Torwart mit 115 Kilogramm Muskelmasse Tim Wiese - 2012 war er noch Nationaltorwart

Bremen/Düsseldorf · 115 Kilogramm bei 1,93 Meter Körpergröße – Torhüter Tim Wiese hat seinen Körper durch Bodybuilding geformt. Trotzdem glaubt er weiterhin an eine Rückkehr in ein Fußball-Tor. Sein letztes Spiel hat er Anfang 2013 gemacht.

Tim Wiese im Tor beim Ailton-Abschied
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115 Kilogramm bei 1,93 Meter Körpergröße — Torhüter Tim Wiese hat seinen Körper durch Bodybuilding geformt. Trotzdem glaubt er weiterhin an eine Rückkehr in ein Fußball-Tor. Sein letztes Spiel hat er Anfang 2013 gemacht.

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Zu Abschiedsspielen laden sich die in die Rente gehenden Fußballprofis gerne alte Weggefährten ein. Dass bei dem einen oder anderen das Trikot nach Jahren der fußballabstinenten Zeit schon ein wenig mehr spannt als sonst, ist da unerheblich. Tim Wiese setzte in der Kategorie der gewachsenen Körperfülle von Ex-Profis beim Abschiedsspiel von Ailton mit seinem kolportierten Gewicht von 115 Kilogramm aber wohl neue Maßstäbe. Doch mit mangelnder Disziplin nach der Profikarriere hat sein neues Äußeres wohl wenig zu tun — im Gegenteil. Unzählige Stunden auf der Hantelbank sind wohl nötig, um sich solche Muskelberge anzutrainieren. Man könnte meinen, der 32-Jährige plane eine zweite Karriere als Bodybuilder. Für Wiese ist jedoch klar, dass er bald wieder in einem Fußball-Tor stehen will.

"Wenn ein Angebot kommt, werde ich mir das in Ruhe anschauen", sagte der 32-Jährige am Rande des Abschiedsspiels. Er hat zuletzt am 26. Januar 2013 für 1899 Hoffenheim ein Bundesligaspiel absolviert. "Ich weiß, dass ich etwa 15 Kilo abtrainieren müsste, um wieder meine Leistung im Tor bringen zu können. Ich bin mir bewusst, dass es anderthalb Jahre, nachdem ich mein letztes Spiel gemacht habe, schwer wäre, im Tor zu stehen", hatte er noch im Juni gesagt. Vor seinem Wechsel zu den Kraichgauern 2012 hatte er bei Werder Bremen für sieben Jahre unter Vertrag gestanden. Die Fans feierten ihren ehemaligen Torhüter bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

Tim Wiese – Nationalkeeper, Hoffenheim-Flop, Wrestler
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Doch im Mittelpunkt stand an diesem Samstagnachmittag ein anderer - Ailton Gonçalves da Silva, kurz Ailton. Das Abschiedsspiel, mit dem der Brasilianer seine aktive Fußballkarriere beendete, wurde zu einer großen Feierstunde im Bremer Weserstadion, seinem "Haus, wie er es nennt. Als Schiedsrichter Babak Rafati das Spiel für den Kultkicker beendete, brachen beim Südamerikaner alle Dämme. Zu den Klängen von "My Way" von Frank Sinatra kamen Frau Rosalie und Ailtons vier Kinder auf das Spielfeld und nahmen ihren hemmungslos weinenden Mann und Vater in die Arme. "Das war sehr emotional", gestand der 41-jährige Brasilianer.

Mit den 42.000 Zuschauern im ausverkauften Bremer Weserstadion blickte "das Ailton", seine Familie im Arm auf einem Sofa am Mittelkreis sitzend, danach auf die Videoleinwand. Zu sehen gab es Highlights aus seinen sechs Jahren bei Werder Bremen. Für 21 Vereine ging der Kugelblitz in seiner Karriere auf Torejagd, doch an der Weser hatte er seine schönste Zeit. "Im Fußball wirst du schnell vergessen, aber hier in Bremen wirst du das nicht. Es ist unfassbar. Zehn Jahre nach meinem Weggang ist ein ganzes Stadion da für Ailton und diese Mannschaft", erklärte der Angreifer.

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Mit "dieser Mannschaft" meinte Ailton das Bremer Erfolgsteam, mit dem er 2004 Meister und Pokalsieger, mit 28 Treffern Torschützenkönig und als erster ausländischer Profi Deutschlands Fußballer des Jahres wurde. Ob Trainer Thomas Schaaf oder Stars wie Mittelfeld-Regisseur Johan Micoud, Abwehrchef Valérien Ismaël oder Fabian Ernst - sie alle waren zur Abschiedsgala erschienen. "Ich werde dieses Team von damals, diesen Club und diesen Moment für immer in meinem Herzen tragen", schluchzte Ailton. Verlernt hat die Doublesieger-Truppe anscheinend wenig. Mit 8:4 gewannen sie gegen die Ailton-Allstars mit Bundesliga-Größen wie Giovane Elber, Paulo Sergio, Dede oder Sergej Barbarez. Der Star des Tages traf dreimal. Auch seine 12-jährige Tochter Alexandra konnte sich in die Torschützenliste eintragen, denn Spaß stand im Mittelpunkt der Veranstaltung.

So gönnte sich der frühere Nationalspieler Mario Basler vor der Ausführung einer Ecke einen Schluck aus einem vollen Bierbecher, den ihm ein Fan gereicht hatte. Für eine Zigarette fehlte die Zeit. Doch nicht nur Ailton wurde in Bremen gefeiert — der langjährige Bremer Coach Schaaf wurde ebenfalls jubelnd empfangen. "Das war ein sehr schöner Nachmittag", erklärte Schaaf. Der jetzige Trainer von Eintracht Frankfurt hat in der Karriere von Ailton eine besondere Rolle gespielt. "Ich habe einen Vater zu Hause und einen zweiten in Deutschland, und das ist Thomas", sagte er über seinen ehemaligen Trainer. Dann flossen wieder die Tränen.

Nach 106 Treffern in 219 Bundesligaspielen für Werder, Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg ist das Kapitel Profi-Fußball für Ailton beendet. Über seine Zukunftspläne gibt es noch keine genauen Angaben. Nach seinem Abschiedsspiel gab es sowieso erstmal Wichtigeres: "Jetzt Ailton frei", sagte er in seinem bekannten Kauderwelsch. "Caipirinha, Bier, Whiskey. Dann nach Hause. Das Ailton."

(dpa/RP)
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