Historische Niederlage bei den US Open Serena Williams: "Sonst noch Fragen?"

New York · "Queen Serena" verließ Queens ohne Krone: Für Serena Williams war das sensationelle Halbfinal-Aus in New York und der geplatzte Traum vom Kalender-Grand-Slam ein Schock.

US Open: Serena Williams verpasst den Grand Slam: Aus im Halbfinale
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Serena Williams verpasst den Grand Slam: Aus im Halbfinale

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Foto: dpa, msc

Williams hatte den Kampf gegen sich selbst gerade erst verloren, als ihr Trotzkopf siegte. "Ich habe nie den Druck gespürt, hier gewinnen zu müssen", behauptete der Superstar nach dem geplatzten Traum vom ersten Kalender-Grand-Slam seit Steffi Graf 1988.

Im Bauch des größten aller Tennis-Stadien wirkte die gestürzte Gigantin kurz nach der sensationellen 6:2, 4:6, 4:6-Niederlage im US-Open-Halbfinale gegen die Weltranglisten-43. Roberta Vinci (Italien) äußerst genervt.

Eingestehen wollte sich Williams die Tragweite dieser wohl schmerzlichsten Niederlage ihrer Karriere nicht. "Ich möchte einfach nicht darüber reden, wie enttäuschend das für mich ist", sagte die 33-Jährige mit spitzem Unterton — und blaffte die Journalisten an: "Sonst noch Fragen?"

Nach nur knapp vier Minuten beendete Williams die denkwürdige Pressekonferenz wie aus heiterem Himmel. Flucht statt Konfrontation, nachdem ein Lebenstraum auf der Zielgeraden zerplatzt war, obwohl der historische vierte Major-Triumph 2015 zum Greifen nah war - angesichts der Gegnerinnen Vinci und Flavia Pennetta (Finale), die beide nicht zu den Top 25 gehören.

Schon eine knappe halbe Stunde nach dem letzten Ballwechsel saß die ungekrönte "Queen Serena" in ihren verschwitzten Sportklamotten in einem Shuttle mit verdunkelten Scheiben, der sie von Queens Richtung Manhattan brachte. Weg vom Ort des Albtraums, den die New York Times als "eine der überraschendsten Niederlagen in der Sport-Geschichte" bezeichnete.

Auf der Fahrt wird Williams vielleicht eines der überdimensionalen Werbeplakate gesehen haben, auf denen ihre Erzrivalin Maria Scharapowa für eine Uhr wirbt. Und zwar mit den Worten: "Don't crack under pressure" (Zerbrich' nicht am Druck).

Im Halbfinale war Williams aber genau das passiert, obwohl sie gegen die Major-Halbfinal-Debütantin Vinci (32) im dritten Satz schon mit Break geführt hatte. Doch die Favoritin wirkte fahrig, verschlug reihenweise Volleys und wackelte beim Service. "Serena konnte ihre Nervosität nie ablegen. Man hat ihr die Belastung des Gewinnenmüssens angemerkt", sagte Chris Evert. Die US-Ikone nannte Williams' Zitterhand "menschlich" angesichts der riesigen Erwartungen, die die sechsmalige US-Open-Siegerin eigentlich nicht an sich ranlassen wollte.

Auch Steffi Graf hatte jüngst erzählt, dass sie der Druck und das Gerede über den Kalender-Grand-Slam vor 27 Jahren "total erschöpft" hätten: "Das war fürchterlich." Graf schaffte es trotzdem. "Allerdings hatte Steffi damals nicht soviel Druck wie Serena", behauptete Evert. Heutzutage sei "alles größer". Es gebe die sozialen Medien: "Und Serena ist ein globaler Star mit weltweiter Presse."

Williams konnte in einem Match mit 40 eigenen unerzwungenen Fehlern (50 Winner) den "Da-Vinci Code" nicht knacken. Dabei hatten die Titelverteidigerin und ihr Team schon zu Beginn des Turniers auf die Verdrängungs-Strategie gesetzt. "Denn wir wussten, wenn wir dem Thema zu viel Aufmerksamkeit einräumen, ist es so, als wenn du mit 20 Kilogramm Ballast auf deinen Schultern spielst", erklärte Williams' Coach Patrick Mouratoglou.

Doch schon bei den Trainingseinheiten war die Nummer eins äußerst angespannt und faltete ihren Hittingpartner immer wieder zusammen. Mutter Oracene Price glaubt, dass es "der eigene Druck" war, an dem Serena gescheitert sei.

Roger Federer indes hatte tröstende Worte für Williams parat: "Sie ist einer der größten Champions, die der Sport jemals hatte", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger, der der Amerikanerin noch viel zutraut: "Serena ist immer noch die große Favoritin, wenn es darum geht, es nächstes Jahr zu schaffen."

(sid)
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