Football-Experte im TV Esume erklärt den Deutschen mit vorlauter Klappe die NFL

Berlin · Patrick Esume war früher Footballprofi und als einziger Deutscher Assistenzcoach bei verschiedenen NFL-Klubs. Neuerdings ist der Hamburger neben seiner Tätigkeit als Nationaltrainer in Frankreich auch TV-Experte – eine Idealbesetzung.

Patrick Esume war früher Footballprofi und als einziger Deutscher Assistenzcoach bei verschiedenen NFL-Klubs. Neuerdings ist der Hamburger neben seiner Tätigkeit als Nationaltrainer in Frankreich auch TV-Experte — eine Idealbesetzung.

Patrick Esume weiß, dass er gebraucht wird. "Wenn man zum ersten Mal Football schaut, muss man jemanden dabei haben, der ein bisschen Verständnis hat", sagt der Hamburger im SID-Gespräch. Und genau hier kommt der Fachmann ins Spiel. Esume ist genau der Richtige, um etwas Licht in den vielen Deutschen noch immer fremden US-Sport zu bringen.

Dreimal im Monat, immer Sonntagsabend zur besten Sendezeit, ist Esume bei der Übertragung von ProSieben MAXX als Experte im Einsatz. Seit dieser Saison läuft die Hauptrunde der NFL im deutschen Free-TV und ist damit erstmals jedem zugänglich. Es ergeben sich viele Fragen, für Fans und Moderatoren. Esume ist der perfekte Ansprechpartner, wenn es um die Regeln oder die Taktik in der US-Profiliga geht oder auch um mehr als das kleine Einmaleins. Grund dafür ist allein schon die Vita des 41-Jährigen.

"Es gibt kaum jemanden oder vielleicht gar keinen, der überhaupt NFL-Erfahrung als Trainer hat hier in Deutschland", sagt Esume und klammert sich dabei aus. Der frühere Profi war Assistenzcoach bei den Oakland Raiders, den Cleveland Browns und den Philadelphia Eagles. Zweimal holte er als Trainer den World Bowl, die Meisterschaft im längst eingestellten Europa-Ableger NFL Europe.

Der Wechsel zum Fernsehen ging schnell über die Bühne. "Ich bin da vorbeigefahren und habe geguckt, wie das vor der Kamera klappt", sagt Esume im typischen Hamburger Slang. Er erhielt den Zuschlag, wohl auch wegen seiner unterhaltsamen Art: "Ich schätze mal, dass denen meine vorlaute Coaches-Klappe gefallen hat."

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Football ist in Deutschland weiter eine Randerscheinung. Doch der Start des TV-Projekts verlief vielversprechend. So lag der Marktanteil in der Zielgruppe am 6. Spieltag bei 8,3 Prozent. Selbst der "Football-Botschafter", wie die Hamburger Morgenpost Esume einst nannte, ist überrascht: "Dass die Quoten so gut ausfallen, hätte sich wirklich keiner erträumen lassen."

Die ganze Woche bereitet sich der Fachmann auf seinen Einsatz vor. Liest Spieler-Biografien, sieht sich Statistiken und Videos der beiden Teams an. Esume ist immer nur bei einem von zwei Sonntagsspielen dabei, die beim "Double-Header" gezeigt werden. Einmal im Monat setzt er aus: "Man hat ja auch eine Familie. Die muss man auch ab und zu mal sehen."

Esume hat viel zu tun. Er ist auch noch Nationaltrainer in Frankreich, dazu Assistent bei den Hamburg Huskies aus der German Football League (GFL). Vor einigen Jahren war er eine Zeit lang Athletiktrainer von Box-Weltmeister Ruslan Chagaev. Aber solche Jobs macht er aus Zeitnot vorerst nicht mehr.

Trotz des vielversprechenden Starts der neuen NFL-Sendung, für die es fast nur positives Feedback gibt ("Es sind wenige Nörgler dabei"), erhofft sich Esume noch mehr Aufmerksamkeit. Dass es in Sebastian Vollmer seit Frühjahr erstmals einen deutschen Super-Bowl-Gewinner gibt, sei zwar wichtig gewesen, aber Vollmer falle wegen seiner Position im Spiel kaum auf: "Es wäre für den Football grandios, wenn mal ein Quarterback, Running Back oder Receiver aus Deutschland käme, der viele Punkte aufs Brett bringt. Das wäre der Riesensprung."

Die Kritik an den Regeln versteht er nicht. "Der Grundgedanke ist gar nicht so kompliziert", so Esume: "Schach als solches ist auch nicht schwer zu verstehen. Aber wenn zwei Großmeister gegeneinander spielen, ist es schon sicherlich intellektuell anspruchsvoll. Genauso ist es beim Football."

(sid)
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