Werbung beim Super Bowl Die wohl teuersten Lacher und Tränen der Welt

Düsseldorf · Selbst in Deutschland saßen vergangenes Jahr 1,4 Millionen Menschen vor dem Fernseher, als der Super Bowl zwischen den Seattle Seahawks und den Denver Broncos losging. Aus drei Gründen ist das ein erstaunlicher Wert: Erstens war es bereits halb eins in der Nacht, zweitens ist vielen Sportfans das Spiel mit dem Ei noch immer ein Rätsel – und drittens flimmert die Übertragung hierzulande ohne die legendären Werbespots aus den USA über den Bildschirm.

Das sind die Werbespots
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Foto: Screenshot Youtube

Selbst in Deutschland saßen vergangenes Jahr 1,4 Millionen Menschen vor dem Fernseher, als der Super Bowl zwischen den Seattle Seahawks und den Denver Broncos losging. Aus drei Gründen ist das ein erstaunlicher Wert: Erstens war es bereits halb eins in der Nacht, zweitens ist vielen Sportfans das Spiel mit dem Ei noch immer ein Rätsel — und drittens flimmert die Übertragung hierzulande ohne die legendären Werbespots aus den USA über den Bildschirm.

Würde man frei nach "Familienduell"-Moderator Werner Schulze-Erdel "100 Leute fragen, was sie mit dem Super Bowl verbinden", hätte "Werbung" noch vor "Halbzeit-Show" und dann doch sportbezogenen Begriffen wie "Quarterback" und "Touchdown" das Zeug zur meistgenannten Antwort. Die Bedeutung der Spots lässt sich auch in der Nacht von Sonntag auf Montag vor dem deutschen Fernsehprogramm erahnen. Nämlich dann, wenn sich Pause an Pause reiht und das Geschehen in die Länge zieht.

Durchschnittlich 4,5 Millionen Dollar kostet ein 30-Sekunden-Spot in diesem Jahr, wie unter anderem "Forbes" berichtet. Aus wirtschaftlicher Sicht leuchtet diese Investition dem Laien ein: Im Schnitt sehen mehr als 100 Millionen Menschen in den USA zu, viermal hat der Super Bowl in den vergangenen fünf Jahren einen Reichweitenrekord aufgestellt. Das erleichtert den Marketingabteilungen einerseits die Arbeit, weil ihre potenzielle Zielgruppe kurz und knapp mit "jeder" umrissen ist. Andererseits könnte der Druck wohl kaum größer sein, angesichts der enormen Kosten einen Spot abzuliefern, an den sich die Massen zumindest am nächsten Morgen noch erinnern.

NBC verlangt in diesem Jahr sieben Prozent mehr als Fox im vergangenen. USA Today hat errechnet: Heute ist die Werbezeit 15-mal so teuer wie 1967 beim ersten Super Bowl (inflationsbereinigt), seit der Jahrtausendwende hat sich der Preis noch einmal verdoppelt. Eine Top-Ten-Liste gibt einen Vorgeschmack, was die Fans diesmal erwartet: In zwei Spots geht es um Autos, zweimal um Körperpflege, einmal um Bier, einmal um einen Softdrink, einmal um Fast Food, einmal um Dessous, einmal um Chips und einmal um einen Schokoriegel. Häppchenweise werden die Zuschauer vorab mit neuen Clips gefüttert. Im Youtube-Zeitalter kommen viele auf mehr als eine Million Views, bevor überhaupt ein Ball gekickt oder geworfen wurde.

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Foto: AP/Matt York

Dabei geht es nicht mehr nur darum, die größten Lacher einzuheimsen. Auch emotional sollen die Zuschauer gepackt werden. Manch einer neigt mit dem einen oder anderen Bier im Blut durchaus zu Sentimentalitäten. Mit einem Minutenpreis von neun Millionen Dollar dürften die dahingehend erfolgreichsten Spots die teuerste Gänsehaut des Jahres verursachen.

Als sehr effektvoll kann es sich auch erweisen, gar nicht erst in den Werbepausen präsent zu sein — weil der Spot verboten wurde. Eine Firma, deren Geräte Leitungswasser in Sprudelwasser umwandeln, warb mit Filmstar Scarlett Johansson. Die hatte sich im prüden Amerika keineswegs zu freizügig gezeigt, sondern gegen Pepsi und Coca-Cola gegiftet. Das gerät schnell zu einem größeren Affront als nackte Haut.

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