ARD- und SWR-Berichte Unternehmensberater monieren fehlende Strategie beim DOSB

Berlin · Wie leistungsfähig ist Deutschlands Top-Sportverband? Nach Informationen der ARD-Dopingredaktion und des SWR sehen Unternehmensberater Mängel im Management, empfehlen Sparmaßnahmen und stellen die Strategie des Deutschen Olympischen Sportbundes in Frage.

 DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Foto: imago

Wie wirtschaftet der Spitzenverband des deutschen Sports? Eher wenig professionell, meinen die Unternehmensberater von Ernst & Young, die für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eine Analyse der Arbeit zehn Jahre nach der Gründung vorlegten. Auszüge aus der "Zusammenfassung der Ergebnisse" auf 39 Seiten machten am Montag der Südwestrundfunk (SWR) und die ARD-Dopingredaktion öffentlich.

Ein zentraler Schwachpunkt sei "eine fehlende Strategie, Defizite bei der Steuerung u.a. der DOSB-nahen Institutionen sowie Schwachpunkte bei der Wirtschaftlichkeit", zitieren SWR und ARD-Dopingredaktion. Deshalb müsse sich der DOSB neu aufstellen, um vor allem seine Finanzen zu sanieren. Bis 2020 werde der DOSB jährlich mehr ausgeben als einnehmen. Um das zu korrigieren, müsse der DOSB die Mitgliedsbeiträge erhöhen oder sparen, so die Unternehmensberater.

Laut ARD-Dopingredaktion und SWR gibt es von Sportfunktionären und Mitarbeitern Widerstand, da der Abbau des Defizits mit einem Personalabbau einherginge. Ernst & Young empfehle "Kürzungen bei Personal-, Sach- und Projektkosten", hieß es weiter. Insgesamt, so das Urteil der Unternehmensberatung, fehle es dem Spitzenverband an einer Strategie: "Der DOSB ist bezüglich seiner Funktion und Rolle für den Sport in Deutschland nicht eindeutig positioniert."

Die von Ernst & Young dokumentierten - und auch vom DOSB auf seiner Homepage auszugsweise vorgestellten - Schwachpunkte können laut dem Bericht von SWR und ARD-Dopingredaktion auch die Verhandlungen über Finanzmittel für den deutschen Spitzensport belasten.

Der DOSB ist gerade dabei, gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium eine Leistungssportreform auf den Weg zu bringen. Bei der Sportministerkonferenz am vergangenen Freitag in Dortmund hatte sich DOSB-Präsident Alfons Hörmann enttäuscht gezeigt, dass der Sportetat für 2017 bei gut 167 Millionen Euro liegen soll.

Für 2016 hatte der deutsche Sport noch 178 Millionen Euro erhalten, allerdings hatte das mit den zusätzlichen Kosten wegen der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu tun. Zudem fällt nach der gescheiterten Bewerbung Hamburgs für Olympia 2024 ein weiterer Ausgabeposten weg.

Der Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee waren im Mai 2006 fusioniert worden. Nach eigenen Angaben hat der DOSB mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften in mehr als 90.000 Sportvereinen.

(dpa)
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