Zwischenfazit der NBA Dallas schlecht wie nie — Westbrook blüht ohne Durant auf

Düsseldorf · Die NBA geht in die "Viertelpause". Während die deutschen NBA-Spieler mit ihren ganz eigenen Problemchen zu kämpfen haben, schreibt vor allem Russell Westbrook mit einer Wahnsinns-Serie Schlagzeilen.

Russell Westbrook jagt Triple-Double-Rekord von Michael Jordan
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Westbrook jagt Jordans Triple-Double-Rekord

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Foto: ap, AA

Die aktuelle NBA-Saison hat die erste Viertelmarke überquert. Alle Teams haben inzwischen über 20 der 82 Spiele umfassenden Spielzeit absolviert und die Highlight-Maschinerie in der US-amerikanischen Basketball-Liga läuft auf Hochtouren — Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

Die deutschen Spieler stehen persönlich und mit ihren Teams jeweils vor großen Herausforderungen. Die Schlagzeilen in der NBA-Glitzer-Welt dominieren aber in erster Linie die Spieler und Teams, die bereits im Sommer im Fokus standen. Nach dem Zugang von Ex-MVP Kevin Durant hatte Vize-Meister Golden State schnell den Ruf als "Superteam" weg. Und in der Tat: Die Topfavoriten aus Kalifornien marschieren vorneweg (Bilanz 21-4) und fahren im Schnitt Siege mit einer Differenz von 12,2 Punkten ein.

Angeführt vom Triumvirat Durant, Stephen Curry und Klay Thompson erzielen die Warriors mit Abstand die meisten Punkte (118,1 pro Spiel) und verteilen dabei deutlich mehr Korbvorlagen als alle anderen Mannschaften (31,1) . Auch defensiv stehen die Warrors ihren Mann, insbesondere in Person von Allrounder Draymond Green. Nach Eingewöhnungsproblemen schnurrt der Golden-State-Motor nun wie ein Kätzchen, abwechselnd sorgen die Superstars für sportliche Highlights.

Zuletzt zimmerte Scharfschütze Klay Thompson einen neuen Rekord auf das Parkett, indem er in gerade einmal 29 Minuten (48 Minuten ist die maximale Spielzeit) unglaubliche 60 Punkte erzielte. Damit stellte er einen neuen Punkte-Rekord für eine Spielzeit unter 30 Minuten auf. Im letzten Viertel schaute er sich das Spiel gemütlich von der Ersatzbank an.

Das Erstaunliche an seiner Performance: Der Shooting Guard hielt bei seinem Fabel-Auftritt den Ball nur anderthalb Minuten in der Hand und dribbelte lediglich elfmal. Ein Zeichen für sein sicheres Händchen und den Teambasketball, den die Warriors an den Tag legen. Thompson lief gar so heiß, dass ihn Teamkollege Curry mit Eiswürfeln beim Interview nach Spielende abkühlen musste.

Der Wechsel von Durant zum Titelkandidaten Nummer eins wirkte sich jedoch nicht nur auf die Golden State Warriors aus. Durch seinen Abgang ließ er seinen ehemals kongenialen Partner Russell Westbrook in Oklahoma zurück. Der antwortete auf seine Art und Weise: Während bei Golden State in puncto "Superstar-Dichte" volles Haus herrscht, läuft in Oklahoma seit Oktober der Streifen "Russell allein zu Haus". Quasi im Alleingang führte er seinen Klub in die Play-off-Ränge (Platz sechs) mit einer Bilanz von 15-9.

Westbrook hat sich zu einer Ein-Mann-Armee entwickelt, er ist in Sachen Basketball die eierlegende Wollmilchsau der NBA. Sein Markenzeichen ist das "Triple Double" geworden — zweistellige Statistiken in drei relevanten Kategorien, bevorzugt bei Punkten, Rebounds und Vorlagen. Energiebündel Westbrook füllt vorne und hinten die Statistikbögen. Mit sieben dieser "Triple Doubles" in Serie stellte er am vergangenen Wochenende den persönlichen Rekord von Michael Jordan aus dem Jahr 1989 ein. Erst in der Nacht zu Montag verfehlte Westbrook gegen Boston sein achtes Triple Double, war mit 37 Punkten, zwölf Rebounds und sechs Assists aber dennoch einmal mehr Matchwinner. Momentan liefert er im Schnitt 31,1 Punkte, 11 Rebounds und 10,9 Assists ab.

Ein solches "Triple Double" über eine gesamte Spielzeit stellte bislang nur Oscar Robertson für die Cincinnati Royals im Jahr 1961/62 auf (30,8 Punkte, 11,4 Assists,12,5 Rebounds). Dieser Meilenstein gelang ihm jedoch in einer Zeit, in der es mehr Abschlüsse pro Partie gab, es folglich auch leichter war Punkte, Rebounds und Assists einzufahren. Zudem spielte er pro Spiel fast zehn Minuten länger als Westbrook.

Westbrook hat auch Schwächen

Allerdings finden sich auch negative Spurenelemete in Westbrooks Spiel. Die Haare in der Suppe sind die schwache Wurfquote (schlechteste seit sieben Jahren) und auch Probleme am Ende von knappen Partien. Das legen jedenfalls Statistiken des US-Sportsender ESPN nahe. Demnach hat Westbrook zehn der letzten elf Würfe, die sein Team in den lezten zehn Sekunden in Führung gebracht hätten, nicht getroffen. Bezeichnend: Bei seinem vorerst letzten "Triple Double" am Wochende gegen Houston berührte sein potenziell spielentscheidender Wurf nicht einmal den Ring. Allerdings haben die westbrookschen "Triple Doubles" in der Regel positive Effekte für sein Team. Von den zwölf Partien mit Triple Double gewannen die Thunder immerhin neun.

Zwischen den Warriors und Oklahoma rangeln der fünfmalige Champion San Antonio, die Los Angeles Clippers, Houston Rockets und Memphis Grizzlies um die Spitzenplätze. Im Osten kontolliert Titelverteidiger Cleveland das Geschehen, cruist bislang locker durch die Saison und winkt mit einem LeBron James in Topform von der Spitze (17-5). Das dritte Final-Aufeinandertreffen von Golden State und Cleveland in Folge wäre alles andere als eine Überraschung.

Die deutschen Spieler:

  • Dirk Nowitzki: Die Saison des Altmeisters verlief bislang alles andere als erfolgreich. Den 38-Jährigen plagt eine Achillessehnenverletzung, dadurch konnte Nowitzki nur in fünf Spielen für die Mavericks auflaufen. Seit seinem Kurz-Comeback Ende November hat Nowitzki nicht mehr gespielt. Zudem fielen weitere Leistungsträger wie Andrew Bogut und J.J. Barea aus. Die Texaner finden sich ohne den Deutschen am Ende der Tabelle wieder und stehen genauso schlecht da (5-18) wie die notorisch schwachen Philadelphia 76ers. Abseits des Spotlichen gibt es erfreuliche Nachrichten aus dem Hause Nowitzki: Im November gab er bekannt, zum dritten Mal Vater geworden sein.
  • Dennis Schröder: In seiner ersten Spielzeit als Anführer der Atlanta Hawks zeigte der 23-Jährige Licht und Schatten. Der aktuelle Saisonverlauf gleicht einer Achterbahnfahrt. Nach einem sehr guten Start (9-2) folgte eine Talfahrt mit nur einem Sieg aus elf Spielen. Bei den Hawks hapert es in erster Linie in der Offensive. Auch Schröder zeigt schwankende Leistungen. Seinen Puntkeschnitt schraubte er auf 16,4 Punkte, die Korbvorlagen auf sechs pro Partie. Jüngst markierte er mit 33 Punkten einen neuen Karrierebestwert. Mit seiner Mannschaft rangiert er derzeit aber nur im NBA-Mittelmaß (Platz acht im Osten).
  • Paul Zipser: Der Heidelberger ist in der NBA und bei den Chicago Bulls noch nicht wirklich angekommen. Der Flügelspieler kam lediglich auf sechs Kurzeinsätze: Insgesamt summiert sich seine Einsatzzeit auf 30 Minuten, dazu wartet er noch auf erste Punkte in der NBA. Anfang Dezember schickten ihn die Bulls vorübergehend zum Farmteam Windy City Bulls in die D-League. NBA-Teams greifen oft zu dieser Maßnahme, damit Ergänzungsspieler Spielpraxis sammeln können. Auch Dennis Schröder musste sich einst in der D-League beweisen. Im ersten Spiel überzeugte Zipser mit 13 Punkten und 15 Rebounds — anschließend wurde er wieder in den Bulls-Kader berufen.

Die Kandidaten für den Dunk der Saison (bisher):

Andrew Wiggins (Minnesota):

Russell Westbrook (Oklahoma City):

DeMar DeRozan (Toronto):

(ems)
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