"Ganz gut für Baseball" Massenschlägerei zwischen Toronto und Dallas

Zwischen den Baseball-Teams aus Toronto und Dallas kam es am Sonntag gleich zweimal zu einer Massenschlägerei. Allerdings: unüblich ist das nicht, es gehört sogar zum guten Ton.

 Wüste Schlägerei beim Baseball

Wüste Schlägerei beim Baseball

Foto: Screenshot YouTube

Auf Menschen, die mit Baseball rein gar nichts am Hut haben, könnten die Bilder verstörend wirken. Statt schön brav und nacheinander mit ihren Schlägern auf den Ball zu prügeln, droschen die Mannschaften der gastgebenden Texas Rangers und der Toronto Blue Jays am Sonntag aufeinander ein. Mit den Fäusten. Ausdauernd. Und sogar gleich zweimal. Für Menschen, die mit Baseball viel an der Cap haben, war das allerdings ziemlich normal, weil: ein Ritual.

Zu derlei Rudelbildungen mit Kampfhandlungen wie am Sonntag im Ballpark in Arlington bei Dallas kommt es für gewöhnlich, wenn ein Werfer einem Schlagmann mit voller Absicht den Ball auf den Körper, bisweilen auch an den Kopf zimmert.

"Beanball" heißt so ein Wurf, und "beanen", abgeleitet vom englischen Wort für "köpfen", ist im Baseball ein strafbares, aber anerkanntes Mittel, um dem Gegner zu sagen: jetzt reicht's! Im Fußball würde man halt mit einem Foul mal ein "Zeichen setzen".

Am Sonntag bekam José Bautista von den Blue Jays eine ab. Der Werfer der Rangers, ein junger Mann namens Matt Bush, warf ihm den Ball auf den Oberarm: ein erwartbarer Beanball, Bautista hatte schließlich im Jahr zuvor nach seinem entscheidenden Homerun im entscheidenden Play-off-Spiel gegen die Rangers den Schläger "geflippt" - eine respektlose Geste, die Vergeltung forderte. Bush übrigens hatte bis Oktober eine dreieinhalb Jahre lange Gefängnisstrafe wegen Trunkenheit am Steuer abgesessen.

Bautista blieb nach dem Treffer zunächst ungerührt, er durfte regelkonform zur ersten Base. Dann allerdings rutschte er beim Versuch, die zweite Base zu erreichen, mit einer Blutgrätsche auf das weiße Kissen zu.

Rougned Odor, der Second Baseman der Rangers, wollte sich das nun wirklich nicht gefallen lassen, schubste Bautista, löste damit eine massive Rudelbildung aus und donnerte Bautista noch die "wohl beste rechte Gerade seit den Tagen von Marvin Hagler "(USA Today) ans Kinn.

Es folgten die üblichen Reaktionen: Das Publikum in Arlington, bereits hocherfreut über den Beanball von Bush gegen Bautista, klatschte vor Begeisterung, die Schiedsrichter schmissen nach dem Geschubse und Geschreie acht Spieler und Trainer vom Feld - und weiter ging's. Selbstverständlich bekam kurz darauf der Star der Rangers, Prince Fielder, einen Ball von einem Werfer der Blue Jays ab - Rache muss sein. Wieder rannten alle aufs Feld, "bench-clearing brawl" heißt das übrigens.

Die Kommentare hinterher waren erwartbar. "Ich wollte zeigen, dass es mir nicht gefiel, dass ich getroffen wurde", erklärte Bautista sein hartes Einsteigen (das bis zum vergangenen Jahr noch regelkonform war).

Sein Chefcoach (im Baseball: Manager) John Gibbons regte sich in erster Linie darüber auf, dass die Rangers fast bis zum Ende des Spiels mit dem Beanball gegen Bautista gewartet hatten: "Wenn sie ein Problem haben, dann sollen sie es gleich klären."

Nur der Vollständigkeit halber: Liga-Chef Rob Manfred nannte die Vorfälle, unter anderem bei Sky Sport News HD zu sehen, "im Grunde genommen ganz gut für Baseball"; die Rangers besiegten die Blue Jays 7:6; und beide spielen erst im nächsten Jahr wieder gegeneinander.

(sid)
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