US Open in New York Kerber trifft im Halbfinale auf eine alte Bekannte

New York · Angelique Kerber spielt um den Einzug in ihr drittes Grand-Slam-Finale der Saison. Am Donnerstag trifft sie auf die Dänin Caroline Wozniacki, die nirgendwo sonst so auftrumpft, wie in New York.

Kerber macht mit Vinci kurzen Prozess
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Foto: dpa, msc

Wenn Angelique Kerber ihren Arbeitstag in New York beendet, steigt sie ins Eisbad. "Zehn Minuten bei neun Grad. Das ist so kalt. Aber danach fühlt man sich richtig gut", sagt die Kielerin. Schon beim Zuhören fröstelt es. Kerbers Halbfinalgegnerin Caroline Wozniacki kommt dagegen jeden Abend zurück in ihr warmes Apartement am Union Square in Midtown Manhattan. Mutter Anna hat gekocht, die Dänin kann es sich auf der Couch gemütlich machen und den Blick über die Stadt genießen.

Angelique Kerber und Caroline Wozniacki spielen am Donnerstag um den Einzug ins Finale der US Open in Flushing Meadows. Beide kennen sich gut, beide mögen sich, nicht nur wegen ihrer gemeinsamen polnischen Wurzeln. Beide waren auch schon zusammen im Urlaub. Zwölfmal standen sie sich gegenüber, siebenmal gewann Kerber, fünfmal Wozniacki. Ein bislang ausgeglichenes Duell - und doch mit völlig unterschiedlichen Vorzeichen.

Während Kerber in dieser Saison kaum aufzuhalten ist, in Melbourne ihr erstes Grand-Slam-Turnier gewann, in Wimbledon das Finale erreichte und aus Rio de Janeiro olympisches Silber mit nach Hause nahm, hat die frühere Branchenführerin Wozniacki einen beispiellosen Absturz hinter sich. Im vergangenen Jahr war sie bei den US Open noch an Position vier gesetzt, nach einigen Verletzungen ist sie heute die Nummer 74 der Welt.

Wozniacki fühlt sich "wie eine richtige New Yorkerin"

"Das bedeutet mir nicht so viel", sagt Wozniacki: "Ich fühle mich noch immer wie eine der Top-Spielerinnen und ich arbeite an meinem Weg zurück." Die 26-Jährige kennt die Rangliste von unten und oben, sie weiß, wie dünn die Luft an der Spitze ist, zwei Jahre lang stand sie dort und wurde stets dafür kritisiert, nicht einen großen Titel gewonnen zu haben. 2009 und 2014 waren ihre besten Jahre auf der Tour, zweimal verlor sie im Big Apple erst im Endspiel. "Ich fühle mich wie eine richtige New Yorkerin", sagt sie.

2011 war Wozniacki als Nummer eins in das letzte Grand-Slam-Turnier der Saison gestartet, im Halbfinale unterlag sie ihrer guten Freundin Serena Williams (USA) und reiste enttäuscht ab. Damals war Angelique Kerber die Nummer 90, erreichte ebenfalls die Vorschlussrunde und startete durch. "Das war der Wendepunkt meiner Karriere", erzählte die Weltranglistenzweite nach dem 7:5, 6:0 im Viertelfinale gegen die Italienerin Roberta Vinci, ihrem fünften Zweisatzsieg nacheinander.

Vor fünf Jahren war Kerber 23 Jahre alt, Wozniacki 21, seitdem ist viel passiert, für Kerber ging es stetig hinauf, für Wozniacki bergab, bergauf und wieder bergab im Ranking. Beide sind auch neben dem Court gereift, Kerber vor allem durch sportliche Rückschläge, Wozniacki durch private. Nachdem sie kurz vor der geplanten Hochzeit von Golfstar Rory McIlroy verlassen wurde, lief sie sich ihre Trauer in aller Öffentlichkeit beim New York Marathon mit einer mehr als passablen Zeit von der Seele.

Im Halbfinale am Donnerstagabend im Stadtteil Queens vor den Toren der Metropole treffen sich Kerber und Wozniacki wieder - trotz der großen Distanz in der Weltrangliste auf Augenhöhe. "Ich weiß, dass sie immer eine harte Gegnerin ist", sagt Kerber: "Ich erinnere mich an lange Matches, lange Ballwechsel. Ich freue mich auf diese Herausforderung." Und danach auf ein erfrischendes Eisbad, während Wozniacki zurück in ihre Stadtwohnung auf der anderen Seite des East River fahren wird.

(sid)
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