Warriors neuer Rekordhalter in der NBA Mehr als nur Curry

Düsseldorf · Die Golden State Warriors haben den Rekord der Chicago Bulls gebrochen. Mit 73 Siegen und neun Niederlagen spielte die Mannschaft aus Oakland die beste Vorrunde in der NBA-Geschichte. Stephen Curry war der überragende Spieler der Warriors. Aber der Point Guard war nicht alleine verantwortlich für den Rekord.

Golden State Warriors stellen neuen Rekord in der NBA auf
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73 Siege – Warriors stellen neuen Rekord auf

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Foto: ap, JC

Nach der Schlusssirene gratulierte einer der ganz Großen. Vince Carter nahm Curry in die Arme, flüsterte ihm ein paar Worte zu und zollte dem Spielmacher der Warriors seinen Respekt. Curry hatte zuvor mit dem 400. Dreier der Saison einen neuen Rekord aufgestellt. Außerdem ist Curry seit Michael Jordan der erste Spieler, der in der kompletten Saison im Schnitt 30 Punkte erzielte und dabei 50 Prozent seiner Würfe aus dem Feld traf.

Quoten, mit denen Curry die Trophäe des Most Valuable Players der Saison (MVP) nicht zu nehmen ist. Und eigentlich hätte der 28-Jährige aus Akron, Ohio, auch die Auszeichnung zum Most Improved Player verdient, die der Spieler erhält, der sich im Vergleich zum Vorjahr am meisten entwickelt hat. Zwar zeigte Curry in der Vorsaison bereits unmenschliche Leistungen, in dieser Spielzeit aber hob er den Basketball noch einmal auf ein neues Level.

Doch zum 73-9-Rekord gehört mehr als nur ein Superstar. Ohne ein funktionierendes Team würde Curry nicht so überzeugen können, wie er es in den vergangenen 82 Spielen meistens tat. Wir stellen die Protagonisten der Warriors vor.

Klay Thompson: Der zweite "Splash-Brother" und Currys kongenialer Partner. Thompson ist wie Curry eine Maschine von der Dreierlinie. 22,2 Punkte erzielte Thompson im Schnitt, seine Quote von der Dreierlinie liegt bei starken 42,5 Prozent. Wenn Curry denn mal einen schwachen Tag erwischt, bügelt Thompson das aus und ist zur Stelle.

Draymond Green: Der heimliche Leader im Team und die Triple-Double-Maschine der Warriors. Gleich 13 Mal erzielte der 26-Jährige mindestens in drei Kategorien einen zweistelligen Wert. Auch mit seinen Durchschnittsquoten kratzt Green am Triple-Double: Der Frontcourt-Player erzielte in den 82 Spielen im Schnitt 14 Punkte, 7,4 Assists und 9,5 Rebounds. Und das für einen Spieler, der eigentlich als Power Forward oder Center eingesetzt wird. Und: Auch Green kann Dreier, so wie jeder Spieler der Warriors. Seine Quote in der Vorrunde 2015/16 von Downtown lag mit 38,6 Prozent über dem Durchschnitt. Green kann einfach alles: Fastbreaks laufen, Pick-and-Roll, werfen.

Vor allem aber war Green in der Defensive der Warriors ein Monster. 1,5 Steals und 1,4 Blocks im Schnitt sind nur ein kleines Anzeichen dafür, wie wertvoll er in der Abwehr ist. Green hielt die Abwehr der Warriors auch in schwierigen Phasen zusammen und kann auf jeder Position verteidigen, egal gegen wen. Mit seiner Körpergröße von 2,01 Metern ist er für einen Forward eher klein, macht diesen Nachteil aber mit seiner Energie und unglaublichen Sprungkraft wett.

Andrew Bogut: Dem Australier sind Rekorde egal, ihn interessiert nur der Titel. "Ich würde lieber einen Ring haben als den Rekord zu brechen", sagte der Center jüngst. Für die Warriors ist der 2,13 Meter große als Kämpfer unter den beiden Körben unverzichtbar. Bogut zerreißt sich für die Mannschaft mit großem Einsatz und vor allem Willen. Bogut ist einer der besten Korb-Verteidiger der Liga. Sieben Rebounds sammelte Bogut in der Saison im Schnitt, seine Quote aus dem Feld liegt bei 62,7 Prozent — was auch daran liegt, dass Bogut oft per Dunk oder Alley Hoop erfolgreich ist und nicht viele Würfe pro Spiel nimmt.

Harrison Barnes: Pünktlich zum Start der Play-offs ist Barnes wieder der Alte. Nach einem guten Saisonstart verletzte sich der Forward am linken Sprunggelenk und fiel 16 Spiele aus. Als er zurückkehrte, zeigte er durchwachsene Leistungen, seine Wurfquote sank nach unten. Im April zeigte Barnes dann wieder sein Saisonstart-Gesicht, sammelte viele wichtige Offensiv-Rebounds und verhalf den Warriors zu sogenannten Second-Chance-Points. Immer dann, wenn eine Mannschaft glaubt, die Warriors ansatzweise im Griff zu haben — sofern das überhaupt möglich ist — tritt Barnes auf den Plan und zerstört die Hoffnungen des Gegners mit einem Big Play, einer Aktion, die den Gegner demoralisiert. Sei es mit einem Dreier aus der Ecke oder einem Steal in der Defense. So wie gegen die San Antonio Spurs vor einer Woche, als Barnes mit 21 Punkten zu den Matchwinnern gehörte.

Andre Iguodala: Es sind nicht unbedingt die Statistiken, die Iguodala so wichtig für die Warriors machen. Es ist vielmehr seine Präsenz auf dem Court — und natürlich seine Abwehrarbeit. Iguodala, Mitfavorit für die die Auszeichnung zum Sixth Man of the Year, ist einer der besten Defensiv-Spieler der Liga und ist in der Lage, jeden Gegenspieler auszuschalten. So wie LeBron James in der Finalserie der vergangenen Saison, als er wie eine Klette am "King" klebte und James kaum Chancen auf offene Würfe gab. Nicht zuletzt deshalb wurde er im vergangenen Jahr zum MVP der Finals gewählt.

Iguodalas Verständnis für das Spiel ist einzigartig, er antizipiert wie kein Zweiter und weiß oft schon vorher, was der Gegner vorhat — oder wie er spielen muss, um die Defensive des Kontrahenten auszuspielen. Iguodala ist quasi der Trainer der Warriors auf dem Parkett und ein immens wichtiger Baustein im Konstrukt Golden State.

Steve Kerr (Trainer): Seit seinem Amtsantritt bei den Warriors im Mai 2014 schreibt Kerr an einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Kerr, Mitglied der ehemaligen Rekord-Mannschaft der Chicago Bulls im Jahr 1995/96 und zu seiner aktiven Zeit selbst einer der besten Schützen der NBA, ist ein Taktik-Experte: In der Finalserie gegen die Cleveland Cavaliers überraschte er mit einer Aufstellung ohne echten Big Man. Und hatte damit Erfolg.

In dieser Spielzeit musste Kerr wegen einer Rückenverletzung lange pausieren und verpasste die erste Saisonhälfte, sein Assistent Luke Walton übernahm und führte Golden State zu einem historischen Saisonstart von 17 Siegen bei keiner Niederlage. Kerr ist mit der Rekordbilanz nun Favorit auf die Auszeichnung zum Trainer des Jahres. Verdient hätte er sie, nachdem er im vergangenen Jahr hinter Mike Budenholzer von den Atlanta Hawks auf Platz zwei gewählt wurde.

(seeg)
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