele Kuriositäten bereithält.

Die Beobachter des abschließenden Viertelfinals im Arthur-Ashe-Stadium konnten zum Beispiel sehen, dass der Franzose Richard Gasquet bei jedem Seitenwechsel ein neues Griffband aufzieht. Genutzt hat es nichts: Gasquet verlor gegen Roger Federer (Schweiz/Nr. 2) klar mit 3:6, 3:6, 1:6.

Federers einst größter Rivale Rafael Nadal ist ein Meister der Marotten. Der French-Open-Rekordsieger, der in Flushing Meadows bereits in der dritten Runde scheiterte, richtet die Trinkflaschen neben seinem Stuhl stets parallel aus. Vor jedem Aufschlag streicht sich "Rafa" die Haare hinter die Ohren und zupft sich seine Hose zurecht.

Wie auch Maria Scharapowa (Russland) meidet Nadal das Betreten der Linien auf dem Platz wie der Teufel das Weihwasser. Reden möchte er über seine Rituale nicht. "Es ist nichts Ungewöhnliches, was ich mache. Abergläubisch? Nicht mehr als andere auch", behauptet Nadal.

Glaubt man Altmeister John McEnroe, dann ebnen Ticks und Tricks in erheblichem Maße den Weg zum Erfolg. "Die Psychologie ist ein taktisches Element. Man beruhigt sich selbst und kann dazu noch den Gegner verunsichern", sagte der frühere Weltranglistenerste.

Der Hang zu den immer gleichen Handlungen soll nach Meinung von Psychologen Konzentration und Selbstsicherheit fördern. Als Nicolas Kiefer einst gefragt wurde, wie abergläubisch er auf einer Skala von eins bis zehn sei, antwortete der frühere Davis-Cup-Spieler: "Elf".

Auch Andrea Petkovic setzt auf feste Verhaltensmuster. Die deutsche Nummer zwei packt bereits am Tag vor dem Match ihre Tasche. Das weiße Griffband am Schläger ist schon Stunden vor dem Start akkurat gewickelt, die Getränke werden auf dem Court nach Nadal-Vorbild platziert. "Da bin ich fast schon neurotisch", sagt sie.

Ungewöhnliche Rituale sind gerade auch in Krisenzeiten zu beobachten. Einst packte der gebeutelte Jim Courier das Buch "Maybe the Moon" von Armistead Maupin aus und las. Sein US-Landsmann Pete Sampras griff sich da lieber einen Brief seiner Frau Bridgette.

Ganz oben in der Kuriositätenkiste befindet sich eine Aktion von Pam Shriver. Die einstige US-Open-Finalistin verließ 1993 in Quebec aus Frust während eines Matches den Platz - und bestellte sich im Klubhaus einen Cocktail. Danach kehrte Shriver auf den Platz zurück - ganz ohne Kopfhörer.

(sid)
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