Davis-Cup-Finale Monfils lässt angeschlagenem Federer keine Chance

Lille · Der angeschlagene Roger Federer hat auf der Jagd nach seinem letzten großen Tennis-Traum eine empfindliche Pleite kassiert. Im Davis-Cup-Finale gegen Frankreich unterlag der Schweizer in Lille Lokalmatador Gael Monfils überraschend mit 1:6, 4:6, 3:6 und konnte den 1:1-Ausgleich der Gastgeber nicht verhindern.

Roger Federer ist gegen Gael Monfils chancenlos
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Monfils nutzt Federers Schwäche

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Es war die deutlichste Niederlage von Federer im Davis Cup bisher. Trotzdem gibt der 33-Jährige die Hoffnung auf seinen ersten Davis-Cup-Titel nicht auf. "Es war nicht alles schlecht. Im Laufe des Matches habe ich mich immer besser gefühlt. Und das ist ermutigend", sagte Federer.

Zuvor hatte Melbourne-Sieger Stan Wawrinka die Eidgenossen vor einer Rekordkulisse von 27.432 Zuschauern durch ein überzeugendes 6:1, 3:6, 6:3, 6:2 gegen die französische Nummer eins Jo-Wilfried Tsonga in Führung gebracht. "Vielleicht haben sie sich zu sehr auf Roger fokussiert und mich dabei vergessen. Aber ich bin nicht umsonst die Nummer vier der Welt", sagte Wawrinka nach seiner Gala im umgebauten Fußball-Stadion des OSC Lille.

Dabei hatten die Hoffnungen besonders auf Federer gelegen, der sich in den letzten Tagen allerdings mit einer Rückenverletzung herumgequält hatte. Auf dem langsamen Sandplatz im Stade Pierre Mauroy fand der Weltranglistenzweite selten ein Mittel gegen den stark servierenden Monfils (44 direkte Gewinnschläge), der sich mit seinem neunten Ass den ersten Satz nach einer guten halben Stunde holte.

Federer konnte nur selten die Initiative übernehmen, musste insgesamt fünfmal seinen Aufschlag abgeben und wirkte nicht vollkommen fit. Monfils indes, die Nummer 19 des ATP-Rankings, zeigte sich nervenstark und schaffte auch in den Sätzen zwei und drei frühe Breaks gegen den 33-jährigen Federer, dem der Davis-Cup-Triumph noch in seiner illustren Erfolgssammlung fehlt. "Ein Sieg am Wochenende wäre das Schönste", hatte der 17-malige Major-Gewinner über seinen Traum gesagt.

Wawrinka hatte sich vor der Pleite seines Teamkollegen von den mit Kuhglocken ausgestatteten Schweizer Schlachtenbummlern feiern lassen. Der 29-Jährige punktete gegen Tsonga immer wieder mit seiner einhändigen Rückhand. "Stan the Man" gelangen in der recht einseitigen Partie insgesamt 61 direkte Gewinnschläge (29 unbedrängte Fehler).

Selbst von der lautstarken Atmosphäre ließ sich Wawrinka nicht beirren. Nach klugen Angriffen suchte der Australian-Open-Champ oft die Entscheidung am Netz - mit Erfolg.

Dabei hatte die Schweizer Titel-Mission in den vergangenen Tagen unter keinem guten Stern gestanden. Ein kolportierter Streit zwischen Federers Ehefrau Mirka und Wawrinka hatte Fragen zum Betriebsklima im Zwei-Mann-Team der Eidgenossen aufgeworfen. "Wir sind keine Feinde, wir sind Freunde", hatte Roger Federer aber beteuert. Seine Frau soll Wawrinka im jüngsten Duell zwischen ihrem Mann und dem Westschweizer beim ATP-Finale in London mit den Worten "Cry Baby" beleidigt haben.

Während die Franzosen im prestigeträchtigsten Mannschafts-Wettbewerb nach ihrem ersten Titel seit 2001 greifen, haben die Schweizer die "hässlichste Salatschüssel der Welt" noch nie gewinnen können. Ihr einziges Endspiel hatten sie 1992 gegen die USA verloren (1:3).

Laut Auslosung treffen am Samstag (13.00 Uhr) im Doppel Julien Benneteau und Richard Gasquet auf Marco Chiudinelli und Michael Lammer. Beide Trainer haben allerdings die Möglichkeit, kurzfristig umzustellen. Am Sonntag (ab 13.00 Uhr) sind die Partien Federer gegen Tsonga und Wawrinka gegen Monfils angesetzt.

(sid)
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