Kerber gegen Williams Das Wimbledon-Finale wird auch zum Nervenspiel

London · Angelique Kerber will sich am Samstag im Wimbledonfinale gegen Serena Williams ihren zweiten Grand-Slam-Titel der Saison holen. Die Kielerin könnte sich einen Kindheitstraum erfüllen und 20 Jahre nach Steffi Graf beim wichtigsten Turnier des Jahres triumphieren.

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Auf ihrer verzweifelten Suche nach Gründen, warum 20 Jahre nach Steffi Graf wieder eine deutsche Tennisspielerin in Wimbledon triumphieren wird, stieß die altehrwürdige Times auf einen seltsamen Fakt. Sowohl Graf (gegen Jana Novotna) als auch Kerber (gegen Simona Halep) hätten auf ihrem Weg Gegnerinnen geschlagen, deren Namen jeweils aus elf Buchstaben bestehen. Wenn das kein gutes Omen ist...!

Tatsächlich lieferte die Londoner Tageszeitung auf ihrer Doppelseite zum Finale am Samstag ( 15 Uhr/Live-Ticker) eher Gründe dafür, dass Kerbers Lauf nach sechs Zweisatzsiegen endet und sich Serena Williams ihren 22. Grand-Slam-Titel holt. Die herausragendsten: Das schnellste Halbfinale der Wimbledongeschichte seit Beginn der Zeitmessung, in dem Williams die Russin Jelena Wesnina in 48 Minuten "plattwalzte". Und die Tatsache, dass nie eine Spielerin beide Williams-Schwestern in einem Wimbledon-Turnier geschlagen hat.

Kerber kennt ihre Rolle vor dem Endspiel auf dem Centre Court an der legendären Church Road, wo sich ihre Landsleute Graf, Michael Stich und vor allem Boris Becker vor langer Zeit ein Denkmal gesetzt hatten. Sie weiß, dass sie trotz ihres Erfolgs über Williams im Finale der Australian Open die Außenseiterin ist. "Sie wird alles dafür tun, nicht ihr drittes Grand-Slam-Endspiel nacheinander zu verlieren", sagte Kerber nach ihrem 6:4, 6:4 im Halbfinale über Venus Williams: "Aber sie hat mich auf der anderen Seite, und ich werde alles dafür tun, sie wieder zu schlagen."

Angelique Kerber besiegt Venus Williams im Wimbledon-Halbfinale: die Bilder
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Kerber besiegt Venus Williams im Halbfinale

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Der Druck liegt bei Serena

Es war keine Kampfansage, dazu würde sich Kerber nie hinreißen lassen, aber immerhin der Ausdruck ihres gesunden Selbstvertrauens. Die Zweifel rund um ihre Erstrundenpleite bei den French Open in Paris, als die Erwartungen - vor allem die eigenen - sie erdrückten, hat sie abgeschüttelt, sie sei zurück im "Melbourne-Modus", sogar noch "etwas entspannter" als bei ihrem Triumph im Januar. "Ich glaube auch, dass Serena Druck haben wird, weil sie die letzten zwei Endspiele verloren hat und Geschichte schreiben will", sagte Kerber.

Die Jagd nach ihrem historischen 22. Titel bei einem der vier Majors in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York, der sie auf eine Stufe mit Graf an die Spitze der Rekordlisten stellen würde, belastet Williams. So viel ist sicher. Fragen nach der möglichen Bestmarke bügelt die 34-Jährige patzig ab. Schon im vergangenen Jahr, als sie auf der Zielgeraden der US Open den Kalender-Grand-Slam verspielte, war die sonst so starke Williams wie verwandelt. Heute sagt sie: "Wenn du etwas so sehr willst, kann es dich auch hemmen. Heute bin ich etwas ruhiger."

Herzogin Catherine schaut sich die Halbfinals an
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Viel wird am Samstag davon abhängen, wer seine Nerven im Allerheiligsten des Tennissports von Beginn an im Griff hat. Williams kennt die Situation, immerhin ist es ihr neuntes Wimbledonfinale. Kerber darf sich keinen Flatterstart wie im Halbfinale leisten. Bundestrainerin Barbara Rittner muss für ihre Prognose keine Buchstaben zählen. Sie ist sich sicher, "wenn Serena ihr bestes Tennis spielt, ist nichts zu machen." Sie sagt aber auch: "Wenn es aber eng wird, dann würde ich auf Angie setzen."

(sid)
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