Nowitzki und Co. Was Sie zur neuen NBA-Saison wissen müssen

Düsseldorf · Fünf deutsche Spieler, Mega-Verträge, Superteams und ein historisches Dienstjubiläum: Die neue NBA-Saison steht in den Startlöchern und erzählt schon im Vorfeld ihre ganz eigenen Geschichten.

Dirk Nowitzki – Würzburger, Basketball-Star, NBA-Legende
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Das ist Dirk Nowitzki

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In der NBA wird zunehmend Deutsch gesprochen. Mindestens fünf deutsche Spieler sind bei Teams aus der NBA, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch startet, unter Vertrag. Nicht nur aus diesen Gründen verspricht die neue NBA-Saison Spannung. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Die Spieltagsplaner haben den Wünschen der Vereine, Spieler und Trainer nachgegeben und den Spielplan entzerrt. Aus diesem Grund beginnt die Spielzeit in diesem Jahr fast zwei Wochen früher als bislang. Die Teams müssen weniger "Back-to-back" Spiele, also Partien an zwei aufeinander folgenden Abenden, bestreiten.

Erstmals laufen Teams dann mit Werbung auf den Trikots auf. Was in der Fußball-Bundesliga bereits 1973 mit "Jägermeister" auf der Brust der Braunschweig-Trikots begann, findet nun 45 Jahre später in der besten Basketball-Liga der Welt Anklang. Die werbefreie (bis auf das Ausrüsterlogo) Spielbekleidung war bis zuletzt eine paradoxe Ausnahme der ansonsten duchkapitalisierten NBA-Welt. Nun fällt auch diese Bastion mit den gut sechs Zentimeter großen Aufnähern.

Zudem experimentiert die Liga auch beim bekannten All-Star-Spiel der besten Spieler der Liga. Bislang waren die Startformationen der beiden Teams von den Fans gewählt worden. Nun wurde das System reformiert: Zunächst werden jeweils zwölf Spieler aus der Ost- und West-Conference gewählt, dabei zählen die Stimmen der Fans 50 Prozent, Stimmen der Spieler und Medienvertreter zählen jeweils 25 Prozent.

Anschließend dürfen die beiden Spieler mit den meisten Stimmen aus jeder Conference ihre vier Mitspieler abwechselnd zusammenstellen, die Trennung in Ost und West ist dabei aufgehoben. Die beiden Trainer stellen zum Schluss die Bankspieler zusammen.

Dirk Nowitzki (39, Dallas Mavericks): Der wohl beste deutsche Basketballer aller Zeiten geht mit den Dallas Mavericks in seine 20. NBA-Saison. Allein das wäre schon mehr als respektabel, umso beeindruckender ist diese Leistung vor dem Hintergrund, dass er diese bei einem einzigen Team verbracht hat. Nur ein weiterer Spieler kommt auf die gleiche Anzahl von Dienstjahren bei einer Mannschaft: Lakers-Legende Kobe Bryant, der im vergangenen Jahr nach 20 Jahren in Los Angeles zurücktrat.

Mit den Mavericks kämpft der 2,13 Meter große Deutsche diese Saison um den Einzug in die Play-offs. Ein schwieriges Unterfangen, wie er selbst zugibt. "Es wird hart, denn die Teams im Westen sind sehr, sehr stark besetzt", sagte der 39-Jährige der "Sport Bild". Auch wenn Nowitzki selbst den persönlichen Erfolg nicht über den Mannschaftserfolg stellt, kann er 2017/18 an seiner eigenen Legendenbildung fortschreiben. In der ewigen Bestenliste der erzielten Punkte fehlen noch 1159 Punkte auf Platz fünf und eine andere Lakers-Legende: Wilt Chamberlain. Um dessen Marke zu knacken, muss Nowitzki 14,1 Punkte pro Spiel auflegen - vorausgesetzt, er läuft in allen Saisonspielen auf. Würde er lediglich in 60 Spielen antreten, müsste er einen Schnitt von 19,3 Punkten erzielen. In der vergangenen Saison kam er in 54 Spielen auf 14,2 Punkte pro Spiel.

Dennis Schröder (24, Atlanta Hawks): Der Nationalspieler blickt auf einen umtriebigen Sommer zurück. Mit starken Leistungen auf dem Parkett führte er das deutschen Nationalteam bei der EM überraschend bis ins Viertelfinale. Dabei schlugen Schröder und Co. sogar die favorisierten Franzosen im Achtelfinale.

Abseits des Feldes gab es zuletzt Ärger für den 24-Jährigen, als er nachts wegen Körperverletzung in einer Shisha-Bar in Atlanta festgenommen wurde. Sein Klub kündigte vor dem Saisonstart an, dass der Deutsche mit einer disziplinarischen Maßnahme zu rechnen habe, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind.

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Dabei wird der Spielmacher in dieser Saison besonders gefordert sein. Denn Schröder ist inzwischen der auserkorene Führungsspieler bei den Atlanta Hawks und soll nach den Abgängen wichtiger Spieler den Neuanfang prägen. Ein Einzug in die Play-offs wäre eine kleine Sensation für das Team aus den Südstaaten.

Paul Zipser (23, Chicago Bulls) steht vor seiner zweiten NBA-Saison bei den Chicago Bulls. Der Ex-Bayern-Spieler wird laut Trainer Fred Hoiberg in der ersten Fünf der Bulls stehen. In den Vorbereitungspartien spielte der Flügelspieler bereits im Schnitt über 22 Minuten. Dabei profitiert der Deutsche vor allem von den Abgängen der bisherigen Bulls-Stars Dywane Wade und Jimmy Butler. Während Zipser in der kommenden Saison also den Durchbruch schaffen könnte, steht seinem Team und der "Windy City" eine stürmische 82-Spiele-Saison bevor. Das Erreichen der Play-offs gilt als sehr unwahrscheinlich, viele Niederlagen drohen.

