Tennis Wimbledon soll für Kerber erneut zum Wendepunkt werden

Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den French Open steht Angelique Kerber in Wimbledon unter Druck. Die Australian-Open-Siegerin ist immer noch auf der Suche nach ihrer Balance.

Angelique Kerber – erste Wimbledon-Siegerin seit Steffi Graf
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Das ist Angelique Kerber

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Foto: AFP/GLYN KIRK

Angelique Kerber springt beschwingt und strahlend die Stufen hinab. Die Schlägertasche hat sie lässig über die Schulter geworfen. Wenig später steigt die Australian-Open-Siegerin in das gelbe Cabriolet, setzt ihre Sonnenbrille auf. Ein letztes Winken, dann braust Kerber mit wehendem Pferdeschwanz davon.

Ein Junge beobachtet die Szene, die sich vor ein paar Tagen bei einem Werbedreh im Düsseldorfer Rochusclub abspielte. Und es hat den Anschein, als ob der kleine Fan seinem großen Idol eine besondere Botschaft mit auf den Weg geben will: "Liebe Angie, bitte auch in Wimbledon so schön cool und locker bleiben."

Einfacher gesagt, als getan. Ihre Sternstunde Down Under Ende Januar, aber vor allen Dingen deren Folgen haben Kraft gekostet - und einiges verändert. Die neue Kerber kämpft noch um die alte Konstanz, um die Balance, um das richtige "Set up" in ihrer Rolle als "Weltstar", wie der Stern sie jüngst betitelte. "Angie darf sich nicht irre machen lassen, sie muss weiter hart arbeiten, den Spaß wiederfinden und sich auf das Wesentliche konzentrieren", sagte der ehemalige Wimbledonsieger Michael Stich dem SID.

Kerber spielt gerne auf Rasen

Kerber hat in den nächsten beiden Wochen vor allen Dingen eine Mission: Nach ihrem Erstrunden-K.o. bei den French Open Ende Mai will sie ab Montag beim bedeutendsten Rasen-Turnier der Welt beweisen, dass noch weitere Grand-Slam-Titel in ihr stecken. "Ich werde versuchen, dort alle zu schlagen", betonte die 28-Jährige, die trotz ihrer zuletzt schwankenden Leistungen im All England Club zu den absoluten Top-Favoritinnen zählt.

Rasen gehört schließlich zu ihren bevorzugten Belägen. "Und Wimbledon", meinte Kerber, "ist eines meiner Lieblingsturniere". Im feudalen Gras-Mekka stand die Weltranglistenvierte bereits einmal im Halbfinale (2012). Wimbledon - das hat für sie ohnehin eine besondere Bedeutung. "Dieses Turnier war schon zweimal ein Wendepunkt in meiner Karriere", erzählte Kerber jüngst.

Vor fünf Jahren hatte sie dort ihre elfte Erstrundenpleite der Saison kassiert und dachte danach an Rücktritt. Doch die Linkshänderin kämpfte weiter und brachte sich körperlich in Top-Form. Die Halbfinals bei den US Open im September 2011 und eben in Wimbledon neun Monate später waren die Belohnung - und wohl die Basis für ihre ganz persönliche Mondlandung in Melbourne 2016.

Die diesjährige Wimbledon-Generalprobe allerdings verlief nicht zur vollsten Zufriedenheit. Im Viertelfinale von Birmingham verlor Kerber als Titelverteidigerin nach hartem Kampf gegen Carla Suarez Navarro (Spanien). Drei Rasen-Matches müssen diesmal reichen, um für das Mega-Event an der Church Road gerüstet zu sein.

Nach ihrem Aus blieb sie nicht auf der Insel, sondern zog sich in ihre "Energie-Oase" zurück: In der Heimat besuchte Kerber die Kieler Woche und verbrachte Zeit mit Schwester Jessica.

Stichwort Insel: Auf Mallorca trainierte "Angie" nach ihrem enttäuschenden Paris-Aus auf Gras und fand ein wenig Abstand nach dem Stress der vergangenen Monate. Medien-Termine gab es nicht, die Kräfte wurden gebündelt. "Wir haben intensiv und hart gearbeitet. Sie ist bereit, um gute Leistungen zu bringen", meinte ihr Coach Torben Beltz mit Blick auf Wimbledon. Gute Nachrichten also für den kleinen Fan aus dem Rochusclub.

(sid)
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