US Open Serena Williams so groß wie Steffi Graf

New York/Düsseldorf · Die Amerikanerin kann mit einem Sieg bei den US Open mit der Deutschen gleichziehen. Die 33-Jährige dominiert die Szene schon seit einem Jahrzehnt und hat mit ihrem Spiel den Tennissport verändert.

Serena Williams: alle Grand-Slam-Titel seit 1999
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Alle Grand-Slam-Titel von Serena Williams

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Foto: dpa, Corinne Dubreuil

Neulich hat Martina Navratilova versucht, die Erfolge von Serena Williams einzuordnen. "Das ist wie Schwergewicht gegen Mittelgewicht", ätzte die Tennislegende. "Das ist schon ein wenig unfair, denn Serena hat derzeit nun wirklich keine gleichwertige Kontrahentin." Nun ist es freilich nicht das Problem von Williams, sich gescheite Gegnerinnen zu besorgen.

Die 33-Jährige dominiert seit mehr als einem Jahrzehnt die Szene. Vor fast genau 16 Jahren gewann sie ihr erstes Grand-Slam-Turnier. Als erste Spielerin seit Steffi Graf 1988 kann die Amerikanerin nun in einem Kalenderjahr alle vier Grand-Slam-Turniere gewinnen. Und mit mit einem Triumph bei den derzeit laufenden US Open im New Yorker Stadtteil Flushing Meadows hat sie zusätzlich die Gelegenheit, mit der gebürtigen Brühlerin nach Erfolgen bei den vier Top-Turnieren gleichzuziehen: beide hätten dann 22 Titel vorzuweisen.

Es ist ein müßiges Anliegen, die Frage klären zu wollen, wer die größere Spielerin von beiden ist. Zu unterschiedlich ist die Spielweise, zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen in der Branche. Doch die Fantasie der Menschen beflügelt dann doch immer wieder zu diesen Vergleichen. Chris Evert, nach Turniersiegen (157) die zweiterfolgreichste Akteurin nach Navratilova (167), sagte, ein Phänomen wie ihre Landsfrau Williams könne es nur einmal in 100 Jahren geben.

Im Hause Williams wurde die Karriere von Serena und ihrer ein Jahr älteren Schwester Venus minuziös geplant. Vater Richard hat darüber ein Buch geschrieben. Er beschreibt darin, wie er auf die Idee gekommen war, seine Kinder zu Tennisspielerinnen auszubilden. 1980 sieht er im TV, wie die 25-jährige Rumänin Virginia Ruzici ein Turnier gewinnt und dafür 40 000 Dollar Preisgeld bekommt. "Wenn eine Frau so viel Geld gewinnen konnte, wollte ich zwei Töchter, um in dieser Disziplin mitzumischen. Danach setzte ich mich in mein Büro und begann, alles zu durchdenken und zu planen", beschreibt er. Um sein Ziel realisieren zu können, klaute er seiner Frau die Anti-Baby-Pille. Zweimal.

Gleich nach der Geburt sei er rumgefahren, um Trainingsplätze zu finden. Vater Richard ist später mit der Familie in ein Problemviertel von Los Angeles gezogen, um dem Nachwuchs vor Augen zu führen, dass man hart um seinen Platz in der Gesellschaft kämpfen muss. Insgesamt fünf Kinder teilten sich ein Zimmer in der Familienunterkunft. "Wir haben gelernt, uns durchzusetzen", hat Serena Williams einmal gesagt. "Ich bin dankbar für alles. Nun lebe ich mein eigenes Leben." Und das bekanntlich sehr erfolgreich.

Serena Williams kann sich nur selbst schlagen. Die Gegnerinnen haben eine Chance, wenn sie nicht schmerzfrei spielen kann. Das war immer mal wieder der Fall. Durch ihr aggressives Aufschlagspiel ist der Ellenbogen in Mitleidenschaft geraten. Sie schont sich für die großen Aufgaben. "Serena braucht diesen Grand Slam nicht, um allen zu zeigen, welch große Rolle sie im Tennis spielt", hat ihr Trainer und Lebensgefährte Patrick Mouratoglou im Vorfeld der US Open gesagt. "Sie hat schon so viel gewonnen und erreicht, und wenn sie den Grand Slam nun nicht holt, dann gewinnt sie ihn vielleicht im nächsten Jahr."

Vermutlich schafft sie beides.

(gic)
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