Daniel Theis (25, Boston Celtics): Der gute Freund und ehemalige Mitspieler von Dennis Schröder in Braunschweig startete mit einer guten Leistung in die Vorbereitung der Boston Celtics. Bei seinem ersten Einsatz im ersten Vorbereitungsspiel steuerte er zwölf Punkte und sieben Rebounds bei. Dafür gab es extra Lob von Trainer Brad Stevens. "Wir werden noch Spaß an ihm haben", sagte er. In der Tat kann der 25-Jährige mit seiner Athletik, Schnelligkeit sowie Reboundstärke (im Schnitt sechs Rebounds in vier Vorbereitungsspielen) ein wichtiges Puzzlestück beim Spitzenteam und Rekordmeister werden.

Maxi Kleber (25, Dallas Mavericks): Seit dem Sommer ist Nowitzki nicht mehr der einzige Deutsche in Reihen der Dallas Mavericks. Maxi Kleber stammt wie Nowitzki aus Würzburg und soll auch vom Altmeister persönlich in dieser Saison angelernt werden. Mit seinen 2,11 Metern könnte er hinter Nowitzki und Center Nerlens Noel einige Minuten abstauben und ins kalte NBA-Wasser geworfen werden. In erster Linie gilt es für den 25-Jährigen, in der besten Basketball-Liga der Welt anzukommen, endlich gesund zu bleiben und sich zu entwickeln.

Isaiah Hartenstein (19, Houston Rockets): Der jüngste Deutsche im Bunde wurde im Juni zwar an Position 43 von den Houston Rockets gedrafted. Vorerst läuft der 19-Jährige aber noch nicht in der NBA auf. Einem Bericht des Houston Chronicle zufolge wird Hartenstein beim Rockets-Farmteam "Rio Grande Valley Vipers" in der NBA-Entwicklungsliga ("G-League") unterschreiben, um dort Spielpraxis zu sammeln und den nächsten Karriereschritt zu machen. Ein durchaus üblicher Vorgang für junge Talente, die vor ihrer NBA-Karriere stehen. Gut möglich, dass er während der Saison von seinem eigentlichen Arbeitgeber "befördert" wird und in der NBA zu sehen ist.

Die Tendenz zu Clustern von Superstars in einem Team ist auch in diesem Sommer voran geschritten. Aufbauspieler Chris Paul gesellte sich zu Scoringmaschine James Harden bei den Houston Rockets. MVP Russell Westbrook versammelte die All-Stars Paul George und Carmelo Anthony bei den Oklahoma Thunder um sich, während bei den Boston Celtics Kyrie Irving, Gordon Hayward und Al Horford ein illustres Trio bilden. LeBron James geht bei Vize-Meister Cleveland Cavaliers erneut mit seinem alten Kumpel Dwyane Wade sowie Kevin Love und Isaiah Thomas auf Titeljagd. Diese Star-Ansammlungen sind eine Reaktion auf die erfolgreiche Supsterstar-Fraktion des Meisters Golden State Warriors, die auch in der neuen Spielzeit mit Steph Curry, Kevin Durant, Draymond Green und Klay Thompson auflaufen.

Eben jene Golden State Warriors sind auch in diesem Jahr bei Experten und Buchmachern Topfavorit Nummer eins. Der Titelverteidiger stand drei Jahre in Folge in den Finalspielen und könnte die vierte Final-Paarung in Serie unter dem Titel "Warriors gegen Cavaliers" perfekt machen. Im Osten spielen vor allem Cleveland und die Boston Celtics, die mit dem Wechsel von Kyrie Irving aus Cleveland einen aufsehenerregenden Transfer austüftelten, um die Krone. Im Westen formiert sich die Spitzengruppe um Golden State, Houston, San Antonio und Oklahoma.

Die NBA-Teams verfügen dank eines Millardendeals mit den TV-Sendern (24 Milliarden über neun Jahre) seit der vergangenen Saison über so viel Geld wie nie. Auch Nowitzki verteidigte zuletzt die Millionendeals: "Das Geld ist nun einmal da." Nowitzki selbst verzichtet wieder einmal auf die großen Scheine, um die Kaderplanung der Mavs zu vereinfachen. Der Zwei-Jahres-Vertrag, den er im Sommer unterschrieben hat, garantiert ihm die Summe von zehn Millionen Dollar. Ein wahres Schnäppchen.

Denn über den Sommer zeigte sich eine Tendenz zu großen Verträgen. Ein Rekord-Vertrag jagte den anderen. NBA-Champ Steph Curry sprengte mit seinem neuen Arbeitspapier im Juli als erster Spieler die 200-Millionen-Dollar-Mauer (201 Millionen). Übertrumpft wurde er von MVP Russell Westbrook (fünf Jahre für 205 Millionen Dollar) und Houston-Spieler James Harden, der mit seinen Fünfjahres-Vertrag über insgesamt 228 Millonen Dollar ebenfalls nicht am Hungertuch nagen muss.

Für Schlagzeilen sorgte auch die vorzeitige Vertragsverlängerung von Joel Embiid mit einem Volumen von 148 Millionen Dollar. Talent und Potenzial rechtfertigen diese Verlängerung allemal, Kritik mussten sich die Philadelphia 76ers allerdings dafür anhören, dass der von Verletzungen geplagte Centerspieler in drei Jahren bislang nur in 31 Spielen von 246 möglichen Spielen einsatzfähig war (inklusive Minutenbeschränkung seitens der Ärzte und Trainer).

(ems)
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