Tour de France Froome stürmt die Pyrenäen

La Pierre-Saint Michel · Der Brite distanziert die Konkurrenten um das Gelbe Trikot. André Greipel holt sich das Grüne Trikot zurück.

Tour de France 2015: Christopher Froome gewinnt erste Bergankunft
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Froome gewinnt erste Bergankunft

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Beim großen Favoritensterben in den Pyrenäen hat Chris Froome für eine Vorentscheidung im Kampf um den Sieg bei der 102. Tour de France gesorgt. Während der Brite die erste Bergankunft in der Manier eines großen Champions gewann, brachen Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Italien) und auch Giro-Sieger Alberto Contador (Spanien) komplett ein.

Am französischen Nationalfeiertag gab es derweil für einen deutschen Profi Grund zur Freude: Sprintstar Andre Greipel (Lotto-Soudal) gewann nach 124 km den Zwischensprint in Trois-Villes und holte sich mit 225 Punkten das Grüne Trikot vom Slowaken Peter Sagan zurück.

"Ich fühle mich wie auf Wolke sieben, mit so einem Sieg habe ich nicht gerechnet", sagte Froome, der bei seinem insgesamt fünften Tour-Etappenerfolg im Ziel auf 1610 m Höhe in La Pierre-Saint Michel 59 Sekunden vor seinem Teamkollegen Richie Porte (Australien) lag. Der gebürtige Kenianer, dem in dieser Form der zweite Tour-Triumph nach 2013 nicht zu nehmen ist, führt in der Gesamtwertung mit fast drei Minuten Vorsprung vor dem US-Amerikaner Tejay van Garderen (BMC). Der kolumbianische Bergfloh Nairo Quintana, der als Einziger der Favoriten nicht völlig abgehängt wurde und das Ziel als Dritter mit 1:04 Minuten Rückstand auf Froome erreichte, ist im Gesamtklassement wohl der letzte verbliebene Kontrahent.

Einen fürchterlichen Tag erlebte Nibali, der schon auf den ersten Metern des Schlussanstiegs am Ende seiner Kräfte war. Mit 4:25 Minuten Rückstand auf Froome erreichte der Astana-Star das Ziel, hat im Gesamtklassement bereits fast sieben Minuten verloren. Auch Tinkoff-Kapitän Contador kann sich den zweiten Rundfahrt-Sieg binnen zwei Monaten abschminken: Er liegt nun schon 4:04 Minuten in der Gesamtwertung zurück. Auch die beiden französischen Topfahrer Jean-Christophe Peraud (AG2R) und Thibaut Pinaut (FDJ), im Vorjahr Zweiter und Dritter des Gesamtklassements, mussten früh am Schlussanstieg abreißen lassen, auch für sie ist damit eine Spitzenplatzierung außer Reichweite.

Die rund 145 km lange Anfahrt hatte der Franzose Pierrick Fedrigo (Europcar) und der Belgier Kenneth Vanbilsen (Cofidis) frühzeitig zur Flucht genutzt, waren aber bereits am Fuße des Schlussanstiegs gestellt worden. In einem gnadenlosen Ausscheidungsfahren musste zunächst Nibali passen, dem Titelverteidiger fehlt offenbar jede Form. Froome hatte am Hinterrad seiner Teamkollegen Richie Porte und Geraint Thomas alles im Griff, sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte er dann, niemand konnte folgen. "Das war ein harter Tag für das gesamte Team", sagte der frühere T-Mobile-Profi Michael Rogers, der nun Haupt-Unterstützer Contadors ist, und ihm auf dieser Etappe aber auch nicht helfen konnte.

Für das deutsche Team Giant-Alpecin gab es derweil den nächsten Nackenschlag. Marcel Kittel, im Vorjahr viermaliger Etappensieger, war wegen Formschwäche nicht nominiert worden, Sprint-Kollege John Degenkolb agierte in der ersten Tour-Woche recht unglücklich, und gestern erwischte es nun Warren Barguil. Der Franzose, Giants Mann für das Gesamtklassement, stürzte 80 km vor dem Ziel und quälte sich unter Schmerzen den Schlussanstieg hinauf.

Kaum zu erwarten, dass Barguil heute auf der elften Etappe angreifen kann, ist dieser Tagesabschnitt doch noch ein ganzes Stück anspruchsvoller.

(RP)
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