Achtelfinal-Aus in Wimbledon Alexander Zverev hat das Lernen satt
Düsseldorf · Nach seinem Achtelfinal-Aus in Wimbledon war Alexander Zverev hochgradig frustriert. Der 20-Jährige agierte mit dem Kanadier Milos Raonic auf Augenhöhe, nutzte aber seine Chancen nicht.
17 Breakbälle hatte der Hamburger beim 6:4, 5:7, 6:4, 5:7, 1:6 gegen den starken Aufschläger. Doch nur drei davon nutzte er. "Es ist einfach frustrierend", sagte Zverev: "Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Satz bis auf den fünften locker hätte gewinnen müssen." Raonic war deutlich effektiver und verwandelte fünf seiner acht Breakbälle. "Es gibt keine Statistik, in der ich schlechter war als er", bilanzierte Zverev.
Der 20-Jährige hatte zum ersten Mal den Sprung in die zweite Woche eines Grand-Slam-Turniers geschafft. Eigentlich schon ein Erfolg. Doch Zverev will mehr. Auf das Label als Talent hat er keine Lust mehr. Zverev wartet ungeduldig auf den ganz großen Durchbruch. "Seit drei Jahren bekomme ich zu hören, dass man aus Niederlagen lernt. Ich habe das Lernen satt", sagte Zverev.
Dabei ist Zverevs Fortschritt in diesem Jahr durchaus rasant. Drei Turniere hat er 2017 bereits gewonnen, darunter das Masters 1000 in Rom. In der Weltrangliste schaffte er nach dem Überraschungssieg in der ewigen Stadt — im Finale besiegte er Novak Djokovic in zwei Sätzen — erstmals den Sprung in die Top 10, derzeit steht er auf Platz zwölf und ist mit großem Abstand der jüngste Spieler in den Top 20. Doch das genügt Zverev nicht.
Zverev will zum Saisonfinale der Großen
Als Saisonziel hat er das Erreichen des ATP-Finals ausgegeben, in dem sich am Ende der Saison die besten acht Profis des Jahres messen. "Ich hoffe, dass ich die großen Turniere gut spielen kann, so dass ich ins Masters kommen kann, das ist mein Ziel", sagte Zverev. Das neu eingeführte Pendant für U21-Profis, für das sich Zverev locker qualifizieren wird, interessiert ihn nur am Rande. Zverev will sich mit den Großen messen.
Durch das Aus gegen Raonic verpasste Zverev die Chance auf eine Revanche mit dem wohl Allergrößten der Zunft. In der Vergangenheit hat Zverev Roger Federer schon geschlagen, zuletzt bekam er im Finale von Halle aber eine Lehrstunde vom "Maestro". Federer ist im Viertelfinale nun Raonics nächster Gegner.
Für Zverev beginnt nun dagegen die Vorbereitung auf die restlichen Höhepunkte des Jahres. Neben den US Open stehen noch vier Masters-Turniere auf dem Programm, bei denen noch viele Punkte zu verteilen sind. Wenn Zverev in den kommenden Monaten genauso konstant punktet, wie in der bisherigen Saison, ist das ATP-Finale greifbar.
In der kommenden Woche beginnt Zverev in Florida mit dem Training auf Hartplatz. Für seine Ziele hat Zverev auch einen Zoff mit seinem früheren Mentor Michael Stich in Kauf genommen. Das Turnier am Hamburger Rothenbaum passt nämlich überhaupt nicht in Zverevs Plan. Statt auf der langsamen Asche in seiner Heimatstadt aufzuschlagen, zieht er die Hartplatz-Veranstaltung in Washington vor.
In der Heimat brachte ihm das viel Kritik ein, doch rein sportlich ist der Schritt sinnvoll, auch wenn er ein schwerer Schlag für das Turnier ist, das wegen des ungünstigen Termins für die Stars der Szene nicht mehr attraktiv ist. Im vergangenen Jahr hatte Zverev zwischen Rasen- und Hartplatzsaison noch die eine Woche auf Sand in seiner Heimatstadt mitgenommen und sein Auftaktmatch verloren. Daraus hat er offenbar gelernt. Die Qualität, aus Fehlern zu lernen, wird Zverev auch in Zukunft helfen. Auch, wenn er das nicht mehr hören kann.