Zwölf "Opfer" Krämpfe und Schmerzen: US-Open-Sauna fordert ihren Tribut

Bei den US Open gab es in der ersten Runde eine rekordverdächtige Zahl von Aufgaben. Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres fordert seinen Tribut.

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Sabine Lisicki war geschockt. Am Fernseher hatte die Berlinerin in den Stadion-Katakomben verfolgt, wie Thanasi Kokkinakis bei den US Open von Krämpfen geschüttelt wurde. Erst der Arm, dann die Waden - schließlich musste der 19-jährige Australier sogar von unten aufschlagen. "Plötzlich fühlte ich es überall, immer an verschiedenen Stellen und bei verschiedenen Schlägen. Es war frustrierend", sagte Kokkinakis, der im fünften Satz aufgeben musste - und kaum mehr stehen konnte.

Der Teenie war nur eines von insgesamt zwölf "Opfern" (zehn Männer, zwei Frauen), die ihr Erstrunden-Match in Flushing Meadows aus verschiedensten Gründen nicht zu Ende spielen konnten - Grand-Slam-Rekord. Und es ist kein Zufall, dass die bisherige Bestmarke von neun Aufgaben während einer Runde ebenfalls in New York aufgestellt worden war - nämlich 2011.

Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres fordert nach einer langen Saison kräftemäßig seine Tribut. Dazu kommen im Big Apple die schwierigen Bedingungen im Spätsommer mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit von rund 70 Prozent.

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"Es ist schwer, die Flüssigkeit zurückzuführen, die man während eines Spieles verliert. Man muss sich top vorbereiten, schon Tage vorher", sagt Philipp Kohlschreiber. Der Davis-Cup-Spieler weiß: "Wenn der Tank leer ist, ist er leer. Dann ist es schon zu spät." Kohlschreiber musste beim Fünfsatz-Sieg über 3:22 Stunden gegen Alexander Zverev (Hamburg) an seine körperlichen Grenzen gehen, ebenso wie der 18-jährige Zverev: "Im letzten Satz waren wir beide am Ende."

Auf den Courts sollen gekühlte Handtücher Abhilfe schaffen. Es wird vom Veranstalter sogar darauf geachtet, dass die Ballkinder während der Wechsel genug trinken. Nach den Matches im Treibhaus Corona Park steigen die meisten Profis ins Eisbad.

Sogar top austrainierte Profis wie Rafael Nadal haben Probleme mit dem US-Open-Klima. "In meinem ersten Match war ich ein bisschen dehydriert und habe mich am Schluss nicht mehr ganz gut gefühlt. Ich habe wegen der Schwüle extrem geschwitzt. Solche Bedingungen sind nicht ganz einfach für mich", sagte Nadal, der bekanntlich von der Sonneninsel Mallorca kommt. Der Spanier sagte dies bezeichnenderweise nach seinem Auftritt in der Night Session.

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Foto: dpa, msc

Die Spieler werden von den Physios in der Umkleidekabine darauf hingewiesen, wie sie sich bei dem Wetter zu verhalten haben. Unter anderem wird empfohlen, sich vor und nach dem Match zu wiegen, um so den Gewichtsverlust ausgleichen zu können. Mancher rüstet sich vor den Spielen mit dem Sprung ins Eisbad. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass ein Sportler bei großer Hitze und Schwüle länger durchhält, wenn er "unterkühlt" an den Start geht.

Fed-Cup-Spielerin Lisicki ist die hohe Luftfeuchtigkeit von ihrem Training in Florida gewohnt. Von den Kokkinakis-Leidensbildern im TV war sie regelrecht geschockt. "Man muss gewarnt sein. Es sind schließlich Profis, die eigentlich fit für fünf Sätze sind. Und dann passiert so etwas im vierten Satz", meinte Lisicki, die schon am Tag vor einem Spiel auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet.

(sid)
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