Fünf-Satz-Sieg gegen Federer Djokovic triumphiert in Wimbledon

London · In einem dramatischen Spiel setzt sich der Schützling von Boris Becker gegen den Schweizer Roger Federer durch.

Novak Djokovic feiert Sieg mit Boris Becker
13 Bilder

Novak Djokovic feiert Sieg mit Boris Becker

13 Bilder

Nach einem denkwürdigen Finale im Londoner All England Club hatte Novak Djokovic kaum mehr Kraft zum Jubeln. Erst eine Kostprobe vom Heiligen Rasen baute ihn wieder auf. Djokovic kletterte zu seinem Team auf die Tribüne, wo er auch seinem Trainer Boris Becker um den Hals fiel. In dessen "Wohnzimmer" gewann Djokovic gegen Rekordchampion Roger Federer zum zweiten Mal nach 2011 das bedeutendste Tennisturnier der Welt.

Nach 3:56 Stunden verwandelte Djokovic seinen zweiten Matchball zum 6:7 (7:9), 6:4, 7:6 (7:4), 5:7 und 6:4 gegen den Federer. Der 27 Jahre alte Serbe, der seine letzten drei Majorfinals verloren hatte, eroberte mit dem Erfolg auch die Spitze der Weltrangliste zurück. "Ich widme diesem Titel meiner zukünftigen Frau und unserem zukünftigen Baby", sagte Djokovic bei der Siegerehrung bewegt: "Außerdem ist er für meine Familie und mein Team, für alle, die ihre Zeit für mich opfern. Und ganz besonders ist er für meine erste Trainerin Jelena Gencic, die letztes Jahr verstorben ist."

Federer gratulierte wie immer im Stile eines Gentleman und war sogar zu Scherzen aufgelegt: "Ich kann es kaum glauben, es überhaupt in den fünften Satz geschafft zu haben", sagte der 32-Jährige und kündigte an: "Wir sehen uns im nächsten Jahr." Der Maestro verpasste den historischen achten Wimbledontitel. Er muss sich die Bestmarke in den Geschichtsbüchern weiter mit dem Amerikaner Pete Sampras und dem Briten William Renshaw teilen.

Die Superstars der britischen Monarchie, Prinz William und seine Ehefrau Kate, waren gekommen, um die Superstars des Tennis auf der Höhe ihrer Schaffenskraft zu erleben. Djokovic und Federer enttäuschten die Royals nicht. Vom ersten Ballwechsel an boten die langjährigen Rivalen in ihrem 35. Duell den 15 000 Zuschauern Ausnahme-Tennis. Nicht durchgehend von einem anderen Stern, dafür stets dramatisch und hochspannend.

Der dreimalige Wimbledonchampion Boris Becker verfolgte sichtlich angespannt das Geschehen. Dabei hätte ihn Djokovic frühzeitig erlösen können: Beim Stand von 5:3 im vierten Durchgang schlug er zum Matchgewinn auf, beim Stand von 5:4 hatte er sogar seinen ersten Matchball.

Bereits in den Sätzen zuvor war Djokovic der aggressivere Spieler gewesen, im ersten Durchgang vergab er allerdings im Tiebreak zwei Satzbälle. Federer nutzte die Möglichkeit im Stile des großen Champions, der er ohne Zweifel noch immer ist.

Djokovic steigerte sich nun ein weiteres Mal, er steigerte sich auch im Vergleich zu den Runden zuvor, in denen der 27-Jährige nur selten überzeugt hatte. Doch Federer kämpfte verbissen um seinen 18. Grand-Slam-Titel. Zum letzten Mal hatte der Maestro 2012 in Wimbledon eines der vier Majors für sich entschieden, diese, vielleicht eine seiner letzten Chancen, wollte er sich nicht entgehen lassen. Erst nach fast vier Stunden fiel die Entscheidung.

Mit seinem insgesamt siebten Grand-Slam-Titel überholte Djokovic seinen Trainer Becker und löste Rafael Nadal erstmals seit September 2013 wieder an der Spitze der Weltrangliste ab.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort