Spurs zu Gast in Berlin "Coach Pop" ist Fan des kulturellen Austauschs

Berlin · Gregg Popovich ist einer der erfolgreichsten NBA-Trainer der Geschichte. In Berlin beginnt der 65-Jährige mit den San Antonio Spurs seine Mission Titelverteidigung.

 Gregg Popovich gewann fünf Meisterschaften mit den San Antonio Spurs.

Gregg Popovich gewann fünf Meisterschaften mit den San Antonio Spurs.

Foto: ap

Gregg Popovich redet selten um den heißen Brei herum. "Wer den nächsten Freiwurf vergibt, der kauft mir ein neues Auto!", rief der Kult-Trainer der San Antonio Spurs seinen Spielern in einer Auszeit einmal zu. Für Sprüche wie diesen wird der 65-Jährige in der Basketballwelt geliebt. Doch "Coach Pop" ist längst nicht nur ein irgendwie kauziger Spaßvogel, sondern vielmehr einer der erfolgreichsten Trainer in der Geschichte der NBA.

Wenn der Amerikaner mit serbischen Wurzeln in diesen Tagen mit seinem Dreitagebart und im weiten T-Shirt durch Berlin schlendert, würden das wohl nur die wenigsten vermuten. Seit Sonntag trainiert Popovich mit dem derzeit besten Basketball-Klubteam der Welt in der deutschen Hauptstadt und tritt in der Vorbereitung zur Mission NBA-Titelverteidigung am Mittwoch (20 Uhr) gegen den deutschen Pokalsieger Alba Berlin an. Anschließend geht es für ein weiteres Spiel am Samstag gegen Fenerbahce Istanbul in die Türkei.

"Ich liebe diese Trips, das Essen, die Kultur — diese vielen Eindrücke sind viel wert", sagt Popovich. Erst vor ein paar Wochen war er privat in Berlin gewesen, besuchte unter anderem das weltberühmte Pergamonmuseum. "Auch die Spieler sollen raus gehen, neue Eindrücke sammeln und ihren Horizont erweitern", sagte Popovich. Das Spiel an sich sei zwar wichtig, die Erfahrungen abseits des Feldes aber mindestens genauso.

Diese Einstellung ist durchaus ungewöhnlich. Während die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki den Trip nach Berlin vor zwei Jahren eher aus Pflichtgefühl für ihren deutschen Superstar machten, ist Querdenker Popovich ein großer Fan des kulturellen Austauschs und sieht keine Probleme darin, mit dem fünfmaligen Champion für eine Woche nach Europa zu reisen.

Im aalglatten NBA-Business ist Popovich ohnehin ein ganz spezieller Coach. Spieler aus acht Nationen finden sich in seinem Kader wieder, dazu in Becky Hammon die erste Co-Trainerin der NBA und in dem Italiener Ettore Messina als weiterem Assistenten der erfolgreichste Coach Europas. "Für mich ist es ziemlich offensichtlich, dass es großartige Spieler überall auf der Welt gibt", sagt Popovich: "Wenn man einen guten Spieler findet und die Qualität und der Charakter stimmen, dann wollen wir ihn haben."

Multi-Kulti-Mix

Während viele andere NBA-Klubs jahrelang weitestgehend auf einen Multi-Kulti-Mix verzichteten, hat Popovich sein System perfektioniert. Die Krönung war der Gewinn seines fünften Titels im Juni. Dabei bezwang San Antonio nicht nur Titelverteidiger Miami Heat souverän mit 4:1, vielmehr sorgte der selbstlose Spielstil weltweit für Begeisterung. Die Pass-Stafetten und das vom Egoismus befreite Spiel stellten LeBron James und Co. vor unlösbare Aufgaben. In Berlin dürften die etwa 14.000 Fans einen Eindruck davon bekommen.

"Es ist möglich, das zu wiederholen", sagte Popovich angesprochen auf einen erneuten Titelgewinn in der kommenden Saison: "Aber wir fangen bei null an. Am ersten Spieltag interessiert sich niemand mehr für die vergangenen Erfolge." Am 28. Oktober wird das Meisterbanner in San Antonio unter die Hallendecke gezogen, danach geht es zum Auftakt im Texas-Derby gegen Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks.

Seit 1996 betreut Popovich die Spurs und gewann alle fünf Meisterschaften mit dem Klub. Bei seiner Vertragsverlängerung vor wenigen Monaten wurde nicht bekannt, wie lange er noch im Amt bleibt. Die "Big Three" der Spurs - Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili - werden wohl nur noch ein Jahr gemeinsam spielen, ehe sich der 38 Jahre alte Duncan verabschiedet. Ob Popovich dann weitermacht, steht noch nicht endgültig fest.

(sid)
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