"Politisches Programm gegen Amerika" US-Leichtathletik-Verband weiter im Zwielicht

New York (sid). Der Leichtathletik-Verband der USA (USATF) hat seine Vorgehensweise bei der Behandlung von Dopingfällen vehement verteidigt und gleichzeitig Vorwürfe einer Verschleierungstaktik bei positiven Befunden als Teil eines "politischen Programms gegen Amerika" bezeichnet. Der Weltverband IAAF ist dessen ungeachtet weiter über die Vorenthaltung zweier offenbar heikler Dopingfälle verärgert, die die USATF trotz eines positiven Ergebnisses auf das muskelaufbauende Präparat Nandrolon intern ohne Konsequenzen für die Betroffenen abgeschlossen hat.

Prof. Arne Ljungqvist, Vorsitzender der Medizinischen Kommission der IAAF, sprach am Rande eines Treffens der Welt-Anti-Dopingagentur Wada in Oslo außerdem von acht weiteren Dopingfällen, die vorenthalten würden. Die USATF ging in einem dreiseitigen Statement in die Offensive und wies Vorwürfe einer Verweigerungshaltung im Anti-Doping-Kampf seitens der IAAF und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zurück. IAAF und IOC hatten bereits während der Olympischen Spiele in Sydney die Anti-Doping-Politik der USA unisono angeprangert.

Diesbezügliche Aussagen von Ljungqvist und Dick Pound, unter anderem Vorsitzender der neugegründeten Anti-Doping-Weltagentur Wada, seien laut USATF "völlig falsch und grundlos". Dazu gehöre auch die Meinung, man habe den Fall des mehrfach positiv getesteten Kugelstoßers Cottrell J. Hunter, Ehemann der dreimaligen Olympiasiegerin Marion Jones, unter den Tisch kehren wollen.

Endgültige Entscheidung

Der Kernpunkt im eskalierenden Streit zwischen IAAF und USATF ist altbekannt. Aus Angst vor Schadenersatzforderungen gibt die US-Dachorganisation zwar einen positiven Dopingfall bekannt, nennt aber bis zum Abschluss des Verfahrens keine Namen und verhängt auch keine Suspendierung gegen den betroffenen Athleten. Ljungvist verweist dagegen auf das IAAF-Regelwerk und die dort verankerte "Aussperrung" eines positiv getetesten Athleten bis zur endgültigen Entscheidung. Danach würde in allen IAAF-Mitgliedsverbänden gehandelt, "aber nicht in den USA", sagte der Schwede.

Ljungqvist liegt es zwar fern "unser wichtigstes Mitglied und dessen Führung zu diskreditieren", er fordert aber aufgrund der Ausnahmestellung der US-Leichtathletik eine Vorbildfunktion ein. Davon sind die USA allerdings weit entfernt. "Alles, was sie uns sagen, ist: Ja, wir haben einen Fall. Sie geben uns aber nicht die Informationen, die wir benötigen. Das ist in unseren Augen kein Bericht", sagte der Mediziner und reagierte damit auch auf die Aussage von Craig Masback. Der USATF-Generalsekretär hatte erklärt, man habe der IAAF "mehrere hundert Seiten über Dopingfälle in den Jahren 1999 bis 2000" zugesandt.

Nach massiver internationaler Kritik hatte das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) in Sydney erstmals ungeahndete Dopingfälle zugegeben. Insgesamt 33 US-Leichtathleten wurden nach USOC-Angaben 1999 positiv getestet.

(RPO Archiv)
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