Sieg gegen Venus Williams Bärenstarke Kerber zieht ins Finale von Wimbledon ein

London · Angelique Kerber steht zum ersten mal in ihrer Karriere im Finale von Wimbledon. Die Kielerin blieb auch im Halbfinale beim 6:4, 6:4 gegen Venus Williams (USA) ohne Satzverlust. Im Finale geht es jetzt gegen deren Schwester Serena.

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Kerber besiegt Venus Williams im Halbfinale

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Angelique Kerber kann als erste Deutsche seit Steffi Graf Wimbledon gewinnen. 20 Jahre nach dem letzten Titel ihres Idols zog Deutschlands neuer Tennis-Liebling nach einer überzeugenden Leistung erstmals in das Endspiel des berühmtesten Turniers der Welt ein. Trotz eines nervösen Anfangs auf dem Centre Court setzte sich die 28-Jährige gegen die fünfmalige Wimbledon-Gewinnerin Venus Williams aus den USA 6:4, 6:4 durch. Kerber hat im gesamten Turnierverlauf noch keinen einzigen Satz verloren.

"Das ist einfach unglaublich", sagte Kerber nach dem 6:4, 6:4 gegen Altmeisterin Venus Williams aus den USA: "Ich wusste, wie schwierig es gegen sie wird. Venus ist so ein großer Champion. Sie hat hier so viel gewonnen. Ich genieße gerade einfach mein Tennis-Leben und werde im Finale mit viel Selbstvertrauen rausgehen."

Auch Bundestrainerin Barbara Rittner, die wie gewohnt in der Kerber-Box saß, war begeistert: "Das war eine unglaubliche Leistung von Angie. Ich bin stolz, dabei sein zu dürfen", sagte Rittner dem SID und lobte die starken Aufschläge ihrer Nummer eins in dem Duell mit Venus Williams.

Am Samstag kann sich die Kielerin mit einem Erfolg über Serena Williams als erste Deutsche seit 1996 in der Historie des Rasenturniers in London verewigen.

Wenn die deutsche Nummer eins zur ersten deutschen Wimbledon-Königin seit Grafs Finalsieg über Arantxa Sánchez-Vicario vor 20 Jahren werden will, muss sie damit ihr Meisterstück aus Australien wiederholen. Vor gut fünf Monaten gewann Kerber im Endspiel gegen die Nummer eins der Damen-Welt ihren ersten Grand-Slam-Titel und löste eine kurzzeitige Tennis-Euphorie aus.

Die Weltranglisten-Erste Serena Williams ließ im ersten Auftritt des Tages auf dem Centre Court der russischen Halbfinal-Debütantin Jelena Wesnina beim 6:2, 6:0 keine Chance. Es ergibt sich damit auch ein weiteres interessantes Szenario: Kerber kann - wie in Melbourne - zugleich Grafs Grand-Slam-Rekord von 22 Titeln verteidigen. Holt Williams ihren siebten Wimbledon-Erfolg, zieht sie mit Graf gleich.

Die 47-Jährige hatte schon am Vortag Grüße übermittelt. "Angie hat wieder zu ihrer guten Form der Australian Open zurückgefunden", erklärte Graf. "Ich glaube, dass sie jetzt auch Chancen hat, weiter erfolgreich dort zu spielen." Im Wimbledon-Finale stand als letzte Deutsche Sabine Lisicki 2013, war dort gegen Marion Bartoli aus Frankreich aber chancenlos. Kerber ist insgesamt die fünfte Deutsche im Endspiel - neben Graf und Lisicki schafften das in den 1930ern auch Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel.

Angelique Kerber wandelt auf den Spuren Steffi Grafs
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Die letzten Grand-Slam-Finals mit deutschen Frauen

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Foto: rtr, rd

An die große Bühne gegen Serena Williams hat Kerber beste Erinnerungen. In ihrem Premieren-Finale bei einem der vier Majors Ende Januar spielte sie überragend und wie entfesselt - und sorgte für den ersten Grand-Slam-Titel einer deutschen Spielerin seit Graf 1999. Insgesamt liegt sie im Vergleich mit Serena Williams 2:5 zurück, zuletzt begegneten sich die beiden aber in Australien. Kerber wirkte in den vergangenen Tagen selbstbewusst und entschlossen. "Ich habe das Spiel, um die großen Turniere zu gewinnen", sagte sie.

Für ihr zweites Wimbledon-Halbfinale betrat Kerber um 14.20 Uhr Ortszeit den Centre Court, an einem denkwürdigen Jubiläumstag der deutschen Tennis-Geschichte. Auf den Tag genau vor 25 Jahren triumphierte in einem deutschen Wimbledon-Finale Michael Stich über Boris Becker in dessen "Wohnzimmer".

Kerber wusste zu dem Zeitpunkt bereits vom Ausgang des anderen Halbfinals. Die Linkshänderin wirkte nervös. Fünf Spiele konnte keine ihren Aufschlag halten, dann brachte die Norddeutsche erstmals ihr Service durch. Mit 5:2 führte sie, musste ihre 36 Jahre alte Rivalin auf 5:4 wieder herankommen lassen. Als ihr ein Stoppball misslang, zuckte sie etwas ratlos die Schultern. Doch eine verschlagene Vorhand von Williams bescherte ihr wenig später den ersten Satz.

Herzogin Catherine schaut sich die Halbfinals an
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Foto: afp

2008 hatte Venus Williams zuletzt ihre Schwester im Wimbledon-Finale besiegt. Immer wieder rückte die Weltranglisten-Achte ans Netz vor, um Kerber in Bedrängnis zu bringen. Sie spielte aber nicht stark genug, um die deutsche Nummer eins aufzuhalten. Die Schleswig-Holsteinerin bekam im zweiten Abschnitt bei 3:2 (0:30) noch einmal Probleme, blieb aber nervenstark erneut ohne Satzverlust.

Nach dem bitteren Erstrunden-Aus in Paris hat sich die Linkshänderin damit eindrucksvoll zurückgemeldet. Wie nach Melbourne wird sie in der Weltrangliste nach Wimbledon wieder auf Position zwei geführt, direkt hinter Serena Williams.

(areh/dpa)
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