Zweisatz-Sieg gegen Halep Kerber zieht ins Halbfinale von Wimbledon ein

London · Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber präsentiert sich in Wimbledon weiterhin bärenstark. Die Kielerin besiegte im Viertelfinale Simona Halep aus Rumänien mit 7:5, 7:6 (7:2) und steht ohne Satzverlust im Halbfinale.

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Kerber schlägt Halep und steht im Halbfinale

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Angelique Kerber ließ ihren Schläger auf den heiligen Rasen fallen und fasste sich ungläubig an den Kopf, ehe sie ihrer Freude mit einem spitzen Schrei Ausdruck verlieh. In der Royal Box applaudierte Michael Stich, der vor 25 Jahren den Centre Court von Wimbledon erobert hatte. Nach ihrem 7:5, 7:6 (7:2) im Viertelfinale gegen die Rumänin Simona Halep lässt Kerber auf die Fortsetzung der deutschen Erfolgsgeschichte im Rasenmekka an der Church Road hoffen.

"Ich bin überglücklich, ich spiele wie in Australien - richtig gut Tennis", sagte Melbourne-Siegerin Kerber: "Ich fühle mich richtig gut, genieße jeden Tag hier und glaube, dass ich das beste Tennis meiner Karriere spiele." Und sie kündigte forsch an: "Ich will noch ein paar Matches hier machen." Als einzige Spielerin im Feld ist Kerber noch ohne Satzverlust - und damit auch im Halbfinale am Donnerstag gegen Altmeisterin Venus Williams (USA) favorisiert.

Tipps für die Partie gegen die fünfmalige Turniersiegerin kann sich Kerber sogar bei Steffi Graf holen, die Williams 1999 auf dem Weg in ihr letztes Endspiel im All England Club im Viertelfinale besiegt hatte. "Bisher hatte ich noch keinen Kontakt zu Steffi. Vielleicht schreibt sie mir ja wieder", sagte Kerber. Genau 20 Jahre ist es her, dass Graf in Wimbledon ihren letzten von sieben Titeln gewann - es war das Ende der deutschen Dominanz im Londoner Bezirk SW19.

Kerber weiß nun, wie man große Titel gewinnt

Kerber kann nun daran anknüpfen, denn anders als bei ihrem ersten Halbfinaleinzug 2012 und anders als Sabine Lisicki bei ihrem Sommermärchen, das 2013 erst im Finale endete, weiß Kerber, wie es sich anfühlt, große Titel zu gewinnen. Der Sieg im Endspiel der Australian Open gegen die große Serena Williams, die im zweiten Halbfinale gegen Außenseiterin Jelena Wesnina (Russland) spielt, war die Initialzündung, daran ändert auch das Erstrunden-Aus bei den French Open nichts. "Ich zweifle nicht mehr, wie noch vor vier Jahren, heute bin ich viel erfahrener", sagte sie.

Nach vier Pflichtsiegen gegen Kontrahentinnen, die im Durchschnitt auf Platz 126 im WTA-Ranking stehen, bestand Kerber gegen die Nummer fünf der Weltrangliste und frühere Paris-Finalistin ihre erste echte Bewährungsprobe. Und die mit Bravour. Kerber war stets überlegen - spielerisch und mental. Sobald sich Halep wieder herangekämpft hatte, legte die Kielerin erneut zu. Bei den wichtigen Punkten bewies Kerber Mut und verließ ihre Komfortzone an der Grundlinie.

Im ersten Durchgang gab sie einmal weniger als Halep ihren Aufschlag ab, im zweiten ließ sie sich auch nicht verunsichern, als sie nach einer 5:3-Führung in den Tiebreak musste. Nach 90 hochklassigen Minuten flog Haleps Rückhand bei Kerbers erstem Matchball ins Seitenaus. Die 28-Jährige genoss den Augenblick, der nicht ihr letzter auf dem Centre Court gewesen sein soll.

Gegen die fünfmalige Turniersiegerin Venus Williams (36), die im Südwesten Londons die Zeit zurückdreht und erstmals seit sieben Jahren wieder im Halbfinale von Wimbledon steht, folgt das nächste Highlight in Kerbers Karriere. "Gegen Venus muss ich besser aufschlagen", sagte Kerber und fügte selbstbewusst an: "Sie muss mich erst einmal schlagen." Von fünf Duellen hat Kerber drei gewonnen - 2012 bei den Olympischen Spielen in London auf dem Rasen des All England Club.

(areh/sid)
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