Kampf um den Klassenerhalt HSV-Fans fallen langsam vom Glauben ab

Hamburg · Zwei Spiele, null Punkte - nach dem Fehlstart des Hamburger SV ins neue Jahr ist für den Tabellenvorletzten am Freitag gegen Bayer Leverkusen ein Sieg fast schon Pflicht und jetzt laufen dem HSV auch noch die Zuschauer davon.

Dem HSV droht am Freitagabend eine betrübliche Kulisse.

Dem HSV droht am Freitagabend eine betrübliche Kulisse.

Foto: dpa, Axel Heimken

Der Kampf gegen den Abstieg wird immer schwieriger, nun fallen auch noch die Fans langsam vom Glauben an den Klassenerhalt ab: Nur etwa 45.000 Zuschauer dürften am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker) die Partie gegen Bayer Leverkusen verfolgen. Eine Marke, die im Volksparkstadion in den vergangenen zehn Jahren nur ein einziges Mal unterboten wurde.

Die vorsichtige Aufbruchstimmung am Ende des vergangenen Jahres ist längst verflogen, zwei selbst verschuldete Niederlagen in Wolfsburg (0:1) und Ingolstadt (1:3) haben die Hanseaten bis auf den vorletzten Tabellenplatz abstürzen lassen. Nur mit einem Sieg können die Norddeutschen diesen direkten Abstiegsrang zumindest bis Samstag verlassen.

"Vielleicht hilft es uns ja, dass wir jetzt wieder so richtig, richtig unten drin sind", sagte Trainer Markus Gisdol, der speziell nach dem deprimierenden Auftritt in Ingolstadt von einem "Ausrutscher" sprach, "der sich auf keinen Fall wiederholen darf."

Der Königstransfer braucht noch Anlaufzeit

Auch die beiden ligainternen Wintertransfers Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos, der am Freitag auf seine Ex-Klub trifft, konnten den Fehlstart nicht verhindern. Und vom Königstransfer Walace ist eine Soforthilfe naturgemäß nicht zu erwarten. Der Nationalspieler braucht nach dem Wechsel vom heißen Brasilien ins winterlich-kalte Hamburg noch Zeit zur Akklimatisation - auf und neben dem Spielfeld.

"Walace hat sich im Training gut präsentiert und macht körperlich sogar einen sehr guten Eindruck. Aber er wird nicht auf einen Schlag allein unsere Probleme beheben können", sagte Gisdol am Donnerstag. Der Sechser, für den der HSV neun Millionen Euro berappen musste, wird bestenfalls auf der Reservebank Platz nehmen.

Mittlerweile macht man beim Bundesliga-Dino auch keinen Hehl mehr daraus, dass der Südamerikaner ungeachtet seiner Fähigkeiten als Last-Minute-Transfer nicht unbedingt die erste Wahl war. Gisdol: "Leider haben wir die deutschsprachigen Spieler mit Bundesliga-Erfahrung, die wir haben wollten, nicht bekommen können." Interessiert war man am Augsburger Dominik Kohr und an Eugen Polanski aus Hoffenheim.

Die sportlich missliche Lage führt auch dazu, dass der neue Sportchef Jens Todt wie schon seine Vorgänger Oliver Kreuzer und Peter Knäbel bei den Planungen für die Sommertransfers doppelgleisig fahren muss, eine durchaus problematisches Szenario. "Wir müssen Spieler suchen, die sich auf den HSV in beiden Ligen einlassen", erklärte der 47-Jährige die bei den Norddeutschen fast schon traditionell lange Ungewissheit über die Platzierung am Saisonende.

Profitieren könnten die Gastgeber indes von den zahlreichen Ausfällen bei den Leverkusenern, die am Donnerstagabend zusätzlich zum ohnehin großen Verletzungspech noch von der Sperre gegen Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu geschockt wurden. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte die vom Weltverband FIFA wegen eines Vertragsbruchs ausgesprochene viermonatige Sperre gegen den offensiven Mittelfeldspieler. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen Hakan Calhanoglu und dem türkischen Verein Trabzonspor.

Neben Calhanoglu, für den die Saison damit vorzeitig beendet ist, und Stürmerstar Javier Chicharito (Faserriss im linken Adduktorenbereich) fehlen dem Liga-Neunten zudem Kapitän Lars Bender wegen einer langwierigen Fußverletzung sowie Innenverteidiger Alexander Dragovic, den eine Sehnenblessur plagt.

Winterzugang Leon Bailey, für zwölf Millionen Euro vom KRC Genk aus Belgien gekommen, wird dennoch auf keinen Fall von Beginn an auflaufen. "Er hat zweimal mit uns trainiert und fährt mit. Mit einem Einsatz in der Startelf würde ich ihm aber keinen Gefallen tun", sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt.

(sid)
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