Ex-Basketball-Superstar als Vermittler Michael Jordan rettet NBA-Saison

Düsseldorf · Hinter den Kulissen hat der einstige Basketball-Superstar die Strippen im Tarifstreit mit den Spielern gezogen. Als Besitzer der Charlotte Bobcats forderte er von den Profis massive Zugeständnisse ein – und hat sie bekommen.

 Früher Spieler, heute Klubbesitzer: Michael Jordan kennt beide Seiten in der NBA.

Früher Spieler, heute Klubbesitzer: Michael Jordan kennt beide Seiten in der NBA.

Foto: AP

Hinter den Kulissen hat der einstige Basketball-Superstar die Strippen im Tarifstreit mit den Spielern gezogen. Als Besitzer der Charlotte Bobcats forderte er von den Profis massive Zugeständnisse ein — und hat sie bekommen.

Michael Jordan hat schon oft in seinem Leben die Erfahrung machen müssen, dass geschlossene Verträge finanziell durchaus schmerzhafte Folgen haben können. Die Scheidung von seiner Ehefrau Juanita kostete ihn 168 Millionen Dollar und die Villa mit allerlei Schnickschnack in einer besonders guten Wohnlage von Chicago. Bereits als Aktiver war er nicht besonders gut beraten worden, als der wohl beste Basketballspieler der Geschichte der nordamerikanischen Profiliga NBA sich am Anfang seiner Karriere für einen Vertrag mit langer Laufzeit entschied. Sein Sicherheitsdenken sparte den Chicago Bulls viel Geld. Erst die mächtige Spielergewerkschaft trat irgendwann an seine Seite und sorgte dafür, dass auch ihm eine angemessene Entlohnung angeboten wurde.

Jordan hat aus seinen Fehlern gelernt und sich in diesen Tagen als besonders geschäftstüchtig präsentiert. Er hat allerdings nun die Seiten gewechselt. Mittlerweile ist er 48 und selbst Klubbesitzer. Im vergangenen Jahr übernahm er die Mehrheit bei den Charlotte Bobcats, der Klub ist keine große Nummer in der Branche. Doch mit diesem Engagement hat Jordan sich Macht in der Liga gekauft. In den den harten Tarifverhandlungen zwischen Klubbesitzern und Spielern zog er im Hintergrund die Strippen. Seine Forderungen waren derart drastisch, dass es lange so aussah, als müsse die Saison komplett ausfallen, weil man sich nicht einigen konnte. Im letzten Moment konnte Jordan die Gegenseite doch noch zum Einlenken bewegen — ab Weihnachten wird wieder gespielt.

Viele hatten Jordan die Rolle des Hardliners nicht zugetraut. Doch ausgerechnet er sprach besonders laut aus, was die Seite der Klubbesitzer wollte: Weniger Geld für die Spieler. Dazu muss man wissen, dass Jordan nicht immer versucht hat, den Preis zu drücken. Er selbst attackierte 1998 im Arbeitskampf einen Klubbesitzer, der nicht bereit war mehr zu zahlen: "Wenn du das finanziell nicht hinbekommst, solltest du die Mannschaft verkaufen." Geschäftsmann Jordan hat im neuen Vertragsentwurf die Regeln diktiert, und die Spieler folgten murrend. Alle Einnahmen werden fortan zu gleichen Teilen zwischen Teameignern und Spielern aufgeteilt. Die NBA macht einen Jahresumsatz von rund vier Milliarden Dollar, es geht also um gigantische Summen. Bislang bekamen die Profis 57 Prozent des Gewinns. Unternehmer wie Jordan hatten argumentiert, die weltweite Krise würde sie zu den Einsparungen zwingen, sonst stünde die Zukunft der Liga auf dem Spiel.

Ausgerechnet Michael Jordan, der zuletzt pro Jahr 30 Millionen Dollar und mehr verdiente, durch lukrative Werbeverträge und eine eigene Schuhkollektion zum reichsten Sportler wurde, wollte dafür sorgen, das die Top-Stars der Branche weniger verdienen sollten. Jordan erhofft sich dadurch mehr Chancengleichheit für kleine Vereine wie seine Bobcats aus North Carolina. In der NBA sollen nicht nur die großen Vertreter wie Dallas, Los Angeles und Miami die Meisterschaft unter sich ausspielen.

Es wird sich zeigen, ob Jordan diesmal mit einem von ihm ausgearbeiteten Vertrag glücklich wird.

(RP/can/rm)
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