Österreicher beim Draft "Alpen-Nowitzki" Pöltl auf dem Sprung in die NBA

New York/Köln · Jakob Pöltl schreibt Geschichte. Als erster Österreicher wird der 20-Jährige diese Woche in der NBA gedraftet, und das vermutlich in den Top 10. Der "Alpen-Nowitzki" hat allen Grund, stolz zu sein.

 Jakob Pöltl wird immer wieder mit Dirk Nowitzki verglichen.

Jakob Pöltl wird immer wieder mit Dirk Nowitzki verglichen.

Foto: afp, GSJR

Ein Vergleich mit Dirk Nowitzki geht Jakob Pöltl dann doch etwas zu weit. "Das ist vielleicht noch ein bisschen früh, wenn man bedenkt, was er geleistet und erreicht hat", sagt der Ausnahme-Basketballer aus Österreich vor seinem Sprung in die NBA, freut sich aber natürlich über die Vorschusslorbeeren: "Ich nehme es einfach als Kompliment."

Als "Alpen-Nowitzki" wird der 20-Jährige in Anlehnung an den deutschen Superstar immer mal wieder bezeichnet. Und Pöltl ist tatsächlich etwas Besonderes. In der Nacht zum Freitag (01.00 Uhr MESZ) wird er beim Draft der nordamerikanischen Profiliga ganz früh ausgewählt und schreibt Geschichte. Pöltl ist der erste Spieler aus dem Land der Skiläufer, der es in die beste Liga der Welt schafft.

Als Nummer neun nach Toronto? Als Nummer zehn nach Milwaukee? Oder vielleicht als Nummer elf nach Orlando im schönen Florida? Pöltl ist das ziemlich egal. "Ich hab nicht wirklich ein Wunschteam", sagt er kurz vor dem großen Moment im SID-Gespräch. Von Aufregung keine Spur.

Es stehen ereignisreiche Tage bevor. Seit Anfang der Woche ist Pöltl in New York, wo die Talente wie in jedem Jahr auf die 30 Klubs verteilt werden. Er kam mit dem Flieger aus Salt Lake City, dort hat der Wiener zwei Jahre am College für die Utah Utes gespielt. Nun kommt eine größere Aufgabe, es geht in die NBA.

"Das ist eine Ehre. Es bedeutet mir sehr viel", sagt Pöltl. Der 2,13-m-Hüne nimmt einen Weg, den noch keiner seiner Landsleute genommen hat, geschweige denn nehmen konnte. Darum wird der Pionier in gewisser Weise auch zum Entwicklungshelfer. "Basketball ist in Österreich nicht sehr populär. Die Liga ist nicht sehr stark im europäischen Vergleich", sagt er und wünscht sich, dass durch seinen Aufstieg "auch einiges in dieser Richtung weitergehen wird".

Bester Center am College

Dass Pöltl es als erster schafft, hat gute Gründe. Am College etablierte er sich schnell, kam in der abgelaufenen Saison im Schnitt auf 17,2 Punkte und 9,1 Rebounds. Für seine Leistungen erhielt er den prestigeträchtigen Kareem Abdul-Jabbar Award für den besten Center.

Kein Wunder, dass er beim Draft wohl als einer der ersten zehn Kandidaten ausgewählt wird und es in der öffentlichen Wahrnehmung Parallelen zu Nowitzki gibt. Pöltl ist hochtalentiert, genauso groß wie der Würzburger und kann auch auf dessen Position (Power Forward) spielen. Pöltl backt aber lieber kleine Brötchen, statt sich an den Großen zu orientieren: "Ich werde in den ersten Jahren versuchen, Fuß zu fassen. Ich muss mich reinleben in die Rolle."

Wo seine NBA-Karriere beginnt, erfährt er im teuren Barclays Center in Brooklyn. Alleine ist er nicht. "Einige Freunde von hier kommen mit. Die Familie kommt auch, das wird schon eine größere Gruppe", sagt Pöltl. Sein College-Trainer Larry Krystkowiak hat sich ebenfalls aus Utah auf den Weg gemacht.

Mit einem Vertrag bei seiner Nummer eins wird es für Pöltl wohl nichts. Die Boston Celtics sind erst an Position 16 dran. "Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt noch ein Lieblingsteam haben darf", scherzt Pöltl. Doch darum geht es ohnehin nicht: "Ich will zu einem Team, bei dem ich gescheit dazu passe".

(sid)
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