Deutsche NFL-Hoffnung Equanimeous St. Brown freut sich auf die Pässe von Rodgers

Green Bay/Leverkusen · Equanimeous St. Brown hat Leverkusener Wurzeln und will die US-Footballliga NFL erobern.

Equanimeous St. Brown.

Equanimeous St. Brown.

Foto: AP

Die Hoffnung vieler American-Football-Fans in Deutschland hat einen Namen - und der ist ziemlich ungewöhnlich. Der vierfache Super-Bowl-Sieger Green Bay Packers hat sich im NFL-Draft die Dienste von Equanimeous Tristan Imhotep J. St. Brown gesichert.

Das lange Warten während des Drafts, bei dem drei Kamerateams mit im Wohnzimmer vor dem Fernseher waren, um die Reaktion zu filmen, hat sich für den 1,96 Meter großen, gut 100 Kilo schweren Deutsch-Amerikaner mit Wurzeln in Leverkusen gelohnt. Bei seinem neuen Team bekommt der 21-Jährige exakt das, was er sich im Vorfeld gewünscht hat: ein Team, das gute Play-off-Chancen besitzt, großen Wert auf das Passspiel setzt, fanatische Anhänger hat und mit Aaron Rodgers einen der besten Quarterbacks der Liga beschäftigt. "Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zu spielen", betont der junge Pass-Empfänger.

Für EQ, wie er genannt wird, hält der Kader der Packers einen weiteren Bonus bereit. Denn zu den Ersatzspielern für Rodgers zählt in der neuen Saison auch St. Browns Freund DeShon Kizer. Beide kennen sich von gemeinsamen Zeiten bei den "Fighting Irish" der Notre Dame University. Kizer warf vor zwei Jahren in St. Browns erfolgreichster Saison auch den Pass zu jenem artistischen Touchdown mit Salto, der sich im Internet rasant verbreitete und dem Receiver große Aufmerksamkeit bescherte.

Die Eltern lernten sich auf einer Fitness-Messe in Essen kennen

Die US-Medien verliebten sich regelrecht in den Deutsch-Amerikaner mit dem Bandwurm-Namen und der außergewöhnlichen Familiengeschichte. Mutter Miriam Steyer, für deren Nachnamen das St. in St. Brown steht, und der Bodybuilder sowie zweifache Mr. Universe John Brown lernten sich einst auf einer Fitness-Messe in Essen kennen, heirateten in Leverkusen und zogen gemeinsam nach Kalifornien.

Ihre drei Söhne zogen sie in Anaheim groß und bereiteten sie dabei fast generalstabsmäßig auf eine erfolgreiche Zukunft vor. EQ und seine Brüder sprechen fließend Deutsch, Englisch sowie Französisch und dürfen alle drei auf eine Zukunft als Receiver in der NFL hoffen. Auch Osiris (Stanford University) und Amon-Ra (University of Southern California), die schon für die deutsche Junioren-Nationalmannschaft gespielt haben, bescheinigen Experten große Chancen auf eine erfolgreiche Karriere.

Der Jüngste im Trio darf sich schon auf eine Revanche freuen, wenn er in einigen Jahren in den Draft geht. Denn kurz bevor in einer der früheren Runden des Auswahlverfahrens der Name eines gezogenen Spielers bekanntgegeben wurde, schlich sich Amon-Ra nach draußen und rief mit unterdrückter Nummer auf dem Handy seines großen Bruders an. Der dachte natürlich, die NFL oder ein US-Team wollte ihn erreichen. "EQ" aber nimmt den Lacher auf seine Kosten mit Humor. "Da hat er mich schön reingelegt", zollt er dem Scherz Respekt.

Statt Späßen wird nun allerdings harte Arbeit gefragt sein, um es vom großen vorläufigen Kader auch ins endgültige Team für die Spielzeit zu schaffen. Dafür übt er fleißig Passrouten und trainiert mit Vater John, um an Muskelmasse zuzulegen. Auch für seine Vermarktung vertraut er auf die Familie und hat Onkel Mike Steyer als Berater engagiert.

Trainer in Leverkusen prophezeite "EQ" eine Fußballkarriere

Am Donnerstag stieg Equanimeous St. Brown in den Flieger für seinen Antrittsbesuch in Green Bay. Dann geht es zurück, um den Umzug nach Wisconsin zu organisieren. Obwohl er im warmen Kalifornien aufgewachsen ist, wird das kalte Klima dort kein Neuland für ihn sein. "Das Klima ist ähnlich wie in South Bend, wo die Notre Dame University liegt. Ich bin also froh, dass ich meine Wintersachen noch nicht entsorgt habe", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die Freunde in Deutschland, wo ihm ein Fußballtrainer in Leverkusen einst das Zeug für eine Karriere als Fußballer prophezeit hatte, werden noch etwas auf den nächsten Besuch warten müssen. Dafür hofft "EQ", dass sich aus der Stadt, in der er als Kind und Jugendlicher die Sommerferien verbrachte, möglichst viele auf den Weg zu seinen Spielen machen. Vielleicht geht ja auch ein weiterer Traum des Receivers in Erfüllung, denn es gibt Überlegungen für regelmäßige Gastspiele der NFL in Deutschland - wie schon in England und Mexiko.

Ob er für den American Football in Deutschland ein ähnlicher Markenbotschafter sein kann, wie es Basketball-Superstar Dirk Nowitzki ist, bleibt abzuwarten. Den Ehrgeiz dazu hat EQ auf jeden Fall: "Das ist definitiv ein Ansporn für mich", sagt er. "American Football ist ein toller Sport. Wenn ich dazu beitragen kann, dass er in Deutschland populärer wird und sich die Kids in Vereinen anmelden, dann macht mich das happy und stolz."

(RP)
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