NBA-Star dankt ab Bye-bye, Kobe Bryant!

Los Angeles · Kobe Bryant wäre kein außergewöhnlicher Sportler, wenn er sich für seine Rücktrittserklärung vom aktiven Basketball nicht etwas Besonderes überlegt hätte.

Im November 2015 verkündete er in Form eines Gedichts, das den Titel "Dear Basketball" trägt, seinen Rücktritt nach dieser Saison und widmete dem Basketball eine Liebeserklärung. Er habe sich im Alter von sechs Jahren in diesen Sport verliebt und ihm alles gegeben: "Hirn und Körper", "Geist und Seele." Sein Herz und sein Geist hätten zwar noch die Kraft weiterzumachen, "aber mein Körper weiß, dass es an der Zeit ist, auf Wiedersehen zu sagen", schrieb Bryant.

In der kommenden Nacht bestreitet Kobe Bean Bryant sein letztes Spiel in der nordamerikanischen Basketballliga NBA. Gegen die Utah Jazz steht die "Black Mamba", wie er sich selbst nennt, ein letztes Mal auf der großen Basketball-Bühne. Er blickt auf eine beeindruckende und denkwürdige Karriere zurück.

Seine Laufbahn begann am 26. Juni 1996, als Joe und Pam Bryant, Eltern von Kobe, den ersten Profivertrag ihres Schützlings unterzeichneten. Denn der damals 17-jährige Bryant war noch nicht volljährig. Kurz zuvor wurde er von den Charlotte Hornets im NBA-Draft, einer Veranstaltung, in der die Teams die Rechte an jungen Spielern erwerben, ausgewählt. Fünf Tage später fand sich der junge Bryant bei den Los Angeles Lakers wieder. Dort spielte er 20 Jahre lang - bis heute. "In meinen Venen fließt lila-gelbes Blut", gab Kobe einst als Antwort auf die Frage, ob er sich einen anderen Verein vorstellen könnte.

Die Glanzzeiten der L.A. Lakers sind längst vorbei. Durch die zweitschlechteste Bilanz aller 30 Mannschaften stehen sie nach der regulären Saison auf dem letzten Platz im Westen. Auf seiner Abschiedstournee durch die NBA hagelte es eine herbe Niederlage nach der anderen. Bryant hätte sich das ersparen müssen. Mit einem Achillessehnenriss 2013 begann nicht nur sein fulminanter Abstieg, sondern auch der der Lakers, die vom Spitzenteam zu einem der schlechtesten der Liga wurden. An diesem Punkt verpasste es Bryant, seine Karriere zu beenden. Er fand nie zu alter Stärke zurück und verbaute den Lakers durch sein horrendes Gehalt einen Neuanfang. Zwar musste er schon vorher einige Rückschläge verkraften, wie die Anklage 2003 wegen Vergewaltigung. Doch er kam immer wieder zurück. Nach seiner Verletzung aber fiel Bryant in ein Loch, aus dem er nicht mehr hinausfand.

Erzielte Bryant zu seinen besten Zeiten 35 Punkte im Schnitt, fallen seine Statistiken seit Jahren drastisch ab. Vor allem seine Wurfquoten sind mittlerweile schwach. Sein Eigensinn steht ihm oft im Weg. Denn Bryant stand nie gerne im Schatten anderer. Er behandelte seine Mitspieler oft respektlos. Allerdings wusste er aufkommenden Gegenwind von Gegnern und Fans stets gekonnt zu seinen Gunsten umzuwandeln. "Der Hass der gegnerischen Fans war eine große Motivation für mich", sagte Bryant vor dem letzten All-Star-Game.

In seiner Karriere hat Kobe Bryant alles gewonnen, was es für einen Basketballer zu gewinnen gibt: fünf Meisterschaften, zwei Olympiasiege mit den USA, zweimal war er Top-Scorer der Liga, einmal MVP (wertvollster Spieler) der Saison und zweimal im Finale. Am 22. Januar 2006 erzielte er gegen die Toronto Raptors 81 Punkte — die zweithöchste jemals in der NBA erreichte Punktzahl in einem Spiel. Als jüngster Spieler der Geschichte knackte er die 30.000-Punkte-Marke und tritt als drittbester Werfer der NBA-Historie ab.

In Kobe Bryant verlässt der größte Spieler seiner Generation die Showbühne NBA. So sehr er auch polarisiert, seine Fans und auch die Los Angeles Lakers werden ihm jegliche Eskapaden und die verkorksten letzten Jahre verzeihen. Jeglicher Unmut über seine Person, über seine Alleingänge und sein manchmal divenhaftes Auftreten scheint auf einmal vergessen. Seit der Rücktrittserklärung wird Bryant in jedem Spiel gefeiert — von den eigenen und den gegnerischen Fans. Somit bekommt der große Mann den Abschied, der ihm gebührt.

(RP)
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