Kairo Todesurteile nach Stadionkatastrophe

Kairo · 2012 hatte es in Ägypten bei Ausschreitungen 74 Todesopfer gegeben.

Durch elf Todesurteile hat Ägyptens Justiz im Prozess zur Stadionkatastrophe von 2012 in Port Said mit 74 Todesopfern vorläufig einen Schlussstrich unter die Zuschauertragödie gezogen. Ob der Richterspruch nach dem neu aufgerollten Verfahren auch vollstreckt wird, entscheidet sich allerdings erst Ende Mai.

Anders als nach den 21 Todesurteilen im annullierten Prozess von 2013 gab es nach Bekanntgabe der Gerichtsentscheidung im zweiten Verfahren offenbar zunächst keine gewaltsamen Ausschreitungen. Aufgrund der Krawalle in Ägyptens Hauptstadt vor zwei Jahren, als bei den Protesten gegen das Urteil 31 Menschen ums Leben gekommen und 300 weitere Personen zum Teil schwer verletzt worden waren, hatten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

Die Tragödie von Port Said inmitten der politischen Umwälzungen nach dem "arabischen Frühling" steht für die schlimmste Katastrophe im ägyptischen Sport. Den meisten Ägyptern gilt die Katastrophe wenige Wochen nach dem Sturz des früheren Diktators Hosni Mubarak als "schwarzer Tag" in der nationalen Revolutions-Geschichte, weil die noch existierenden Seilschaften des Mubarak-Regimes an jenem 1. Februar 2012 noch einmal mit exemplarischer Menschenverachtung gegen ihre Gegner vorgingen. Bei der Stadion-Panik während der Begegnung zwischen Al-Masry und dem Kairoer Top-Klub Al-Ahly waren 74 Menschen hauptsächlich aus dem von Mubarak-Gegnern dominierten Lager der Gäste-Fans zu Tode getrampelt, erstochen oder erschlagen worden. Die politischen Hintergründe der Stadiontragödie und die Trauerfeiern für die Opfer lösten in den folgenden Tagen im ganzen Land gewalttätige Unruhen aus, bei denen nochmals mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben kamen

(sid)
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