Bryant verabschiedet sich mit Gedicht "Mein Verstand kann noch, aber mein Körper sagt Nein"

Los Angeles/Köln · Kobe Bryant macht Schluss. Im Frühjahr hört der NBA-Superstar nach 20 Jahren im Trikot seiner Los Angeles Lakers auf. Zur Ankündigung des Abschieds schrieb der 37-Jährige ein Gedicht.

Kobe Bryant: Lakers-Star und Basketball-Ikone
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Das Leben des Kobe Bryant

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Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

Eine Liebeserklärung zum Abschied, große Worte, verpackt in ein Gedicht mit 49 Zeilen. Kobe Bryant kann nicht anders, er ist kein Mann für den Abgang durch eine Seitentür. "Lieber Basketball", schrieb der Superstar am Sonntagabend, "es ist Zeit, Goodbye zu sagen."

Bryant, 37, gibt auf. Sein Körper lässt ihn im Stich, es hat keinen Sinn mehr. Nach 20 Jahren, alle im Trikot der Los Angeles Lakers, verliert die NBA zum Saisonende eine ihrer schillerndsten Figuren. Magic Johnson ist schon lange weg, Michael Jordan ebenfalls, und nun geht auch Bryant.

Hollywoodreif wurde in Downtown L.A. das Ende einer Ära eingeleitet. Jeder der 18.997 Fans im Staples Center fand vor dem Heimspiel gegen die Indiana Pacers einen Brief an seinem Platz. Voller Dankbarkeit verkündete Bryant, warum es Zeit ist, Schluss zu machen. "Ihr alle habt einem sechsjährigen Jungen einst den Traum von einer Karriere bei den Los Angeles Lakers geschenkt, ich werde euch immer dafür lieben. Aber ich kann nicht mehr", hieß es dort: "Mein Verstand kann noch, mein Herz sowieso, aber mein Körper sagt Nein."

Fünfmal NBA-Champion, 17-mal Allstar, mit derzeit 32.683 Punkten drittbester Scorer der Geschichte. Bryant tritt als einer der Größten ab, den richtigen Zeitpunkt hat er aber verpasst. Nach schweren Verletzungen, im Januar warf ihn ein Operation an der rechten Schulter zurück, ist er längst nicht mehr der Alte. Vier von 20 Würfen verwandelte der künftige Hall-of-Famer im ersten Abschiedsspiel nach seiner Ankündigung.

Schnell machte die Nachricht vom Rückzug die Runde, Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. "Es wird nie wieder einen wie Kobe Bryant geben", ließ Lakers-Legende Magic Johnson wissen, "und keiner ist Jordan so nahe gekommen wie er." Jordan selbst, der beste unter den Besten, gab Bryant für die kommenden Monate einen guten Tipp: "Genieß es einfach."

Am 13. April wird Bryant zum letzten Mal das Trikot der Lakers überziehen. Zum Abschluss der Hauptrunde geht es gegen die Utah Jazz, die Play-offs werden wie zuletzt ohne die Kalifornier beginnen. Das liegt auch am letzten Star des einst ruhmreichen Klubs. Mit einem Gehalt von 25 Millionen Dollar ist Bryant der bestbezahlte Spieler der Liga, teurer als LeBron James (23,0) und viel teurer als Überflieger Stephen Curry (11,4).

Bryant war nie zu Abstrichen bereit. Das ging auf Kosten des Teams. Auf ewig ist sein Name mit Gold und Violett verbunden, doch er hat auch Anteil an der anhaltenden Krise. Sein Abschied ist für den 16-maligen Meister eine Chance zum Neubeginn - ohne das Gesicht der Franchise.

Eine Überraschung ist der Rückzug nicht, Trainer Byron Scott traf er dennoch unvermittelt. "Ich war geschockt, als er es mir gesagt hat", erklärte der langjährige Lakers-Spieler nach dem 103:107 gegen Indiana. Es war die 14. Niederlage im 16. Saisonspiel. Die Lakers sind das schlechteste Team im Westen, Bryant muss bis Mitte April viel leiden, auch wenn ihm die Zuschauer in allen Hallen einen würdigen Abschied bereiten werden.

Bryant wird sich später daran erinnern, genau wie an die Kindheitstage, als er Socken seines Vaters zusammenrollte, den Mülleimer in die Ecke stellte und in Gedanken den Siegwurf verwandelte. Und so endet das Gedicht: "Fünf Sekunden auf der Uhr, der Ball in meinen Händen. 5 ... 4 ... 3 ... 2 ... 1."

(sid)
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