Kolumne: Gegenpressing Ach du dickes Ei
Düsseldorf · Die NFL möchte mit Football gerne auch in Europa viel Geld verdienen. Beim letzten Anlauf ist das Projekt allerdings mit einer Pleite zu Ende gegangen.
Die nordamerikanische Profiliga NFL hatte da so einen Plan. Weil der heimische Markt weitestgehend abgegrast war, wollte man mit dem Produkt neue Kontinente erschließen, um Football noch populärer zu machen. Und da es in Europa bereits ganz besonders viele Football-Stadien gibt, war die Entscheidung schnell getroffen. Der kleine Unterschied zwischen Football und Fußball fällt da nicht weiter ins Gewicht. Die NFL Europe war ein gigantisches Projekt. In Düsseldorf (Rhein Fire), Frankfurt (Galaxy), Berlin (Thunder) und Hamburg (Sea Devils) jagte man fortan einem Ei hinterher. Ein tolles Spektakel. Es rechnete sich nur nicht. Im Juni 2007 wurde die hochdefizitäre Serie nach 15 Spielzeiten eingestellt.
Die Sache mit dem Ei ist allerdings noch immer nicht vom Tisch. Die NFL will künftig noch mehr Spiele im Ausland austragen. Die Eigner stimmten dafür, Partien neben England auch in Mexiko, Kanada und Deutschland durchzuführen. Mexiko, Kanada, Deutschland — rein geografisch schon total nachvollziehbar. "Wir denken, dass es Zeit ist, unsere internationale Serie in andere Länder zu expandieren und somit auf das wachsende Interesse an unserem Spiel nicht nur in England, sondern auch anderswo rund um den Globus, zu reagieren", sagt Commissioner Roger Goodell.
In dieser Saison werden drei NFL-Spiele im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen. Die NFL ist dort bereits seit 2007 jährlich zu Gast. Von 2018 an sollen Partien im neuen Stadion des Premier-League-Clubs Tottenham Hotspur folgen. Mark Waller, NFL-Vizepräsident für Marketing, betont, dass man bereits 2016 ein Match außerhalb Englands austragen wolle. Den Spielort wird die Liga noch in diesem Herbst bekanntgeben. Vielleicht kommt bald schon ein eigenes Team dazu.
Es gebe zahlreiche deutsche Städte, die Interesse an einem solchen Spiel hätten, verkündete die NFL. Mindestens so interessiert dürften ein paar ehemalige Fußballspieler die Nachricht zur Kenntnis genommen haben. Denn vielleicht bietet sich ihnen so die Chance auf eine Anschlussbeschäftigung. Der frühere Kicker Manfred Burgsmüller kickte später noch eine Weile erfolgreich im europäischen Ableger der NFL. Mario Basler würde eine neue Herausforderung sicherlich nicht schrecken. Schließlich ist der Kraft- und Zeitaufwand auf dieser Position vergleichsweise überschaubar.
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