Wimbledon 2016 Federer gehen die Kräfte aus, Murray zieht ins Finale ein

Selbst im hohen Tennisalter von 34 Jahren erlebt Roger Federer noch immer Premieren. Diesmal eine bittere. Bei seiner elften Halbfinal-Teilnahme in Wimbledon verlor der Schweizer erstmals und muss weiter auf seinen 18. Grand-Slam-Titel warten.

Wimbledon 2016: Roger Federer geht gegen Milos Raonic die Kraft aus
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Federer geht gegen Raonic die Kraft aus

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Roger Federer verließ den Centre Court von Wimbledon mit einem gequälten Lächeln. Zum Abschied winkte er ins Publikum, das versuchte, seinen niedergeschlagenen Liebling mit ohrenbetäubendem Lärm aufzumuntern. Die Enttäuschung über die bittere Premiere konnten jedoch auch die Zuschauer nicht mildern. Nach zehn erfolgreichen Halbfinals scheiterte der siebenmalige Titelträger im All England Club erstmals am Finaleinzug.

Nach einem Fünfsatz-Krimi über 3:25 Stunden verlor Federer gegen den kanadischen Aufschlagriesen Milos Raonic 3:6, 7:6 (7:3), 6:4, 5:7, 3:6 und war "traurig und ärgerlich" auf sich selbst wie nur selten zuvor. "Milos hat sich den Sieg verdient, aber ich habe ihm so sehr geholfen, ins Match zurückzufinden. Das war ein sehr enttäuschendes Ende für mich." Dennoch kündigte der 34-Jährige an: "Ich hoffe, auf den Centre Court zurückzukehren."

Wimbledon 2016: Andy Murray bezwingt Tomas Berdych in drei Sätzen
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Murray bezwingt Berdych in drei Sätzen

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Raonic (25) zog als erster Kanadier in der 130-jährigen Turniergeschichte ins Endspiel ein. Dort trifft er am Sonntag (15.00 Uhr MESZ/Sky) auf Lokalmatador Andy Murray. Der Brite ließ Tomas Berdych (Tschechien) beim 6:3, 6:3, 6:3 keine Chance und spielt um seinen zweiten Wimbledon-Titel nach 2013. "Ich bin sehr glücklich, es war ein gutes Match heute. Es wird ein großartiges Spiel am Sonntag", sagte Murray. Der Schotte hatte das letzte Aufeinandertreffen mit Raonic vor drei Wochen im Londoner Queen's Club im Finale gewonnen.

Das Match gegen Federer drehte Raonic, obwohl sein Sonderberater John McEnroe nicht in der Box saß. Der dreimalige Champion aus den USA kommentierte die Partie für die BBC, in Raonics Reihe hatte dafür Heidi Klum Platz genommen. "Das war ein unglaubliches Comeback von mir", sagte Raonic, der zuvor noch nie ein Grand-Slam-Finale erreicht hatte: "Roger hat so stark gespielt. Mental war es das stärkste Match meiner Karriere, aber ich bin noch nicht fertig."

Federer kämpfte wie verbissen um seine Chance, erneut ins Finale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt einzuziehen. Nach dem Drei-Stunden-Thriller im Viertelfinale, als er gegen den Kroaten Marin Cilic drei Matchbälle abgewehrt hatte, gingen ihm jedoch zunehmend die Kräfte aus. Dabei war der Sieg bereits zum Greifen nah. Im vierten Satz führte Federer beim Stand von 5:6 mit 40:0, ein weiterer Punkt hätte ihm zum Tiebreak gereicht. Zu diesem Zeitpunkt war er der deutlich bessere Spieler.

Heidi Klum sieht Roger Federers Fünf-Satz-Pleite gegen Milos Raonic
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Klum sieht Federers bittere Halbfinal-Pleite gegen Raonic

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Wie aus dem Nichts verlor er jedoch die Konzentration und den Satz und musste sich zu allem Überfluss am Oberschenkel behandeln lassen. Im entscheidenden Durchgang stürzte Federer auf den heiligen Rasen und gab daraufhin seinen Aufschlag ab.

Raonic ließ sich die Vorlage nicht mehr nehmen, zum Entsetzen des Publikums, das Liebling Federer wie gewohnt antrieb. Die Zuschauer ahnten: Vielleicht war dies die letzte Chance für Federer, seinen 18. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Immerhin war Novak Djokovic, der ihn in den vergangenen beiden Jahren im Finale bezwungen hatte, schon in Runde drei ausgeschieden.

In Wimbledon spielte Federer nach langer Leidenszeit überraschend gut auf, solch eine Leistungssteigerung hatte er sich selbst am Anfang des Turniers kaum zugetraut. Nach einer Knie-Operation, einer Grippe und Rückenschmerzen hatte er seinen Start bei den French Open in Paris abgesagt, um in der Rasensaison die Wende herbeizuführen.

Doch selbst bei den Vorbereitungsturnieren in Stuttgart und Halle/Westfalen verpasste er seinen ersten Titel der Saison und reiste mit Zweifeln in den Londoner Südwesten, wo sein letzter Titel nun bereits vier Jahre zurückliegt.

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