Skurriles Tennis-Match Aufgeben um jeden Preis

Hobart · Beim WTA-Turnier in Hobart bekommen die Zuschauer ein trauriges Schauspiel geboten. Die US-Amerikanerin Sachia Vickery gibt in ihrem Achtelfinal-Match gegen die Belgierin Elise Mertens beim Stand von 1:0 auf. Und kommt ihrer Gegnerin in einem skurrilen Wettrennen knapp zuvor.

 Sachia Vickery tritt zwei Tage nach ihrer Aufgabe in Hobart in der Qualifikation in Melbourne an.

Sachia Vickery tritt zwei Tage nach ihrer Aufgabe in Hobart in der Qualifikation in Melbourne an.

Foto: Screenshot Twitter / @TheBoiledEgg

Vickery (Weltranglisten-Position 135) und Mertens (127) sind etwas überraschend ins Achtelfinale des Vorbereitungsturniers auf die Australian Open gerutscht. Mertens hat sich durch die Qualifikation gekämpft, Vickery in selbiger verloren. Die US-Amerikanerin ist aber als sogenannter "Lucky Loser" ins Hauptfeld gekommen, weil andere Spieler zurückgezogen hatten. Ihre Erstrunden-Partien haben dann beide souverän gewonnen. Eigentlich ein toller Erfolg, wenn er nicht ihren Turnierplan komplett durcheinanderwürfeln würde.

Denn beide Spielerinnen haben auch für die Qualifikation bei den Australian Open gemeldet, die für die Damen an diesem Donnerstag beginnt. Am selben Tag wird das Viertelfinale in Hobart gespielt. Damit ist klar: Wer das Match in Hobart gewinnt und in die Runde der letzten Acht einzieht, kann bei der Quali in Melbourne nicht starten. Und so gehen offenbar beide am Dienstag mit nur einem Ziel auf den Platz: zu verlieren.

Vickery kommt mit einem dick bandagierten Oberschenkel zum Match, gewinnt aber trotzdem das erste Aufschlagspiel. Ihre Gegnerin lässt daraufhin eine Physiotherapeutin auf den Platz rufen, um sich behandeln zu lassen. Als Vickery das mitbekommt, bittet sie die Stuhlschiedsrichterin ebenfalls darum, für sie medizinische Betreuung zu organisieren. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Wer gibt zuerst auf? Zwei Physiotherapeutinnen laufen gleichzeitig auf den Platz. Vickery lässt sich gar nicht erst behandeln, schüttelt nach einem kurzen Gespräch mit der Betreuerin den Kopf und beendet das Match.

Das Preisgeld in der Qualifikation in Melbourne ist im Vergleich zum Vorjahr übrigens um 39 Prozent gestiegen. Auch, um Wettmanipulationen vorzubeugen. Wer dort ein Match gewinnt, erhält gut 8500 Euro, wer zwei Matches erfolgreich bestreitet, bekommt sogar rund 17.000 Euro. Und wer sich durch drei Siege in der Quali durchsetzt, kassiert selbst bei einer Erstrunden-Niederlage im Hauptfeld gut 35.000 Euro. Selbst die Verlierer der ersten Qualifikationsrunde bekommen noch gut 4200 Euro. Im Vergleich: Beim kleinen WTA-Turnier in Hobart gibt es für das Erreichen des Viertelfinals dagegen nur gut 5600 Euro.

Finanziell hätte die wegen Aufgabe unterlegene Vickery also als große Gewinnerin aus der Farce hervorgehen können. Doch es kommt anders.

Mertens gewinnt am Donnerstag im Viertelfinale gegen die Niederländerin Kiki Bertens (Nummer 22 der Welt), obwohl sie als klare Außenseiterin ins Match gegangen war. Der Halbfinaleinzug ist der bislang größte Erfolg der 21-Jährigen. Vickery verliert in der ersten Runde der Quali in Melbourne mit 2:6, 6:3, 3:6 gegen Lina Gjorcheska (202) aus Mazedonien. Immerhin: Diesmal hält sie bis zum Ende durch.

(areh)
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